Leicht gestört

Technische Probleme im Fernsehen und Internet.

Ich liebe Testbilder, aber ich mag auch Störungstafeln sehr gern.

TAB-Multimedia.de hat eine Sammlung erstklassiger Aufnahmen — unter anderem eine Seite mit ARD-Störungstafeln, bei der ein pinkfarbener ARD-Stern herausragt. Viele dieser Grafiken sind auch deswegen so unterhaltsam, weil sie ganz offensichtlich nie und nimmer mit der Designabteilung des Hauses abgesprochen worden sind, sondern direkt aus dem Tuschkasten von Technikern stammen. Ein Beispiel dafür sind die Testbilder, mit denen manche Feeds vom NDR in Hamburg versehen sind: komplett mit Antje, dem Walross. Der WDR hält mit der Maus dagegen, der ORB damals mit Goldfischen. Die frühere Störungstafel von Norwegens NRK bietet der Sender mittlerweile auch als T-Shirt an.

Im Netz war es der Fotodienst Flickr, der mit „Flickr is having a massage“ humorvolle Störungsseiten populär gemacht hat. Wenn Bloglines.com in Schwierigkeiten ist, kommt inzwischen der Bloglines-Klempner.

Der Bloglines-Klempner

Beim MySpace-Ausfall gab es dafür Pacman auf der Startseite.

MySpace-Pacman

Habe ich weitere gute Störungsseiten verpasst?

Kleine Sojapanne

Wir alle machen Fehler.

Es ist ein spannender, ausführlicher Bericht über Soja, den der Guardian am Dienstag gedruckt hat — definitiv geeignet, dem Soja-Enthusiasten den Tag zu verderben.

Guardian-Titelseite mit der Schlagzeile The shocking truth about soya

Ein bisschen bedauerlich ist es da schon, dass das Foto ganz oben auf der Titelseite gar keine Soja-, sondern Mungbohnen zeigt.

Persönlich gemeint

Startseiten-Lokalisierung bei der BBC.

Wer die Großbritannien-Version (und nicht die internationale) der BBC-News-Website besucht, findet dort neuerdings ein kleines Kästchen:

BBC-Eingabefeld

Zum Ausprobieren: E1 6PU (Brick Lane, London), M16 0RA (Old Trafford, Manchester), BT1 3FG (Queen’s Square, Belfast), EH2 3AA (Princes Street, Edinburgh), LL61 5EX (Llanfairpwllgwyngyll, Wales).

Lokalnachrichten und Lokalwetter für London

Bislang werden nur Schlagzeilen und ein Wetterbericht aus der Region angezeigt — eigentlich nicht sonderlich aufregend. Obendrein noch weit entfernt von BBC Malkovich, dem web2.0igen Gewinner des BBC-Redesign-Wettbewerbs. Aber dass sich ein großes Nachrichtenportal einfach mal merkt, welches Wetter den Nutzer interessiert, ist eben keine Selbstverständlichkeit.

Wenn es um Sport geht, ist das mit der Personalisierung nicht so leicht: Auch in London SW1A 2AA kann ein Fan von Newcastle United wohnen. Dafür gibt es die Möglichkeit, per Checkbox weitere Nachrichten und Sportmeldungen hinzuzufügen.

Die BBC bezeichnet den Dienst aber ausdrücklich als Beta und bittet um Rückmeldungen. Gefällt mir gut: Die Prioritäten werden nicht grotesk ins Lokale verschoben. Auch in Nordwest-Wales ist der Nahost-Konflikt die Topmeldung, nicht der Mangel an Teilzeit-Feuerwehrleuten in Nordwest-Wales.

Ende der Wahlnacht?

Britische Reformpläne.

Mit Polizeieskorte für den Wahlurnen-Transport und Bankangestellten als Auszähler hat es der britische Wahlkreis Sunderland South 1992 erstmals geschafft, seine Stimmzettel in nur zwei Stunden auszuzählen — damals Rekord. Dann sind die Sunderlander ehrgeizig geworden: Im vergangenen Jahr brauchten sie nur 42 Minuten und 45 Sekunden.

Diese Hektik soll bald vorbei sein: Nach vergangenen Betrugsfällen sollen Geburtsdaten und Unterschriften von Briefwählern in Zukunft genau überprüft werden. So genau, dass das Auszählen nicht mehr um 22 Uhr losgehen soll, sondern erst am nächsten Morgen — sagt jedenfalls Bridget Prentice, die für Wahlen zuständige (tief Luft holen) Parlamentarische Stellvertretende Staatssekretärin im Verfassungsministerium.

Die Medien trauern vorbeugend schon einmal: Wo käme Britannien hin ohne etwa den legendären Portillo Moment um drei Uhr in der Nacht, als New Labour den ultrasicher geglaubten Wahlkreis des Verteidigungsministers einnahm? Ohne stundenlange Fernseh-Sendungen und Überraschungen im Morgengrauen?