Pseudonyme Gewinner

Schweizer Pendlerblog produziert Bekennervideo.

Logo des Pendlerblog-Bekennervideos Auch für den ersten Swiss Blog Award in der Kategorie „Rookie“ ist das Pendlerblog nicht bereit, die eigene Anonymität aufzugeben — und schickt stattdessen lieber ein Bekennervideo. (Pendlerblog hat die Schweizer Gratiszeitung 20 Minuten im Visier, insbesondere die dort muntere Beziehung zwischen redaktionellem Inhalt und Werbung.) Glückwunsch auch an Don’t mention the skiing (Bestes Blog) und scanblog (Multimedia-Preis).

Blogs bereichern die BBC

Tagebücher, Teamblogs, Blogprojekte.

Hellgraue Schrägstreifen auf dunkelgrauem Grund Schrägstreifen, natürlich: Auch die BBC verschließt sich nicht diesem simplem grafischen Mittel, der Welt zu sagen, dass sie Web-2.0-mäßig auf der Höhe der Zeit ist. Das BBC Blog Network bündelt die diversen Weblogs der Rundfunkanstalt unter einem Dach. Die Zahl ist noch nicht übermäßig groß, aber dafür die Bandbreite.

Die BBC-Disability-Lifestyle-Site Ouch bloggt, Radio-1-DJ Annie Mac bloggt, und der Politikchef bloggt schon lange. Mal sind es Teamblogs, mal ganze Blog-Projekte: afrikanische Tagebücher oder Wortmeldungen von schottischen Inseln etwa. Und im Newsnight-Blog schreibt Paul Mason live und ohne vorher zu fragen mit, was auf einer internen Präsentation zur kreativen Zukunft der BBC passiert. Mehr davon!

Der Jauch-Effekt

Besuch von Fernsehzuschauern.

Vor fast drei Jahren habe ich die Website ICANN Channel geschlossen und im letzten Eintrag auf Wortfeld verlinkt. Am Freitagabend folgten zahlreiche Besucher diesem Link hierher. Was passiert ist? Günther Jauch. Er muss um ziemlich genau 21 Uhr bei „Wer wird Millionär“ nach ICANN gefragt haben. ICANN Channel ist der zweite Treffer für die Google-Suche nach ICANN, zudem der erste deutschsprachige. Der Jauch-Effekt lässt sich anhand einer ansonsten brachliegenden Website besonders schön ablesen: Binnen zwölf Minuten wurde die Startseite 3.000 Mal aufgerufen, die Seitenaufrufe insgesamt stiegen von durchschnittlich 30 auf 4.461 in einer Stunde.

(Wer sich für ICANN interessiert, ist natürlich bei Wortfeld ebenfalls gut aufgehoben. Schließlich war das mindestens schon die zweite Frage zu ICANN, die ein Wer-wird-Millionär-Kandidat nicht beantworten konnte.)

Washington-Post-Blogs, Teil drei

Kommentare sind längst wieder erlaubt.

Die leidige Geschichte, über die ich eigentlich gar nicht mehr schreiben wollte: Blogs gescheitert, weitermachen und Nochmals Washington-Post-Blogs.

Seit fast drei Wochen dürfen Leser bereits wieder in dem einzigen der Washington-Post-Blogs kommentieren, in dem diese Funktion für etwa eine Woche abgestellt war. Dort wurde die Filterung regelwidriger Kommentare umorganisiert. Fast 600 Kommentare sind seither eingegangen.

Dieser Tage lag die März-Ausgabe des DJV-Magazins journalist im Briefkasten. Dort steht auf Seite 59 dies: „Doch nicht immer laufen die Blogs erfolgreich: Nach nur knapp zwei Monaten hat die ‚Washington Post‘ ihr Weblog abgeschaltet.“

Ein Präambelproblem

Blogs und der Medienkodex des Netzwerks Recherche.

Die Journalistenorganisation Netzwerk Recherche hat einen Zehn-Punkte-Medienkodex vorgelegt. Am meisten Wirbel verursacht offenbar die Regel Nr. 5, „Journalisten machen keine PR“. Mich hat indes die Präambel in Erstaunen versetzt. In voller Länge lautet sie:

Neue Technologien und zunehmender ökonomischer Druck gefährden den Journalismus. Um seine Qualität und Unabhängigkeit zu sichern, setzt sich das Netzwerk Recherche für dieses Leitbild ein.

Unter „zunehmendem ökonomischen Druck“ kann ich mir durchaus etwas vorstellen, aber was sind die „neuen Technologien“, die den Journalismus bedrohen? Weblogs? Content-Management-Systeme? Tee-Pads für Kaffeebrühmaschinen? Die Pressemitteilung zum Kodex wiederholt die Formulierung lediglich, im Konzeptionspapier von 2004 ist von Technologien noch keine Rede.

Die Federführung bei der Erarbeitung des Kodizes hatte nach seinen eigenen Worten Professor Rainer Burchardt, Vorstandsmitglied beim Netzwerk Recherche, scheidender Deutschlandfunk-Chefredakteur und Dozent für Medienmanagement an der FH Kiel. In einem Interview zum Medienkodex sagt er, der politische Journalismus sei in den letzten Jahren schneller, zugleich fehleranfälliger worden und unter Druck geraten. Zitat: „Das hat ganz viel zu tun mit der Digitalisierung, also der technologischen Entwicklung auf der einen Seite, mit dem Internet natürlich auch. Wir haben es mittlerweile mit einem sehr aggressiven Internetjournalismus zu tun, mit dem so genannten Blogging.“ Also doch.

Neue Technologien ... gefährden Journalismus

Mit wenig Mühe wäre das als Maschinenstürmerei abzutun, zumal die Präambel auf dem Kodex-Poster für die Redaktionswand unglücklicherweise in Erik van Bloklands Schrift FF Trixie erscheint, die auf dem Schriftbild einer alten Schreibmaschine beruht. Zur Ehrenrettung des Netzwerks Recherche: Viele schlaue Leute dort setzen sich sehr für Informationsfreiheit ein, unterstützen beispielsweise die Vermittlung von Techniken der Software-gestützten Investigativrecherche und wollen keineswegs zurück zu Farbband und Tipp-Ex.

Vor zwei Jahren schrieb Rebecca Blood einen Essay mit mindestens zwei weisen Sätze über Journalisten und Blogger:

Reporters would benefit by regarding bloggers as modern Baker Street Irregulars. When bloggers link to conflicting or contextualizing material, smart reporters will further research and verify promising leads, and credit the bloggers who uncovered them.

Wer das für die typische überbordende Selbstverliebtheit einer Bloggerin hält, lese einen aktuellen Artikel des BBC-Online-Korrespondenten Paul Reynolds mit dem Titel „Bloggers: an army of irregulars“. Es ist keine Wunschvorstellung, es ist hier und heute Realität für Journalisten und Medien, die sich darauf einlassen.

Trotz der relativ eindeutigen Äußerungen Burchardts habe ich per E-Mail beim Netzwerk Recherche um eine Klarstellung gebeten, was mit „neuen Technologien“ konkret gemeint ist. Falls es doch die Tee-Pads für Kaffeebrühmaschinen sind, hat das Netzwerk meine volle Unterstützung.

Nachtrag: Sehr Lesenswertes über Old-School-Ängste und Trennungsgebote im Medienkodex schreibt Lorenz Lorenz-Meyer in seinem Weblog Club Volt.