Nix .xxx

ICANN lehnt Rotlicht-Domain ab.

.xxx gepixelt Also doch keine Überraschung: Das ICANN-Direktorium hat die Rotlicht-Top-Level-Domain .xxx abgelehnt. Der ICANN-Kritiker Michael Froomkin schreibt bei ICANNwatch: „I would say that .xxx was a lousy idea, but that the people behind it followed all the rules and still lost — but that would suggest that there are rules.“ Was ist also passiert?

Erster Schritt: Die Netzverwaltung ICANN hat Vorschläge für neue Domains gesammelt und gibt sie im März 2004 bekannt (mehr dazu). Der .xxx-Vorschlag ist zum zweiten Mal dabei, nachdem er in der ersten Domain-Runde im Jahr 2000 abgelehnt wurde.

Zweiter Schritt: ICANN wählt .xxx im Juni 2005 für „commercial and technical negotiations“ aus — der Vorschlag hat es also scheinbar geschafft (mehr dazu).

Dritter Schritt: Wie so oft bei ICANN hat niemand vorher etwas mitbekommen (auch wenn Joi Ito auf ein Public-Comment-Verfahren verweist), und das Geschrei ist groß. Zu Wort melden sich das US-Handelsministerium, aber auch die brasilianische Regierung und der ICANN-Regierungsausschuss GAC, wie Heise Online berichtet. Ergebnis: Die Entscheidung über die Domain ohne Lobby wird ab August 2005 wieder und wieder verschoben.

Vierter Schritt: Im März 2006 beschäftigt sich der ICANN-Regierungsausschuss GAC wieder einmal mit .xxx. In seinem Abschluss-Kommuniqué macht das GAC noch einmal klipp und klar deutlich, dass es bei dieser Entscheidung auch um „public policy aspects“ geht. Übersetzt: Die ICANN-Direktoren sollten aufpassen, was sie tun, schließlich geht es hier um Zuständigkeitsbereiche der Regierungen.

Da mag sich der Bewerber ICM Registry noch so sehr beschweren — eine Domain für „the needs of the global responsible online adult-entertainment community“ ist nun einmal eine Goldgrube mit angeschlossenem Minenfeld. Zum Schutz von Kindern wird sie, auch wenn sich die .xxx-Leute noch so sehr ins Zeug legen, aber rein gar nichts beitragen. Wie gesagt: Das Domainnamensystem kann technische Herausforderungen lösen, aber nicht die Erziehung übernehmen.

Wer deswegen wie etwa Bill Thompson auf den Einfluss der US-Regierung bei ICANN schimpft und eine UN-Domainorganisation herbeisehnt, hat das Dilemma nicht begriffen: ICANN hätte den .xxx-Vorschlag fast durchgewunken. Es ist der UN-ähnlichste Teil bei ICANN – die Regierungen im GAC -, der ihn gestoppt hat.

Nachtrag — Wie immer lesenswert: Monika Ermert bei Heise Online über die .xxx-Ablehnung.

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