Zeitungsstudie 2

Die deutschen Tageszeitungen und das Netz.

Wie bereits anderswo zu lesen ist: Wir, also Steffen Büffel, Falk Lüke, Igor Schwarzmann und ich, haben unsere Studie aus dem vergangenen Jahr aktualisiert und geschaut, was 105 große deutsche Tageszeitungen aktuell im Web machen.

Ein paar Highlights vorab:

  • Die Zahl der Zeitungs-Websites, die Videoinhalte anbieten, hat sich fast verdoppelt — auf mittlerweile 71 Prozent.
  • 55 Prozent der Zeitungen bieten RSS-Feeds an, das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast gleich stark ist die Zahl der differenzierten RSS-Feeds gewachsen, also etwa für einzelne Zeitungsressorts. Werbung in RSS-Feeds gibt es bei den untersuchten Zeitungen weiterhin nicht.
  • 18 Prozent der Zeitungen zählen die meistgelesenen Artikel auf, viermal mehr als 2006.
  • Die Zahl der Zeitungen, die Artikelkommentare zulassen, ist von 11 auf 28 Prozent gestiegen.
  • Fast jede dritte Zeitung hat mittlerweile ein oder mehrere Weblogs, ein Plus von 10 Prozent.
  • Die Zahl der Websites, die Podcasts anbieten, hat sich fast verdoppelt und liegt jetzt bei 14 Prozent.
  • Social Bookmarking hatte in unserer ersten Studie noch keine einzige Zeitung in ihr Online-Angebot integriert. Mittlerweile nutzen dies 13 Prozent der Zeitungen.

Die geschätzten Kollegen präsentieren die Studienergebnisse im Detail am Mittwoch auf der Web 2.0 Expo in Berlin („What Happens To Print as the Web Rises“ heißt das Panel). Und sind für Nachfragen erreichbar via newspapers2007@media-ocean.de

BBC 3-in-1

Die Zukunft von BBC News.

BBC-MikrofonDass die BBC sparen muss und daher bis zu 1.800 Mitarbeiter gehen sollen, ist mittlerweile bekannt. Die spannende Frage ist, wie das insbesondere im Nachrichtenbereich passieren wird.

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Agenturoriginale

Google News versteckt übernommene Artikel.

Bislang macht Google News transparent, woher sehr, sehr viele Medien im Netz ihre Meldungen eins zu eins beziehen: nämlich von den Nachrichtenagenturen. Noch können die Zeitungen immerhin darauf hoffen, dass die Google-News-Nutzer mehr oder weniger zufällig auf ihrer Version der Agentur-Nachricht landen (auch wenn schon die kurzen Teasertexte auf Google News manchen Verleger in Rage bringen).

Das ändert sich gerade. Meldungen von AP, AFP, der britischen PA und der kanadischen CP übernimmt Google jetzt direkt — die Zeitungen, die sie übernehmen, tauchen nicht mehr auf. Die Begründung von Google: „By removing duplicate articles from our results, we’ll be able to surface even more stories and viewpoints from journalists and publishers from around the world.“ Google News erleichtere es damit den Nutzern, original content zu finden.

Im Google-News-Weblog hebt das Unternehmen feinsinnig hervor, dass es die Agenturmeldungen nicht publiziere, sondern die Texte der Partner nur hoste, weil diese keine Websites für Endkunden hätten — die Meldungen tragen allesamt das Logo „Gehostet von Google“. Und so sieht das dann in der Praxis aus: eine deutschsprachige AFP-Meldung mit Bild und Karte, Meldungen von AP, CP, PA; zum Vergleich die selbe AFP-Meldung bei Yahoo, dort mit Werbung. AFP war übrigens die Agentur, die im März 2005 Google verklagt hatte, im April einigten sich beide Seiten.

Junge Netzgucker

Mehr Zeit im Netz als vor TV?

Dass nicht mehr der Fernseher, sondern Handy und Computer für die jüngere Generation unentbehrlich sind, mag ja stimmen. Aber die IBM-Studie, die jetzt durch ansonsten geschätzte Blogs wie NewTeeVee oder Buzzmachine schwirrt, verspricht ein bisschen mehr als sie hält: „The global findings overwhelmingly suggest personal Internet time rivals TV time“, heißt es am Anfang der IBM-Pressemitteilung. Und wer wurde dazu wie befragt? Für die USA: 888 Konsumenten über 18 Jahren per Online-Umfrage. Für Deutschland: 338 Konsumenten per Online-Umfrage. Nur um anzudeuten, wie meilenweit die deutsche Online-Befragung von der tatsächlichen Bevölkerungsstruktur entfernt ist: Der Anteil der befragten Über-65-Jährigen lag bei 0 Prozent (statt tatsächlich 19 Prozent der Bevölkerung), während die 18- bis 24-Jährigen mit 22 Prozent (statt 8 Prozent) überproportional vertreten waren. Hinweise darauf, wie die US-Onlinefragebogen-Firma Zoomerang an die deutschen Befragten herangekommen ist, finde ich in den Unterlagen zur Umfrage nicht.

Zum Vergleich mal die Daten aus der GfK-Fernsehforschung (Quelle): Bei den 14- bis 19-Jährigen ist die TV-Nutzung von 2003 zu 2006 um 13 Minuten auf 105 Minuten gesunken. Insgesamt, also bei den Zuschauern ab 3 Jahren, ist die Sehdauer in diesem Zeitraum jedoch gestiegen, von 201 auf 212 Minuten.