Spotvorschau

Sendetermine der Europawahl-Werbespots.

Parteien zur Europawahl 2009 - Für den Inhalt der Spots sind ausschließlich die Parteien / politischen Vereinigungen verantwortlich.
Alles natürlich ohne Gewähr, insbesondere die ZDF-Termine für Juni.

Montag, 11. Mai
17:54, 21:28, 22:13, 22:45 im Ersten
17:14, 17:55, 19:21, 22:14, 23:34 im ZDF
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Tag zwei

Eindrücke von den Panels auf der next09.

Future of Television: Ein spannendes Panelthema, bei dem aber die Firmen der Referenten (Stacey Seltzer/Joost und Darren Devitt/Vuze) selbst noch sehr auf der Suche sind. Joost hat als P2P-Software begonnen und ist 2008 auf Flash-Webvideo umgestiegen; Vuze hat als P2P-Software angefangen und will bald auch Streaming anbieten. Solange es um Premium-Inhalte geht, die nirgends sonst zu finden sind, haben Applikationen eine Chance — aber es gibt ja nicht nur legale Quellen (Seltzer: „If the content producers don’t bring it to the net, the pirates will.“). Angeblich sollen die neuen Fernseher, die zum Weihnachtsgeschäft 2009 herauskommen, das Netz besser integrieren; andererseits gibt es diese Ankündigung doch schon seit Jahren. Devitt: „I don’t see a massive change in TV behaviour for the next couple of years yet.“

Collaborative Superstars: Maria Sipka (Linqia) erläutert, wie Unternehmen, die Communities zur Verkaufsförderung planen, diese professionell planen sollten. Ein bisschen Handwerkszeug für Leute, die so etwas machen wollen, aber auch ein bisschen viel Naivität: Was ist daran großartig, dass Procter & Gamble den Großteil seiner Communities nicht mit seinem Branding versieht? Das geschieht doch nicht aus Schamhaftigkeit, sondern weil es die Verkaufsabsichten verschleiert.

Building post-modern Web Applications

Der Vortrag von Malte Ubl (SinnerSchrader) war für mich (auch als Nicht-Webentwickler) ein Highlight der next09. Ein Blick auf die viele Ecken und Enden, an denen derzeit die Möglichkeiten des Webs wachsen, und was das für die Entwicklung bedeutet: Weg vom Webseiten-Denken, vielleicht zurück zu dem, was „some old people“ schon wussten über Rich Client Applications. Wie kann, wie muss eine Web-Anwendung aussehen, wenn sich die Reaktionszeiten drastisch reduzieren, wenn der Browser Daten lokal speichern kann und immer weiß, wo der Nutzer gerade ist?

How to open the World Economic Forum: Matthias Lüfkens vom WEF schildert, wie das Forum beispielsweise YouTube nutzt, um das Treffen in Davos zugänglicher zu machen — das hieß 2008 „The Davos Question“, 2009 The Davos Debates. Selbstverständlich ist es ein schöner Service, wenn Pressekonferenzen live gestreamt werden sollen und auf YouTube Frage-Antwort-Spiele stattfinden. Klar ist aber auch, dass der Sinn des Treffens nicht zuletzt darin besteht, dass der Kern — die Gespräche — für die Außenwelt intransparent bleibt, da er unter die Chatham House Rule fällt.

Kostenlos und keine Zukunft: Klaus Madzia beginnt mit einer pessimistischen Prognose — 90 Prozent der Kostenlos-Geschäftsmodelle überleben nicht überleben — und macht eine Viertelstunde lang so weiter. Geringe Margen, extreme Konkurrenz, junge markenmobile Zielgruppe — alle potenziellen Geschäftsmodelle sind seiner Ansicht nach chancenlos. Spiegel Online? Subventioniert durch die Traditionsmarke Spiegel. Blogger? Verdienen ein besseres Taschengeld. Kaum jemand sei bereit, für Printmedien noch Geld auszugeben. Allenfalls einer Kombination aus Print- und Online-Gratismedium gibt Madzia eine Chance, aber auch das nur sehr vorsichtig. Am Ende stellt Madzia die für ihn entscheidende Frage: „Wie schaffen wir es, recherchierende Journalisten zu bezahlen?“, ohne darauf selbst eine Antwort oder auch nur Ansätze dazu anzubieten. Moderator Thomas Knüwer zieht am Ende ein kurzes eigenes Fazit: Verleger und TV-Macher sollten nicht nur auf ihre eigenen Kongresse gehen. Diejenigen, die klassische Medien produzieren und leiten, beschäftigen sich viel zu wenig damit, wie das Internet ihre Welt verändert, sagt Knüwer. Guter Punkt, leider, immer noch.

Open Media: Ian Forrester (backstage.bbc.co.uk) und Robert Amlung (ZDF Neue Medien) haben Spannendes berichtet über die Schwierigkeiten, die Public Service Broadcaster haben, wenn sie sich dem Publikum und neuen Plattformen öffnen. Es ist gar nicht so sehr die Grundsatzfrage — machen oder nicht machen –, sondern die Umsetzung, die nicht so einfach ist. Eines der Dauermissverständnisse ist ja, dass die Rundfunkanbieter immer die Rechteinhaber sind und damit frei entscheiden können, was sie mit dem Material machen. Aber selbst wenn sie es sind: Wie steht der Anbieter zu dem, was der Nutzer aus dem Material macht? Angesprochen wurde auch die Frage, ob und wie das Material auf anderen, fremden Plattformen präsentiert werden soll. „Spreading is easy“, so Forrester, „the strength of the relationships you have is important“. Einig waren sich Forrester und Amlung, dass das für TV-Anbieter ein großer Lernprozess ist: Nicht mehr nur senden, sondern auch empfangen; nicht mehr nur One-to-many-Kommunikation, nicht mehr nur ein fertiges, perfektes Endprodukt vorzeigen. Nebenher habe ich meine Hoffnung auf eine baldige kostenpflichtige internationale Version des BBC iPlayers übrigens nahezu begraben: Viele Rechteinhaber sind anscheinend sehr, sehr zurückhaltend. [An dieser Stelle mal wieder der Transparenzhinweis: Mein Arbeitgeber ist der NDR, dies ist mein privates Weblog.]

The Social Media Revolution – Audience Networks, Community, and Brand Building: Axel Schmiegelow (sevenload) und Jeremy Allaire (Brightcove) haben das Panel genutzt, um bekannt zu geben, dass ihre Firmen kooperieren wollen. Auch die beiden scheinen davon auszugehen, dass es mit dem interaktiven Fernseher diesmal etwas wird: Die bisherigen Versuche, die alle noch im Kopf haben, waren an spezifische Plattformen gebunden und hatten keinen Rückkanal; das Fernsehen der Zukunft werde stärker dem Web ähneln, mit einer großen Auswahl, Such- und Organisationsmechanismen. Beide stellten YouTube als Marketingplattform dar, die Nutzer in die Richtung der Plattformen lenkt, wo die Videoinhalte monetarisiert werden (Beispiel: YouTube-Konkurrent Hulu hat einen der erfolgreichsten Kanäle auf YouTube). Aber wer will schon Google als direkten Konkurrenten darstellen?

Und zum Abschluss noch ein Highlight: der Dirigent Itay Talgam! (Video)

Itay Talgam auf der next09

Andere über die next09:
Felix Schwenzel: erster Tag, zweiter Tag
Thomas Knüwer: Next09 wie Next08/15
Holger Schmidt: Next09: „We are what we share“
Jan Tißler: Jeff Jarvis und Umair Haque: Zwei Visionäre und das liebe Geld
Sven Dietrich: Next vs. Re-publica
Dirk Kirchberg: Die next(e) bitte!
Nico Lumma: Next09 – das war’s*
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Verlaufen

Kleine Warnung von Prezi-Vorträgen.

Steile These des Abends: Prezi ist schlimmer als Powerpoint.

Prezi versteht sich als nicht-lineares Präsentationswerkzeug. Jeder, der schon einmal eine schlimme Powerpoint-Präsentation durchlitten hat (also fast jeder), hat dafür zumindest anfangs Verständnis: In Prezi gibt es keine rechteckigen Folien mehr, stattdessen sind alle Texte, Grafiken und Videos auf einer großen Fläche verteilt. Der Prezi-Ersteller legt einen Pfad fest, auf dem der Betrachter die einzelnen Infobrocken durchwandern kann. Das stößt mitunter auf ziemliche Begeisterung.

Schon beim Herumspielen mit Prezi bin ich skeptisch geworden. Jetzt habe ich eine schlimme Prezi-Präsentation durchlitten und kann vor dem übermäßigen Gebrauch nur warnen.

Das Hinein- und Herauszoomen und Herumrotieren auf der Fläche ist ein ungewohnter, frischer Übergangseffekt — derzeit jedenfalls noch. Es bleibt aber die Frage: Wer hält eigentlich nicht-lineare Präsentationen? Wer will ernsthaft etwas erzählen, was keinen Anfang, keinen Mittelteil und kein Ende hat? Für Experimentelles, Künstlerisches mag das eine Option sein, bei einem Vortrag birgt es die Gefahr, dass der Redner sich selbst in der Prezi-Welt verläuft, immer wieder rein- und rauszoomt, bis er und das Publikum am Ende den Faden komplett verloren haben.

(Falk Lüke wendet ein, Prezi sei recht praktisch, um sich selbst etwas zu vergegenwärtigen. Das kann ich auch sehr gut nachvollziehen — es trägt Ähnlichkeiten mit Mindmaps. Aber Mindmap-Vorträge? Bitte nicht.)

Mehr Zugang

Jeff Jarvis auf der next09.

So viel Überraschendes hat Jeff Jarvis in seinem Eröffnungsvortrag der next09 gar nicht gesagt, wenn man ihm und seinen Seelenverwandten schon eine Weile zugehört hat. Seine Tour-Präsentation, in der er die Erkenntnisse aus „What Would Google Do?“ zusammenfasst, hat mehr Tiefe als die Powerpoint-Gliederung erahnen lässt, und Jarvis ist ein erfahrener, humorvoller Redner.

Im Gespräch mit dem Publikum kommt die Rede am Ende auf die Zukunft der Medien, und da ist Jarvis zumindest ein bisscher optimistischer als Clay Shirky. Er glaubt, er hofft, dass es eine Nachfrage nach Nachrichten geben wird, dass es ein Gemisch geben wird, in dem auch öffentlich mitfinanzierte Journalisten und Freiwillige ihre Rolle spielen.

Und in einem hat er absolut recht: Selbst wer nicht das Ende der Medien as we know it kommen sieht, sollte sich darum kümmern, dass die Chancen für öffentliche Kontrolle politischen Handelns wachsen. „Demand that government data is searchable and linkable“, sagt Jarvis. In die Praxis übersetzt heißt das aus meiner Sicht vernünftige Schnittstellen, offene Formate, viel mehr zugängliche Daten, Online-Sitzungsprotokolle und Sitzungs-Livestreams von allen möglichen öffentlichen Gremien — nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in Ländern und Kommunen. Wer die Forensoftware ächzen sieht, die der Bundestag als E-Petitionsplattform missbraucht, weiß: Leicht wird das nicht.

Mehr Jeff Jarvis:
Blog Buzzmachine
Podcast Guardian Media Talk USA
Artikel in der Huffington Post
Artikel im Guardian
Interview bei Spiegel Online
Interview bei WiWo.de
Video-Interview bei Zeit Online
Video-Interview bei TechCrunch

Kartenstolz

Abendblatt.de nach dem Relaunch.

Ein neues Angebot im frisch renovierten abendblatt.de: „Der interaktive Stadtplan des Hamburger Abendblattes ist Ihre virtuelle Karte der Hansestadt. Und damit Sie sich noch besser zurechtfinden, gibt es auch gleich die Satellitenbilder zu den Karten.“ Toll, oder? Und die Macher von abendblatt.de haben sich sogar die Mühe gemacht, in ihrem interaktiven Stadtplan die weiteren Außenbezirke Hamburgs zu berücksichtigen:

Abendblatt-Stadtplan zeigt New York

Bevor jemand fragt: Es ist natürlich völlig in Ordnung, Google Maps in eigene, auch kommerzielle Onlineangebote einzubinden. Google erlaubt das ja ausdrücklich. Es ist nur ein bisschen lahm, die Stadtplan-Funktionalität von Google Maps einfach zu übernehmen, ohne die Karten mit eigenen Daten und Features aufzuwerten. Und angesichts der Debatten über den Respekt vor dem geistigen Eigentum, an denen sich auch das Haus Springer beteiligt, ist es eine Spur perfide, das alles als Abendblatt-Stadtplan zu verkaufen.

Löblich ist ja im Prinzip auch, dass Karten direkt in Artikel eingebunden werden, etwa um den Standort eines Kinos anzuzeigen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Cinemaxx Dammtor und Streits Filmtheater nicht mitten in der Außenalster liegen und sich das Alabama-Kino nicht im Stadtpark befindet.

Karte mit Cinemaxx-Marker in der Alster

Abendblatt.de sieht nach dem Relaunch deutlich aufgeräumter aus. Die aggressiven Popup- und Overlay-Werbeformen beschädigen diesen Eindruck allerdings schnell wieder, und an manchen Ecken hapert es ziemlich bei der Qualität. Bei den Videos mischt das Abendblatt Filme des privaten Lokalsenders Hamburg 1 und des holländischen Lieferanten zoom.in. Zoom.in wiederum bedient sich mal aus AP-Material, mal aus Kinotrailern — und mitunter gelangt ziemlich Abseitiges („Mann wächst Tanne in der Lunge“) ins Abendblatt-Videoangebot. Gehören Bildergalerien mit den Themen „Der schönste Po der Welt“ und „Boxenluder der Formel 1“ wirklich auf die Startseite eines regionalen Nachrichtenangebots? Eine andere Bildergalerie auf der Startseite porträtiert eine Castingshow-Kandidatin und beginnt mit diesen Worten:

Andere mögen sie nicht, meinen sie sei eine 'Zicke', die alle macht, um berühmt zu werden.

(Ich finde übrigens auch keinen nicht-bösen Grund, warum „Traueranzeigen“ in der Navigation unter „Gewusst wo“ eingeordnet werden. Aber das nur am Rande.)