Leser als Mitglied

Guardian und Observer starten Extra.

Sechs Tage pro Woche den Guardian, sonntags den Observer, so ein Abonnement kostet in Großbritannien etwa 300 Pfund. Jetzt bieten die beiden Blätter etwas an, was sich für eine Zeitung ungewöhnlich anhört: Mitgliedschaft. Extra, das Mitgliedsprogramm von Guardian und Observer, hat wenig mit taz-Genossenschaft gemein. Auch wenn sich die taz mit Prämien bedankt (einem fair gehandelten Mango-Paket zum Beispiel), geht es mehr ums GenossIn-Sein als ums Genießen. Extra ist dagegen eine Mischung aus Coupon-Heft (Preisnachlass auf Luxusbettwäsche) und Backstage-Pass (exklusive Lesungen und Vorträge). Abonnenten bekommen ihre Mitgliedskarte automatisch, alle anderen zahlen 25 Pfund im Jahr für dieses Gefühl der Zeitung als Gemeinschaft.

Der KulturSpiegel als exklusive Beilage für Spiegel-Abonnenten (Nachtrag: seit 2008 nicht mehr exklusiv), das Zeit-Online-Premiumabo, Touren durch die SZ-Druckerei — da müsste hierzulande doch eigentlich mehr möglich sein? (Wenn es Menschen gibt, die 1.750 Dollar für ein Bon-Jovi-Konzert zahlen?)

Ein bisschen Daten

Der Eurovision Song Contest, ausgerechnet.

Das europaweite Statistikfest ESC naht: Während Google zeigt, wie sich aus Millionen von Suchanfragen eine relativ sinnfreie Prognose basteln lässt, machen sich die Zahlengrafiker von 4=1 lieber mit einem 544-zeiligen Spreadsheet an die Auswertung der letzten 20 Jahre. Was ist dran an der Ostblock-Verschwörung, an der Skandinavien-Mafia, am griechisch-zyprischen Komplex und der frankophonen Allianz? Joachim Gola rechnet nach. (Via The Maastrix und Mittagessen an der Alster.)

(La entrañable transparencia: Der ESC ist eine Sendung des NDR. Der NDR ist mein Arbeitgeber, dies hier ist mein privates Blog.)

Die hohe Live-Kunst

BBC-Bilder vom Machtwechsel.

Viele der BBC-Livebilder vom dann doch plötzlichen Regierungswechsel in der 10 Downing Street heute Abend hatten Kinoqualität — und das ohne monatelange Vorbereitung wie bei einer Amtseinführung in Washington. Ein Machtwechsel in 90 Minuten, zusammengefasst in knapp drei, zu überdramatischer Musik.

(Ja, ich bin noch da.)

BBC-Aufnahmen vom Regierungswechsel