Wiki P., Nachtrag

Über den Anlass des Streits.

Fast jeder hat mittlerweile fast alles über den Fall Tron gesagt. Bislang entgangen war zumindest mir die Behauptung, dass der Autor eines schauderlich klingenden Hacker-Verschwörungs-Romans auf dem vollen Namen von Boris F. als Namen für eine fiktionale Figur mit der Begründung beharre, der Name F.s stehe auch in der Wikipedia. Das soll der konkrete Anlass für die (verweigerte) Bitte der Eltern an die Wikipedia gewesen sein, den Nachnamen abzukürzen, sagt CCC-Sprecher Andy Müller-Maguhn laut ORF futurezone.

Die Folgen des Streits sind wahrlich nicht schön: Die Eltern stehen mehr im Rampenlicht als je zuvor, Wikimedia Deutschland darf wikipedia.de vorerst nicht mehr als Weiterleitung zur deutschen Wikipedia verwenden und der Roman bekommt unverdiente Publicity. Aber zumindest dürfen wir alle – die Wikipedianer ausdrücklich eingeschlossen – noch einmal darüber nachdenken, ob es weise ist, solche Konflikte juristisch zu lösen.

Nachtrag: Weiterleitungsverbot aufgehoben.

Auf die Finger

Über die kleine Medienkritik in Weblogs.

  1. Medienrauschen: Wird man es bei Spiegel Online jemals lernen?
    (Kurzfassung: In einem Spiegel-Online-Artikel sind Wikipedia-Auszüge ohne Quellenhinweise übernommen.)
  2. Mathias Schindler: Spiegel Online: Souveräne Reaktion
    (Kurzfassung: Spiegel Online hat sich entschuldigt.)
  3. Peter Turi: Spießer2.0
    (Kurzfassung: Kritik an kleinkarierten Blog-Attacken gegen die etablierten Medien.)
  4. Fabian Mohr: Warum Haue pädagogisch wertvoll ist
    (Kurzfassung: Inhalte kopieren ist nicht nur provinziell, sondern dumm.)

Wiki P. und die Namen

Wikipedia-Debatte über Anonymität.

Bei Spiegel Online schreibt Holger Dambeck über eine interessante Debatte unter Wikipedianern über die Nennung von Familiennamen in einem Kriminalfall. Es geht konkret um den Fall des Hackers Boris F., der unter dem Pseudonym Tron bekannt wurde. Vor einem halben Jahr habe ich schon einmal gefragt, was im Zeitalter von Google eigentlich noch Folgeberichterstattung ist. Am Beispiel des „Soldatenmords von Lebach“ ging es damals um die Resozialisierung eines Täters, im Fall Tron um die Interessen des Opfers und seiner Hinterbliebenen.

Die Diskussion halte ich für dringend notwendig, wenngleich gerade der Fall Tron sich dafür weniger gut eignet. Zum Teil wird argumentiert, dass der Name doch anderswo ganz genannt wird. Damit sind wir schnell beim niedrigsten Standard. Wikipedia ist, wie einer der Diskussionsteilnehmer anmerkt, längst ein Massenmedium — und hat damit eben Verantwortung, auch jenseits von juristischen Pflichten.

Bloggende Nachrichtenagenturen?

AP sendet Blog-Meldungen.

Jetzt wird es endgültig verwirrend: Associated Press hat angefangen, Blogeinträge als Meldungen über den Agenturticker zu geben. Die armen Redaktionen bekommen beispielsweise von AP-Football-Reporter Dave Goldberg am 5. Januar eine Meldung, die aus zwei einzelnen besteht, datiert 4. und 5. Januar. Am selben Tag läuft über den AP-Ticker eine Sammlung von Einträgen, die am 30. Dezember beginnt und von einer ganzen Reihe unterschiedlicher Autoren stammt. Offenbar wird die Meldung einfach täglich verlängert gesendet. Am 6. Januar kommt dann dies: „The following blog is from Jerusalem where AP staffers Aron Heller and Sara Toth covered the story of Prime Minister Ariel Sharon’s health crisis.“

Was genau sollen die AP-Kunden denn damit anfangen? Bei vielen Onlineangeboten läuft es einfach ungefiltert und verwirrend heraus, wie es hereingelaufen ist. Aber selbst da, wo Journalisten das Material bekommen, können sie ja schlecht daraus ein eigenes Blog erschaffen. Sollen sie es so abdrucken?

Eile mit Weile

Wer ist Choburg?

Eilmeldung: Choburg und Familie laut jemenitischer Regierung frei

(Spiegel Online, 13.44 Uhr. Fehler sind menschlich. Dieser überwältigende Hass auf das CMS, das sich beim Tilgen von Fehlern in Überschriften besonders viel Zeit nimmt.)