Rechenschaft

Eine Datenbank der Parteispenden.

Spenden der Allianz AG an SPD, CDU, CSU, Grüne und FDP

Hat denn noch immer niemand in Deutschland eine Parteispenden-Datenbank gebaut, jammerte ich 2005. Fast drei Jahre später kommt die Antwort: Politische Datenbank, ein Projekt von Lars Burghard, erfasst die Spenden ab 20.000 Euro.

Zu finden sind so die Millionenspenden von Michael May an die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands und die Zahlungen des umstrittenen Krebs-Arztes Matthias Rath an die Allianz für Gesundheit, Frieden und soziale Gerechtigkeit. Zu finden sind die BMWs, die den Parteien zur Nutzung überlassen wurden, und auch einige Hinweise darauf, wie unvollständig das Bild möglicherweise ist. Eine sehr gute Initiative!

Nachtrag: Markus Beckedahl hätte das gern „vom Staat, mit offenen Schnittstellen und RSS“. In der Tat.

Nicht so .hastig

ICANNs nächste Domainrunde.

Als ich bei AFP las, dass „die 1,3 Milliarden Internetnutzer weltweit“ bald „geläufige Wörter wie .liebe und .hass und auch Eigennamen“ eintragen lassen können — weitere AFP-Beispiele sind stadt, .liebe und .hansi –, dachte ich: Das klingt aber nicht nach ICANN. Nach einem Blick auf das ICANN-Flussdiagramm dazu dachte ich: Das allerdings sieht sehr nach ICANN aus.

Ohne die Vorfreude auf .hansi trüben zu wollen — eine Top-Level-Domain (TLD) zu bekommen wird auch in Zukunft etwas schwieriger sein als eine normale Domainregistrierung. (Alles, was folgt, sind ICANN-Vorschläge, die noch nicht beschlossen sind.)

Erst einmal muss eine TLD beantragt werden. Der Antragsteller muss belegen, dass er organisatorisch und technisch in der Lage ist, eine TLD zu betreiben. Die gewünschte TLD darf die Stabilität des Domainnamensystems nicht gefährden. Die beantragte TLD darf nicht mit einer bestehenden zu verwechseln sein (wie etwa .C0M mit einer Null). Sie darf nicht bestehende Rechte verletzen (.bmw dürfte damit chancenlos sein). Sie darf nicht gegen Moral und öffentliche Ordnung verstoßen (damit wird es mindestens schwieriger für .xxx).

Immer noch Interesse an der eigenen TLD? Wenn alle bislang genannten Kriterien abgehakt sind, kommt die nächste Hürde: Geht es um eine TLD für eine bestimmte „community“, etwa .aero für die Luftfahrtbranche? Dann muss der Antragsteller belegen, dass die Gemeinschaft zumindest keine Einwände hat. Geht es nicht um eine bestimmte Gemeinschaft, wird die TLD meistbietend versteigert. Dann muss der Antragsteller nur noch einen Vertrag mit ICANN abschließen und die Zustimmung des ICANN-Direktoriums bekommen.

Das ganze Verfahren dauert mindestens vier Monate. Über die Kosten schreibt die Herald Tribune: „The application fee for a domain name under the proposed system has not been set, but candidates estimate that it could range from €25,000 to €250,000(…)“.

(Nebenher: Über Initiativen wie .hamburg oder .berlin wundere ich mich immer wieder. Nicht nur sind Beispiele wie abendblatt.hamburg kontraproduktiv, weil umständlicher als abendblatt.de. Alle bisherige Erfahrung zeigt, dass die wesentlichen Gewinner bei neuen TLDs diejenigen sind, die welche verkaufen. Und es hat sich längst herumgesprochen, dass im Zeitalter der Suchmaschine das Raten von Domainnamen eine wirklich schlechte Suchstrategie ist.)

Altes Papier

Times-Archiv vorerst kostenlos zugänglich.

Execution of the Queen of France

Auf Seite eins Offerten für ein „bemerkenswert schönes“ Pferd und Werbung für Anchovis-Fischsaucen, erst auf Seite drei die mit aufrichtigem Bedauern vorgetragene Nachricht: Marie Antoinette, Ex-Königin von Frankreich, ist hingerichtet worden.

Es ist großartig, dass 200 Jahre The Times – die Ausgaben von 1785 bis 1985 – jetzt im Internet zu lesen sind. Schade, dass dafür eine Registrierung notwendig ist, bei der sogar nach einer Telefon- oder Handynummer gefragt wird. Bedauerlich, dass das Archiv womöglich nur in der Startphase kostenlos zugänglich ist. Aber der Guardian verlangt für den Zutritt zu seinem Archiv auch happige Preise.

Nachtrag: Die kostenlose Nutzung endet am 18. September 2008.

Bei der Gelegenheit:

Zwischenstand

Was die Öffentlich-Rechtlichen dürfen.

Gleichgültig ob Politiker oder Verleger, Journalisten oder Intendanten – Äußerungen und Berichterstattung zu diesem Thema waren grob, holzschnittartig und zeugten häufig von wenig Sachkenntnis.

tagesschau.de-Redaktionsleiter Jörg Sadrozinski kommentiert das Gezerre um die öffentlich-rechtlichen Internetangebote.

(Transparenz: Der NDR gehört zu meinen Arbeitgebern.)