Wer mit Spyware wirbt

Ben Edelman untersucht das WhenU-Netzwerk.

Ben Edelman hat sich wieder auf Forschungstour ins Netz begeben: Diesmal widmet er sich Programmen, die den Nutzer beim Surfen im Web beobachten und bei bestimmten Webseiten Popup-Werbung einblenden. Bei seiner Untersuchung des WhenU-Netzwerks hat er herausgefunden, dass dort nicht nur Online-Kasinos und Viagra-Händler werben, sondern auch T-Mobile und Sprint Telecom sowie renommierte Banken wie ING und Chase. Will sich jemand, dessen Computer mit Spyware verseucht ist, beim Breitband-Anbieter Covad anmelden, schiebt sich ein Fenster des Konkurrenten Verizon davor — Ben hat es sogar auf Video dokumentiert.

Tilde-A an die Macht

Durão Barroso fordert Schreiber und Sprecher heraus.

José Manuel Durão Barroso hat offenbar gute Chancen auf den EU-Kommissionsvorsitz. Damit steht o til, der Tilde, offenbar eine große Karriere im nicht-portugiesischen Raum bevor. Um die Suche auf der Tastatur abzukürzen:
HTML: ã
Windows: Alt-0227
MS Word: Alt-Strg-+ a
Mac: Option-n a
Ich freue mich bereits auf die Aussprachevarianten (DschoSEJ ManuELL DoRAUn BaROsu?). Das könnte die größte Herausforderung seit den Achtzigerjahren sein, als ein Elektriker der Danziger Lenin-Werft für Furore sorgte.
Verwandter Link: Aussprachedatenbank von Voice of America

Stille Post in der Blogwelt

Von Alice Schwarzer via Medienkritik zu Instapundit.

1. Alice Schwarzer schreibt über die Folterbilder aus dem Irak und die Rolle, die Frauen dabei spielen. Um eines der Bilder zu beschreiben, schreibt Schwarzer von einem „nackten Menschenhaufen, der uns an KZ-Bilder erinnert“.

2. In seinem Weblog Medienkritik widmet David Kaspar dem Halbsatz „der uns an KZ-Bilder erinnert“ einen ganzen Artikel. Er deutet ihn so um, dass Alice Schwarzer die Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz, Bergen-Belsen, Theresienstadt und Dachau auf einer Stufe mit den Folterungen im Irak sieht. Da seine Zielgruppe — rechtskonservative US-Blogger — Alice Schwarzer nicht kennt, verallgemeinert er die Äußerungen gleich auf „the German media“ insgesamt.

3. Die Zielgruppe reagiert: Jeff Jarvis nimmt den Faden auf und zitiert bei BuzzMachine aus Medienkritik.

4. Die Speerspitze der rechtskonservativen US-Blogger, Glenn „Instapundit“ Reynolds, spitzt die zitierte Kritik am umgedeuteten Halbsatz noch ein bisschen zu: „GERMAN MEDIA: Hey, the holocaust wasn’t all that bad!“ Dieser historische Revisionismus erkläre auch die deutsche Position zum Irakkrieg, bloggt Reynolds und warnt denn auch gleich die Deutschen, dass darauf niemand reinfällt.

(Kein Einzelfall, sondern Methode: Rechte US-Meinungsportale mit ihren bestehenden Vorurteilen beliefern, die sich dafür mit gefälligen Testimonials für die Medienkritik-Seitenleiste bedanken. Die an sich ehrenwerte Suche nach Fehlern, Einseitigkeiten und zu wenig berichteten Themen wird mit begeisterter Hysterie und Einseitigkeit betrieben; das so vermittelte Bild Deutschlands und seiner Medien ist so wirklichkeitsnah wie das „BRD“-Bild des Schwarzen Kanals.)

In schlechter Verfassung

Der Economist rät zur Ablehnung der EU-Verfassung.

Der Economist ist vom Entwurf des EU-Verfassungsvertrags nicht begeistert und rät zur Ablehnung:

[T]he point of a constitution […] is not simply to make the process of government easier. In some ways, just the reverse: it is to make sure that government happens under clear rules and constraints, so that it is hard for it to act and evolve in ways that citizens find unacceptable. Otherwise, effectiveness may be achieved at the expense of popular legitimacy and, ultimately, provoke a backlash. That is where Europe’s new constitution fails.

Fünf Jahre TV in Bhutan

Fernsehen gibt es im Himalaya-Königreich erst seit 1999.

Fernsehen gibt es im Himalaya-Königreich Bhutan erst seit 1999: nicht nur das kurze Abendprogramm von BBS, sondern Satellitenkanäle aus aller Welt. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft Bhutans sind gravierend: Ein Bericht der BBC-Korrespondentin Susie Emmet betont eher die Gelassenheit der Bhutaner. Eine ausführlichere Reportage zweier Guardian-Journalisten vom Juni vergangenen Jahres zeichnet ein Bild, das bedeutend düsterer ist — aber vielleicht auch übertrieben pessimistisch? Ein anderer Artikel bei BBC Online verweist auf die Erfahrungen der Insel St. Helena. Dort haben Studien gezeigt, dass sich die Einführung des Fernsehens nicht auf das Gewaltverhalten der Kinder ausgewirkt hat. Im Mai 2002 war die PBS-Sendung Frontline in Bhutan. Die Dokumentation The Last Place ist im Web zu sehen, ergänzt um weitere Information wie den Leserbrief eines Vaters an die Wochenzeitung von Bhutan.