Immer greller

FAZ-Relaunch am Freitag.

Die konservativeren unter den FAZ-Lesern sollten ihre Zeitung jetzt nicht mehr zum Altpapier bringen. Nur noch bis zum 4. Oktober wissen DWDL und kress, ist die Titelseite frei von Farbfotos. Am 5. schlägt dann der lange angekündigte Relaunch zu. Bald danach wäre eine Neuauflage der Imagebroschüre empfehlenswert, in der es momentan in bestem Manufactum-Tonfall heißt:

Eine Titelseite ohne Bilder – auch das ist ein Merkmal der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Am Kiosk, inmitten der immer greller bebilderten Printprodukte, ist sie dadurch auf den ersten Blick zu erkennen.

Nachtrag: Mercedes Bunz hat auf der OMD die neu gestaltete FAZ fotografiert. Auch FAZ.NET wird — endlich — etwas aufgeräumter.

(Apropos lange angekündigt: Der neue Name steht fest, die Zeit durfte schon das Geotagging bewundern, die Werber dürfen derzeit gucken, das Flash-Intro läuft. Und die Passwortabfrage meldet sich schon mit „Produktiv-System WestEins“. Na dann!)

Berlin

Demonstration gegen Vorratsdatenspeicherung.

Es geht um unser Leben im Netz und die Gewissheit, bei unserer privaten und öffentlichen Kommunikation nicht ständig vom Staat überwacht zu werden. Es geht darum, dass man sich auch weiterhin im digitalen Leben frei und offen entfalten kann. Dass man seine Meinung weiterhin ohne Angst frei äußern kann. Dass man weiterhin freie und anonyme Kommunikationswege hat. Wie beim privaten persönlichen Gespräch zuhause im Schlafzimmer, im Park oder im Café.

Markus Beckedahl hat seine Rede bei der heutigen Demonstration gegen Vorratsdatenspeicherung und Co. schon vorab ins Netz gestellt. Wer nicht nach Berlin kommen kann und die Demonstration irgendwann ab 14.30 Uhr vom Netz aus überwachen möchte:

Nachgetragen: Ganz großen Dank an Markus Beckedahl, Patrick Breyer und padeluun stellvertretend für alle, die diese Demonstration organisiert haben! Bei Spreeblick gibt es etliche Links zu Fotos. And finally Meike: „Mein Tipp an den Schwarzen Block: Auflösen, Banklehre machen. Oder auf Sysadmins umschulen. Falls deren Begehr tatsächlich ein Systemsturz ist, das wäre sicherlich der effektivere Weg.“

1851-1922 + 1987-2007

New York Times gibt Bezahldienst auf.

Eine gute Nachricht, via Riesenmaschine: Die New York Times verzichtet ab sofort auf TimesSelect, ihren Bezahldienst für bestimmte Premiuminhalte wie aktuelle Leitartikel und das Meldungsarchiv. Fast alle aktuellen Artikel waren schon vorher ohne Bezahlung zugänglich. Damit ist nun hoffentlich auch Schluss mit dem albernen Vorgehen beim Verlinken von Artikeln, bei dem jeder eine persönliche, 30 Zentimeter lange Webadresse zur Verlinkung zugeteilt bekam. Das ist aber nur die praktische Seite.

Viel einschneidender ist die Erkenntnis, die dahinter steht. Schließlich ist die New York Times eine weltweit bekannte Zeitung — sollten die Leser nicht allein deswegen täglich vorbeischauen und sich dort die Nachrichten abholen und für Leitartikel löhnen? Die Antwort der Zeitung:

Readers increasingly find news through search, as well as through social networks, blogs and other online sources. In light of this shift, we believe offering unfettered access to New York Times reporting and analysis best serves the interest of our readers, our brand and the long-term vitality of our journalism.

Etwas weniger pathetisch ausgedrückt: Die New York Times glaubt nicht mehr an den Leser, der für seine Zeitung pauschal über die Online-Bezahlbarriere springt. Sie hat verstanden, dass Leser gute Inhalte auf vielen Wegen finden — wenn sie denn zu finden ist. Das Ende von TimesSelect ist also keine Überraschung, aber vielleicht für manchen Verleger eine Horizonterweiterung. Gut für die Leitartikler, die jetzt wieder vor Publikum leitartikeln. Gut für die Nutzer, die jetzt ein Zeitungsarchiv bekommen, das immerhin 91 Jahre abdeckt:

In addition to opening the entire site to all readers, The Times will also make available its archives from 1987 to the present without charge, as well as those from 1851 to 1922, which are in the public domain. There will be charges for some material from the period 1923 to 1986, and some will be free.

Planet unter Beobachtung

Ein Clip zur Vorratsdatenspeicherung.

Aus den Schätzen der Prelinger Collection zusammengestrickt:

Planet unter Beobachtung

Direktlink: Video bei Sevenload und Internet Archive, Weiterverbreitung selbstverständlich erwünscht!

Das Gesetz, das die Vorratsdatenspeicherung zur Realität in Deutschland machen soll, steht kurz vor der Verabschiedung im Bundestag. An diesem Freitag, dem 21.9., gibt es dazu eine Anhörung im Rechtsausschuss. Wer sich informieren will, findet alles über die Hintergründe bei vorratsdatenspeicherung.de und die neuesten Informationen bei netzpolitik.org. Wer praktisch etwas tun will, kann sich beispielsweise der Sammelklage anschließen. Und am Samstag, dem 22.9., treffen sich hoffentlich viele bis alle, die nicht mit einer schleichenden Erosion der Privatsphäre leben wollen, in Berlin, am Brandenburger Tor und demonstrieren. Bis dahin!

Nachtrag: Mehr bei tagesschau.de zur Anhörung im Rechtsausschuss und zu den Hintergründen. Dazu die Video-Serie Alltag Überwachung.

Filme (Public Domain): The Town and the Telephone, Radiological Defense, Highlights 1965: A Progress Report, On Guard! The Story of SAGE, Summers Collection: San Francisco und We Learn About the Telephone. Bilder (CC-by) von Jeremy Bourque, remon.rijper, Sean Mason und Everydaylifemodern. Musik: XcyrilElfman 01 (CC-by), MityxOne Ticket Two Bills (Licence Art Libre).

Lesestoff

Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2007.

Die neue ARD/ZDF-Onlinestudie ist da. Ausführliche Interpretationen der Zahlen gibt es wie immer in der Fachzeitschrift Media Perspektiven. Hier gibt es nur ein paar Splitter:

  • 3 Prozent der deutschen Offliner sagen, dass sie wissen, was ein Blog ist. 15 Prozent haben schon mal davon gehört, 82 Prozent noch nicht. (51 Prozent der Offliner sagen, die Bedeutung des Internets werde völlig überschätzt.)
  • 73 Prozent der 14- bis 19-jährigen Internetnutzer verwenden Instant Messaging. In der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre ist es jeder zweite, von 30 bis 39 Jahren nur noch jeder siebte.
  • 41 Prozent der männlichen Internetnutzer sind auf Videoportalen wie YouTube unterwegs (täglich, wöchentlich oder seltener). Unter den Internetnutzerinnen sind es dagegen nur 26 Prozent.
  • 21 Prozent der Internetnutzer haben eine Webcam.
  • 26 Prozent der Internetnutzer haben keine Ahnung, wie schnell ihre DSL-Verbindung genau ist.