Zeitungsstudie 3

Die deutschen Tageszeitungen im Netz 2008.

Steffen Büffel hat zusammen mit Sebastian Spang die Studie zu Onlineangeboten deutscher Tageszeitungen (2006, 2007) fortgesetzt und auf den Stand der Dinge 2008 gebracht.

Grafik der Zeitungsstudie 2008

Die Studie belegt mit aktuellen Zahlen die gefühlten Trends: Videos sind zum Standard geworden, während Audio-Podcasts nur für einen kleinen Teil der Zeitungen relevant sind. Es darf mehr kommentiert werden, aber eine Registrierung wird zunehmend als sinnvolle Hürde angesehen. Foren und Chats sind nicht mehr das Werkzeug der Wahl, Blogs halten sich. Mehr zu den Ergebnissen bei Steffen Büffel.

Nachrichtenstifter

Der Non-Profit-Newsroom von ProPublica.

Die Titelstory der New York Times zum Untersuchungsbericht über den Wiederaufbau im Irak ist schon deswegen bemerkenswert, weil die Zeitung den 508 Seiten starken Bericht originell ins Netz gestellt hat: als annotiertes Dokument, bei dem die Highlights hervorgehoben sind.

Sie ist aber auch wegen ihrer Autoren bemerkenswert. James Glanz ist ein New-York-Times-Journalist, T. Christian Miller ist es nicht: Er ist einer von sieben senior reporters von ProPublica — einer nicht auf Gewinn ausgerichteten, aus Spendengeldern finanzierten Organisation, die investigativen Journalismus betreibt.

ProPublica veröffentlicht die Recherchen auch auf der eigenen Website, arbeitet aber vor allem mit anderen Medien zusammen, die dann die Geschichten publizieren. Zum Start Ende 2007 war Slate sehr skeptisch, was die Gründungsstifter Herbert und Marion Sandler angeht: „[P]hilanthropists, especially those who earned the fortune they’re giving away, tend not to distribute their money with a blind eye to the results.“ Andererseits haben viele Medien kaum eine Wahl, wenn sie selbst ihre Kapazitäten für investigativen Journalismus zusammensparen.

Tagesthemen interaktiv

Ein Testballon von ARD aktuell.

Die TV-Kollegen aus Hamburg-Lokstedt haben sich überlegt, wie eine Tagesthemen-Ausgabe um Hintergründe und Infografiken erweitert werden kann.
Normale Qualitäthöhere Qualität

Chefredakteur Kai Gniffke erläutert die Hintergründe bei blog.tagesschau.de. Es handelt sich explizit um einen Dummy — es geht also mehr um die Idee und Gestaltung als um die praktische Umsetzung in Flash und die Inhalte.

Ein paar Screenshots:

Es gibt zwar natürlich schon einige Versuche, Interaktivität ins Fernsehen zu bringen — in Großbritannien zum Beispiel der Red Button (Flash-Demo bei der BBC) oder hierzulande das ARD Digitalportal auf Basis von MHP. In Großbritannien wurde der rote Knopf auf der Fernbedienung konsequent beworben, zudem funktioniert er für alle Digital-TV-Zuschauer — Antenne, Satellit, Kabel, Breitband. Mit den Buchstaben MHP können dagegen in Deutschland höchstens ein paar Spezialisten etwas anfangen. Aber die Generation, die jetzt mit dem Breitband-Internet aufwächst, versteht unter Interaktivität ohnehin mehr als ein paar besser lesbare Teletext-Seiten. Sehr erfreulich also, dass ARD aktuell mit einem Dummy mal ausprobiert, wohin die Reise gehen könnte.

Feedback ist explizit gewünscht!

(Transparenzhinweis: Der NDR zählt zu meinen Arbeitgebern, dies ist mein privates Weblog.)

Nur ein Mittel

NYTimes.com-Chefin Schiller über Onlinevideo.

Vivian Schiller ist seit 2006 Geschäftsführerin von NYTimes.com, davor war sie beim Turner-Medienkonzern, unter anderem bei CNN Productions, wechselte dann zum Discovery Times Channel, bevor sie das New-York-Times-Onlineangebot übernahm. Kurz gesagt: viel Fernseherfahrung.

In einem kurzen Interview-Clip von BeetTV hat sie schon im Dezember 2007 erzählt, wie sehr sich Fernsehen und Onlinevideo unterscheiden. Jetzt hat sie sich bei NYTimes.com einigen Leserfragen gestellt. Unter anderem zu den Unterschieden zwischen Fernsehen und Online:

Probably because of my television background, I did believe at first that video should be front and center to our online future. But I’ve come to believe it is but one means of journalistic expression among many. I’m a fan of our videos, which are produced for the Web (not repurposed TV) and strike me as authentic and original, but they are just one means to tell a story.

Und über das Ende des Bezahldienstes für bestimmte Premiuminhalte (TimesSelect):

We came to believe that charging for content would deter audience growth in the long term. And that in turn would suppress the growth of our ad revenue, which we projected to increase at a far greater rate than our TimesSelect income. (…) And I’m happy to report that so far, so good. Our audience has increased more than 40 percent in one year.