Alan Johnston

100 Tage entführt.

Alan Johnston banner Heute vor 100 Tagen ist der BBC-Journalist Alan Johnston im Gazastreifen entführt worden: Am 12. März, einem Montag, auf dem Weg vom Büro nach Hause, wenige Woche vor dem Ende seiner dreijährigen Zeit in der Stadt Gaza, als einziger Korrespondent aus dem Westen. – Nachtrag: Bilder von Mahnwachen an zahlreichen Orten.

Paralysiert

Warum der BBC iPlayer nicht vorankommt.

Von der geplanten BBC-On-Demand-Plattform iPlayer war ja bei Wortfeld schon öfters die Rede. Sie ist, nach vier Jahren, immer noch die geplante Plattform. Bobbie Johnson hat für den Guardian versucht herauszufinden, warum die BBC unter anderem damit nicht vorankommt. Ein Auszug aus dem Artikel:

After years of being technologically ahead of its rivals in both the public and private sector, people at the heart of the corporation say that it is paralysed by fear, and innovation has been crippled by a power struggle between different factions.

(Da MediaGuardian eine Registrierung erfordert, geht der Link jetzt direkt auf das Weblog des Autors.) Um den Hintergrund zu verstehen: Tessa Jowell, über die Ex-BBC-Generaldirektor Greg Dyke so sehr schimpft, ist seit 2001 die britische Ministerin für Medien. Michael Grade leitete von 2004 bis 2006 das BBC-Aufsichtsgremium. Ofcom ist der britische Kommunikations-Regulierer, der sich um vieles kümmert, aber nicht die BBC-Aufsicht. Dafür war von 1927 bis 2006 das Board of Governors zuständig, seit 2007 ist es der BBC Trust.

Auf Verlangen

BBC Trust genehmigt Download-Plattform.

Auf ihrem (nicht gerade schnellen) Weg durch die Instanzen hat es die von der BBC geplante Download-Plattform iPlayer ein Stückchen weiter geschafft: Das BBC-Aufsichtsgremium hat am Montag die Pläne jetzt endgültig genehmigt, wie das schon nach der vorläufigen Entscheidung zu erwarten war. Am Dienstag hat der kommerzielle Sender ITV seine Pläne vorgestellen, für rund 30 Millionen Euro aus ITV.com zu einer Download-Plattform umzugestalten.

BBC, ITV und Channel 4 planen (oder haben) daneben auch Livestreams ihrer Programme, die aber wie die On-Demand-Plattform allein britischen Nutzern vorbehalten sind, da die Sender die Ausstrahlungsrechte ja auch nur für Großbritannien erworben haben.

Die Pläne für den BBC iPlayer
Archiv-Inhalte: BBC-TV-Sendungen 7 Tage nach Ausstrahlung zugänglich; einige Serien sind auch später noch komplett im Angebot.
Nutzungsbeschränkung: Der Nutzer muss heruntergeladene Inhalte binnen 30 Tagen erstmals ansehen, der Inhalt verschwindet 7 Tage nach dem ersten Ansehen.
Kosten für den Nutzer: Keine (für Nutzer in Großbritannien).
Werbung: Keine (für Nutzer in Großbritannien).
Plattform: Windows Media Player 10 auf Windows XP.
Die BBC wollte eigentlich, dass die Inhalte erst 13 Wochen nach Download verschwinden, aber das Aufsichtsgremium hat auf Druck der privaten Konkurrenz den Zeitraum auf 30 Tage beschränkt. Die kommerzielle BBC-Tochter BBC Worldwide plant einen kostenpflichtigen iPlayer für internationale Nutzer, aber dafür gibt es noch nicht einmal Anträge.

Die Pläne für ITV.com
Archiv-Inhalte: ITV-Sendungen 30 Tage nach Ausstrahlung und weitere ausgewählte Inhalte.
Kosten für den Nutzer: Noch nicht bekanntgegeben.
Nutzungsbeschränkung: Noch nicht bekanntgegeben.
Werbung: Banner- und Videowerbung (Vorab-Film, klickbare Werbung, Sponsoring).
Plattform: Noch nicht bekanntgegeben.
ITV setzt auf Bonusmaterial, Nutzerbeteiligung (ITV News Uploaded) und nur fürs Web erstellte Inhalte.

4oD von Channel 4
Archiv-Inhalte: Channel-4-Sendungen 28 Tage nach Ausstrahlung und weitere ausgewählte Inhalte.
Kosten für den Nutzer: Spielfilme 1,99 £; Serien, Shows, Dokumentationen binnen 7 Tagen offenbar kostenlos, danach 0,99 £ (oder 1,99 £ zum beliebig häufigen Anschauen).
Nutzungsbeschränkung: Der Nutzer muss heruntergeladene Inhalte binnen 28 Tagen erstmals ansehen, der Inhalt verschwindet 48 Stunden nach dem ersten Ansehen.
Werbung: Bislang offenbar werbefrei.
Plattform: Windows Media Player 10 auf Windows XP.
Channel 4 ist der einzige britische Sender, dessen On-Demand-Plattform im Netz bereits gestartet ist. Dort sind unter anderem US-Serien wie Desperate Housewives im Angebot.

Vollprogramm

BBC testet Alles-Recorder.

Eine brute-force-Lösung für das Problem, dass man trotz Recorders das Sehenswerte im Fernsehen verpasst, weil man das Gerät vorher nicht programmiert hat: alles aufzeichnen. Man nehme dazu eine Festplatte zu 3,2 Terabyte (also etwa 3.300 Gigabyte) und fülle sie schlichterdings mit allem, was auf 12 DVB-T-Kanälen binnen sieben Tagen läuft. Diesen TV-Recorder der Extraklasse hat die BBC getestet, berichtet Janko Röttgers bei NewTeeVee. Wo muss ich unterschreiben?

(Nebenher benennt Tom Loosemore, Leiter des Projekts BBC 2.0, in dem Artikel die praktischen Probleme, wenn ein Fernsehsender seine Archivinhalte ins Netz stellen will: „We couldn’t find a single program that was entirely BBC-owned“, sagt Loosemore.)

BBC auf YouTube

Künftig Geofilter bei Videoinhalten?

Dass Erfolg auf YouTube ein Erfolgsmaßstab sein könnte, meint die BBC durchaus wörtlich: BBC und die kommerzielle Tochter BBC Worldwide präsentieren auf eigenen Kanälen Clips auf YouTube, demnächst kommen noch Nachrichten dazu. „The fact that the rest of the big broadcasters seem intent to head in the opposite direction adds to the fun…“, schreibt Richard Sambrook, Chef der Abteilung BBC Global News (TV-, Radio- und Online-Nachrichten fürs Ausland), in seinem privaten Blog.

Wichtig zu wissen:

  • Bislang sind YouTube-Inhalte entweder global oder gar nicht zu sehen. Das wird sich offenbar ändern: Der geplante BBC-Nachrichten-Kanal auf YouTube soll laut Pressemitteilung nur außerhalb Großbritanniens zu sehen sein. Hintergrund sind die getrennten Säulen unter dem BBC-Dach — außerhalb Großbritanniens darf die BBC ihre Inhalte auch kommerziell vermarkten. Die angekündigten Inhalte sollen von BBC World kommen, dem kommerziellen Nachrichtenkanal fürs Ausland, und Werbung enthalten. (Nein, BBC World gehört nicht zu BBC Worldwide und nicht zum BBC World Service.)
  • Die Abmachung zwischen BBC (beziehungsweise den kommerziellen Töchtern) und YouTube/Google ist keine exklusive Partnerschaft.
  • Die BBC sagt explizit, dass sie damit Nutzern ihre geplante iPlayer-Plattform schmackhaft machen will. Und auch hier geht es nicht zuletzt um Geld: Während die britischen Nutzer den iPlayer für ihre Gebührengelder bekommen sollen, plant BBC Worldwide eine kommerzielle iPlayer-Variante fürs Ausland.
  • Aber natürlich geht es nicht nur ums Geld. Die BBC hat begriffen, dass die eigene Sichtbarkeit insbesondere bei jungen Menschen auch von der Präsenz bei YouTube abhängt.

Nachtrag: Um Verwirrung zu vermeiden — die BBC benutzt Geofilter schon jetzt an mehreren Stellen des eigenen Angebots und beschränkt auf diese Weise etwa die Breitband-Videos auf Großbritannien. Auch Google benutzt Geofilter in seinem Videoangebot (Beispiel: kein MacGyver für Nutzer aus Deutschland). Ein YouTube-Geofilter wäre dagegen neu.