Neuland

Interview und Video zum Protest gegen Netzsperren.

Das lesenswerte Zeit-Streitgespräch mit Franziska Heine und Ursula von der Leyen endet mit der Frage, was die 134.000 Unterzeichner der Petition jetzt machen, da CDU und SPD das Gesetz trotz ihrer Einwände und Proteste beschlossen haben. Ministerin von der Leyen: „Jetzt beginnt die Phase, in der man erkennen wird, ob Sie nachhaltig dranbleiben.“ Petitions-Initiatorin Heine: „Für mich ist die Petition der Anfang einer völlig neuen Oppositionsform außerhalb der politischen Parteien. Ich denke, da wird in Zukunft eine Menge passieren.“

Dazu passen die Aufnahmen von den Hamburger Protesten gegen das „Zugangserschwerungsgesetz“ vom Wochenende. Uta Meier-Hahn hat an diesem extrem regnerischen Tag die Leute gefragt, warum sie heute auf dem Rathausmarkt stehen:

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Video: Bewegung aus dem Netz (CC-by-nc-nd) Uta-Meier Hahn

Sonntagsfragen

Umfrage-Barometer bei Spiegel Online.

Spiegel Online hat jetzt ein Umfrage-Barometer, das die Sonntagsfrage-Werte von sechs Instituten vergleicht. Wer Flash nicht mag, bekommt die Zahlen auch bei wahlrecht.de. Wer die Umfragen für 1998, 2002 und 2005 mit dem tatsächlichen Wahlergebnis vergleichen will, findet dies bei bpb.de. Zur Erinnerung: Die Sonntagsfrage ist die Umfrage zur aktuellen politischen Stimmungslage, aber gewichtet nach institutseigenen Regeln, die längerfristigte Überzeugungen, parteipolitische Bindungen und taktische Überlegungen berücksichtigen sollen. Über die Sucht der Politik nach diesen Zahlen, egal wie fragwürdig sie sind, hat Ex-Stoiber-Berater Michael Spreng vor kurzem gebloggt.

Akten für alle

Crowdsourced Journalism beim Guardian.

Wer sehen will, wie eine großartige Zeitung ihre Leser einspannen kann, um riesige Datenmengen zu durchforsten, findet beim Guardian ein grandioses Beispiel. Die Spesenabrechnungen der britischen Parlamentarier, die seit Wochen für Schlagzeilen sorgen, sind von der Parlamentsverwaltung eingescannt und veröffentlicht worden. Insgesamt sind es rund 700.000 Dokumente. Der Guardian hat eine Website, mit der dem Nutzer ein zufällig ausgewähltes Dokument angezeigt wird, das er bewerten soll: Handelt es sich um ein Spesenformular oder eine Rechnung? Ist das Dokument spannend, unwichtig oder bereits bekannt? Die Nutzer sollen sogar die Daten von der Rechnung in ein Textfeld eintippen. Wer mag, kann sich statt eines zufällig ausgewählten Abgeordneten auch direkt seinen eigenen Parlamentarier vorknöpfen.

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Warum machen Nutzer das? Weil es bei wenigen Dokumenten wenig Mühe macht, weil Detektivarbeit Spaß macht und weil der Nutzer sich womöglich an der Aufdeckung eines Skandals beteiligt. Warum macht die Zeitung das? Weil es die eigene Arbeit durch Vorsortierung erleichtert, weil es die Leser begeistert und weil es die Zugriffe auf das Onlineangebot steigert. Ein Gewinn für beide Seiten.

Nachtrag: Wie die Anwendung entstanden ist und was bislang entdeckt wurde.

Nachtrag: Im Vorfeld hatte nur der Telegraph die Spesen-Akten zugespielt bekommen und daraus Tag für Tag ein Titelthema gewonnen. Milo Yiannopoulos schrieb am 2. Juni: „I’d like to see a ‚messy‘ collective of Kool-Aid slurping Wikipedians conduct the sort of rigorous analysis necessary for the Telegraph’s recent MPs‘ expenses investigation. Can you imagine social media achieving anything like it? Of course you can’t: great journalism takes discipline and training (…)“ Mittlerweile haben beim Guardian übrigens 20.000 Nutzer 160.000 Seiten untersucht.