1. Alice Schwarzer schreibt über die Folterbilder aus dem Irak und die Rolle, die Frauen dabei spielen. Um eines der Bilder zu beschreiben, schreibt Schwarzer von einem „nackten Menschenhaufen, der uns an KZ-Bilder erinnert“.
2. In seinem Weblog Medienkritik widmet David Kaspar dem Halbsatz „der uns an KZ-Bilder erinnert“ einen ganzen Artikel. Er deutet ihn so um, dass Alice Schwarzer die Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz, Bergen-Belsen, Theresienstadt und Dachau auf einer Stufe mit den Folterungen im Irak sieht. Da seine Zielgruppe — rechtskonservative US-Blogger — Alice Schwarzer nicht kennt, verallgemeinert er die Äußerungen gleich auf „the German media“ insgesamt.
3. Die Zielgruppe reagiert: Jeff Jarvis nimmt den Faden auf und zitiert bei BuzzMachine aus Medienkritik.
4. Die Speerspitze der rechtskonservativen US-Blogger, Glenn „Instapundit“ Reynolds, spitzt die zitierte Kritik am umgedeuteten Halbsatz noch ein bisschen zu: „GERMAN MEDIA: Hey, the holocaust wasn’t all that bad!“ Dieser historische Revisionismus erkläre auch die deutsche Position zum Irakkrieg, bloggt Reynolds und warnt denn auch gleich die Deutschen, dass darauf niemand reinfällt.
(Kein Einzelfall, sondern Methode: Rechte US-Meinungsportale mit ihren bestehenden Vorurteilen beliefern, die sich dafür mit gefälligen Testimonials für die Medienkritik-Seitenleiste bedanken. Die an sich ehrenwerte Suche nach Fehlern, Einseitigkeiten und zu wenig berichteten Themen wird mit begeisterter Hysterie und Einseitigkeit betrieben; das so vermittelte Bild Deutschlands und seiner Medien ist so wirklichkeitsnah wie das „BRD“-Bild des Schwarzen Kanals.)