Wahlsonntag

Die Entscheidung in Hamburg wird diesmal ziemlich spannend.

„Die Klasse 3b wünschT eine gute Wahl“, stand an der Tafel, als ich eben zweimal gewählt und einmal abgestimmt habe. Wahlberechtigt sind heute in Hamburg rund 1,22 Millionen Menschen. Vor zwei Jahren lag die Zahl der gültigen Stimmen bei 850.700, und eine Partei gelangte mit nur 680 Stimmen über der Fünf-Prozent-Hürde in die Regierung. Die aktuellen Umfragen deuten auf ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen hin, also warm amziehen und wählen gehen! Bei NDR Online gibt es im Special Wahl Hamburg die 18-Uhr-Prognose, Hochrechnungen und Ergebnisse der Bürgerschaftswahl, Resultate der Bezirksversammlungswahlen bis zu den einzelnen Stadtteilen, aktuelle Meldungen, Berichte von den Wahlpartys und Reaktionen in Wort, Bild und Ton. Weitere drei Kreuze mache ich also am Ende dieser Wahlnacht.

Naht die Beilagenwelle?

Die Süddeutsche will zusätzlich zur Zeitung Romane verkaufen.

Die Süddeutsche Zeitung will mit Beilagen ein Zusatzgeschäft machen: Ab dem 20. März bietet sie ihren Lesern zusätzlich zur Zeitung Romane der Weltliteratur für 4,90 Euro an, meldet Spiegel Online. Den ersten Band, Milan Kunderas „Unerträgliche Leichtigkeit des Seins“, gibt es kostenlos. Die südeuropäischen Zeitungen und Magazine machen das schon lange, beispielsweise die spanischen Tageszeitungen „El País“ und „El Mundo“ — Spielfilm-DVDs und Sprachkurse gibt es gegen Aufpreis dazu, die Leser können wahlweise eine 20-bändige oder eine 18-bändige Enzyklopädie sammeln. Das Wirtschaftsblatt Expansión legt den Regionalatlas dank Sponsorenhilfe gleich kostenlos bei. Die Kioskbesitzer in Deutschland können also schon einmal etwas Platz machen, wenn die Beilagenwelle tatsächlich nach Nordeuropa herüberschwappt.
Nachtrag: Vorbild der Süddeutschen ist laut AFP (via FAZ) die italienische La Repubblica: In einem Jahr hat sie 25 Mio. Bücher für 84 Mio. Euro verkauft und die Abo-Auflage um ein Viertel erhöht.

VeriSign verklagt ICANN

Der .com- und .net-Domainverwalter klagt gegen die Netzverwaltung.

Der .com- und .net-Domainverwalter VeriSign klagt vor einem Bundesgericht in Kalifornien gegen die Netzverwaltung ICANN: Das könnte ein sehr wichtiger Prozess im Bereich Netzpolitik werden. Laut Pressemitteilung geht es VeriSign darum, dass ICANN seine vertraglichen Befugnisse überschritten habe und die Geschäfte des Unternehmens unzulässig zu regulieren versuche. Das Wall Street Journal nennt die Anklage „a broad antitrust lawsuit“. Eine Stellungnahme von ICANN gibt es noch nicht. Declan McCullagh hat die Klageschrift im Original-PDF: Teil 1 und Teil 2.

Die Vorwürfe beziehen sich nach einem ersten flüchtigen Blick auf vier Bereiche:

  • das Abfangen von Anfragen nach unregistrierten Domains (Sitefinder),
  • die Einrichtung einer Warteliste für registrierte Domains (WLS, von ICANN unter Auflagen akzeptiert),
  • internationalisierte Domainnamen (IDN) und
  • ConsoliDate, ein System zur Vereinheitlichung der Daten, an denen eine Domainregistrierung ausläuft (genehmigt).

Von den sieben Klagebegehren scheint das erste besonders gravierend: VeriSign wirft ICANN eine zulässige Wettbewerbsbeschränkung auf dem Markt und den Untermärkten der TLD-Verwaltung vor. Das Unternehmen sieht darin das Wettbewerbsgesetz Sherman Act verletzt. VeriSign verlangt Schadenersatz und die Feststellung, dass es die genannten Dienste ohne ICANN-Auflagen anbieten darf. Bei den Vorwürfen des Vertragsbruchs geht es um das .com-Abkommen von 2001 und die Frage, was genau Registry Services sind.

Ohne genauere Details ist es für eine weitere Bewertung zu früh, amerikanische Juristen werden sich in den nächsten Tagen sicherlich mit ihrer Einschätzung zu Wort melden. Wer die Entwicklung verfolgen will, sollte aber in nächster Zeit eine Reihe von Weblogs und Webseiten im Blick haben: Thomas Roesslers No Such Weblog, Monika Ermerts Artikel bei Heise Online, Bret Fausetts Lextext, Esther Dysons Release 4.0, Ross Raders Random Bytes, Andrew McLaughlins C-Note, Wendy Seltzers Legal Tags, Karl Auerbachs CaveBear Blog und natürlich ICANNwatch. Einen erheblichen Teil dessen und noch mehr sammelt der ICANN Blog Aggegrator, den Thomas Roessler betreibt. Für weitere Hinweise bin ich höchst dankbar!

An einem Punkt kann aber vermutlich jeder, der ICANNs Entwicklung verfolgt hat, VeriSign bedenkenlos zustimmen. Ein Manager des Unternehmens erklärte laut Washington Post: „Working the ICANN process is like being nibbled to death by ducks.“ Stimmt.

Zwei Anfragen

Weniger Spam, mehr Vla, und die Welt wäre eine bessere.

Liebes Lazyweb: Wie werde ich die Unmengen Mail Delivery Notifications los, die kommen, seitdem jemand mit meiner Domain als falschem Absender Spam verschickt? (Muss ich meine Catchall-Mailadresse wirklich abschalten und die zulässigen Adressen einzeln freischalten? Wie lästig!)
Liebe Lazyworld: Warum wird Vla nicht auch in Norddeutschland produziert? Schließlich kenne ich immer mehr Vlaholics, nicht nur im Netz. (Für den gewerblichen Import ist Vla offenbar ungeeignet.)

Wahlblog zieht um

Das Hamburger Wahlblog muss umziehen.

Pech für das Hamburger Wahlblog: Heute wird es in einer dpa-Meldung erwähnt, die unter anderem von Heise, Web.de, der Oberhessischen Presse und wer weiß noch wem übernommen wird. Als es eben nicht erreichbar war, dachte ich schon, es wäre ge-dpa-t worden. Die Erklärung ist profaner: Wie Heiko vermeldet ist der niederländische Webhoster insolvent. Sobald die neue Adresse feststeht, wird sie natürlich auch hier vermeldet.

Update: Es bleibt doch bei der bisherigen Adresse interferno.org/wahlinhamburg.