Foren-Haftung: Fehlalarm?

Angeblich erhöhte Maßstäbe an Heise Online.

Ewald Riethmüller schreibt bei R-Archiv, das vieldiskutierte Hamburger Urteil zum Heise-Online-Forum habe keine grundsätzliche Auswirkungen auf Webforen. Er beruft sich dabei auf den Anwalt der klagenden Partei Universal Boards, Bernhard Syndikus. Laut R-Archiv hat das Gericht erhöhte Maßstäbe an Heise Online angelegt, weil es sich um gewerbliches und gewinnorientiertes, presseähnliches Erzeugnis handelt, dass durch Kommentare unmittelbar zum Artikel ein besonderes Publikum anlockt.

Ob es sich tatsächlich um eine „Zeitungsente“ handelt, wie R-Archiv behauptet, lässt sich vermutlich erst entscheiden, wenn die Urteilsbegründung da ist.

Echte BBC-Blogs

Politikchef Nick Robinson macht den Auftakt.

BBC-BlogIm Juli hat BBC-Chef-Onliner Pete Clifton einen „Blog Ban“ verkündet. Mit gutem Grund: „The site has called all manner of things blogs in recent months, even, briefly, this column. None of them have been blogs, and our publishing system does not currently have the tools to produce them properly. (…) So until our kit can produce a blog that behaves properly, I’ve banned us calling anything on the site a blog.“

Jetzt startet BBC-Politikchef Nick Robinson sein Newslog auf einer echten Blog-Plattform (nämlich TypePad von Six Apart) mit permanenten Links, Kommentarfunktion und RSS-Feed. Robinson kündigt mehr an: „The BBC is about to start a trial series of blogs, each of which will be built using the kind of software employed by millions of weblogs around the world. This is the first of that trial.“

Beim G8-Gipfel in Gleneagles gab es bereits ein TypePad-Weblog der Sendung Newsnight — allerdings hat sich die Redaktion dabei an den BBC-Regeln vorbeigemogelt, wie Newsnight-Korrespondent Paul Mason mit etwas Stolz zugibt.

Nachtrag: Übrigens hat die BBC auch gerade die internationale Version ihres Onlineangebots neu gestaltet.

Konvergenzprobleme

Über Stammeskulturen in den Medien.

Nils Heldal, Ex-Radiochef beim norwegischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk NRK, berät jetzt Adressa dabei, von einer Trondheimer Zeitung zu einem Medienkonzern mit Print, Radio, TV und Netz zu werden. Im Radiointerview spricht er über die verschiedenen Stammeskulturen:

Du hast zum Beispiel die Zeitungsjournalisten, die von den anderen, die mit Netz, Radio oder Fernsehen zu tun haben, als Dinosaurier angesehen werden, die eigentlich bald aussterben. Die anderen sehen auf die Netzjournalisten als Journalisten zweiter Klasse, die die Medienethik-Richtlinie nicht beherrschen. Radiojournalisten sind hässliche Menschen, die eigentlich ins Fernsehen wollen (Dich ausgenommen natürlich) — während Fernsehleute überzahlte Schauspieler und eigentlich gar keine Journalisten sind.

Außerdem sagt er, dass von der Arbeitsweise her nicht Radio und Fernsehen, sondern Radio und Netz sowie Fernsehen und Zeitung zusammengehören. Lauter spannende Dinge, alle im NRK-Medienmagazin Kurer mit Line Gevelt Andersen, meinem derzeitigen Lieblings-Podcast — der aber leider norwegischen Sprachkenntnisse voraussetzt.

Schauen und hören

Zeit Online startet neuen Musikbereich.

Die allgemeine Presseschau gibt es beim Deutschlandfunk, die Feuilletonschau gibt es beim Perlentaucher, die Medienpresseschau Altpapier bei der Netzeitung — und nun folgt die Musikpresseschau Echolot bei Zeit Online. Die wöchentliche Kolumne ist Teil von Ulrich Stocks neuem Areal zeit.de/musik. Und wozu schließlich ohne Musik über Musik schreiben: Wir sind doch online, also gibt es in vielen Texten viele kleine klickbare Lautsprechersymbole.