Spielstart

On-Demand-Plattform der BBC in Beta-Phase.

Nach langem Warten ist es heute soweit: Der BBC iPlayer geht in den Beta-Betrieb, im Herbst soll dann der offizielle Start sein. Die Software ermöglicht es Nutzern in Großbritannien, bestimmte BBC-TV-Sendungen sieben Tage nach Ausstrahlung kostenlos herunterzuladen. Einige Serien sind auch später noch komplett im Angebot. Nutzer müssen ihre heruntergeladenen Inhalte binnen 30 Tagen erstmals ansehen, der Inhalt verschwindet 7 Tage nach dem ersten Ansehen. Um den Inhalt zu transportieren, schließt der iPlayer die Nutzer zu Peer-to-Peer-Netzen zusammen — nutzt also ähnliche Technik wie eDonkey, BitTorrent & Co.

BBC iPlayer

Ein großer Nachteil: Der iPlayer funktioniert ausschließlich mit Windows Media Player 10 auf Windows XP, auch wenn Versionen für Windows Vista und Mac OS X in Arbeit sind. Das BBC-Aufsichtsgremium, der BBC Trust, hat auf Plattform-Neutralität gedrängt und will alle sechs Monate nachhaken.

Warum der Inhalt wieder verschwindet? Die BBC argumentiert, dass sie einen Mittelweg finden muss zwischen freiem Zugang für britische Gebührenzahler und kommerzieller Zweitverwertung, deren Einnahmen ins Programm zurückfließen. Das betrifft aber natürlich nur die Produktionen, bei denen die BBC überhaupt alle Rechte hat — und das ist nur ein kleiner Teil der Programme. Das Hauptargument der BBC für digitale Rechtebeschränkungen ist, dass die BBC größtenteils gar nicht selbst über das Recht verfügt, die Programme unbegrenzt anzubieten.

Mehr dazu:
BBC iPlayer
BBC online video service launches (BBC News)
BBC-Trust-Entscheidung
BBC-Forum zum iPlayer

Wie wahr?

Britische Diskussion über TV-Authentizität.

Es klang zunächst wie der aufgeblasenste Medienskandal des britischen Sommerlochs: In einem Trailer für eine BBC-Dokumentation schien es, als würde die Königin aus einer Foto-Session mit Annie Leibovitz herausstürmen. In Wirklichkeit war die Reihenfolge zweier Szenen vertauscht, und die Königin war tatsächlich zur Fotografin unterwegs.

Aber in Kombination mit dem Anrufquiz-Skandal vom Frühjahr ist daraus eine kleine Lawine geworden. Die BBC hat weitere Sendungen überprüft und dabei eine Reihe von Fällen entdeckt, in denen Produktionsmitarbeiter so getan hatten, als seien sie Anrufer. Die Branche rechnet offenbar damit, dass weitere Fälle auftauchen. Reaktion der BBC: Keine Anrufquizze mehr, Schulungen für die Mitarbeiter und einige Beurlaubungen, die Medienberichten zufolge wohl bis in die mittlere Managementebene gehen.

Und jetzt geht es langsam ans Eingemachte: Wie viel Wirklichkeit verträgt das Fernsehen? Wie entsteht, um in Großbritannien zu bleiben, eine Sendung wie Holiday Showdown, in der zwei inkompatible Familien zusammen zwei Wochen Urlaub machen, und das von den entstehenden Konflikten lebt? Etwa, wie es im Observer heißt, durch Lügen beim Anwerben der Teilnehmer und zusätzliche Stressfaktoren „like leaving them hungry“? Was ist mit Zwischenschnitten in Nachrichtenbeiträgen, mit dem Politiker, der für die Kamera den Flur entlanggeht und mit Papier raschelt, mit dem abgefilmten Faxgerät, aus dem angeblich just eine Pressemitteilung quillt?

Ist das Publikum mittlerweile so medienerfahren, dass es gestellte Szenen und andere Schummeleien erkennt? Wenn ja, sehen die Zuschauer darüber hinweg oder ärgern sie sich? Welche Rolle spielen YouTube & Co.? Welchen Effekt haben die kleinen, handlichen, günstigen Digital-Video-Kameras — werden TV-Reporter damit wieder mehr Beobachter als Regisseure des Geschehens? Der bloggende Chef der BBC-Abteilung Global News, Richard Sambrook, erwartete schon vor dem Ärger um den Queen-Trailer einen baldigen Wandel im Nachrichtengeschäft: „I suspect that the current push towards transparency and openness, coupled with the raw authenticity of new video techniques, driven by cheap ubiquitous cameras and outlets like YouTube will mean before too long these techniques will start to look as dated as Walter Cronkite’s tweed suit.“

Mehr zum Thema:

Omnimedia

BBC World experimentiert mit Netzmedien.

Der Journalist Ben Hammersley ist in die Türkei gereist, um für BBC World (TV), BBC World Service (Radio) und BBC News Interactive (Netz) über die bevorstehenden Parlamentswahlen (22. Juli) zu berichten.

Als wäre das nicht genug, kümmert er sich unterwegs auch noch um ein multimediales Making-of seiner Berichterstattung:

Die BBC-Site dazu ist jetzt gestartet und aggregiert die Inhalte. (Via Richard Sambrook, der sich das Projekt gemeinsam mit Ben Hammersley ausgedacht hat.)