S.W.I.F.T.

Die Überwachung des Geldtransfers.

Swift ist eine dieser vielen Institutionen, von denen man nichts hört, so lange alles gut geht. Ein Netzwerk der Finanzwelt für Geldtransfers, mit Transaktionen im Wert von sechs Billionen US-Dollar am Tag, in mehr als 200 Ländern genutzt. Ein Nadelöhr, an das attac gern seine Steuerforderungen andocken würde. Wie wir dank der New York Times jetzt wissen, hatten oder haben FBI und CIA seit dem 11. September einen 24-Stunden-Zugriff auf die Daten, um mögliche Geldtransfers für Terrorismus zu verfolgen. Natürlich gibt es auch in den USA Regelungen zum Bankgeheimnis — aber Swift ist keine Bank mit individuellen Kunden.

Im 7.000-Seelen-Dorf La Hulpe bei Brüssel steht das Swift-Hauptquartier, 14 Kilometer Luftlinie vom Sitz der EU-Kommission entfernt. Die Aufsicht über Swift führt ein Gremium der G-10-Zentralbanken, auch die Deutschen sind vertreten. Eingebaute Sicherungen, um einen Missbrauch der Daten durch die US-Behörden zu verhindern? In der Stellungnahme von Swift heißt es, es habe „independent audit controls“ gegeben; die New York Times schreibt von einer „outside auditing firm“. Richterliche Erlaubnis, richterliche Kontrolle — abgelöst von unbenannten externen Prüfern? Die US-Ermittler verweisen indes, auch nicht zu Unrecht, auf die Erfolgsbilanz: Die Swift-Datensuche habe sie etwa auf die Spur eines der Drahtzieher des Anschlags von Bali mit 202 Toten gebracht.

(Ach ja, für diejenigen, die einen Sinn für Symbolik haben: Das Logo des Konsortiums ist ein schlichter, stilisierter Globus, darauf der Text S.W.I.F.T. — wie aus einem schlechten Bond-Film.)

Mehr zum Thema:

ICANN, .xxx und die USA

Interne Dokumente aus dem Handelsministerium.

Auszug aus E-Mail Die US-Regierung hat ihre Position zur Rotlicht-Domain .xxx offensichtlich auf Druck der religiösen Rechten in den USA geändert. Das geht aus Dokumenten hervor, die der abgelehnte .xxx-Domainbewerber ICM Registry und das Internet Governance Project um Milton Mueller veröffentlicht haben. Kurz zusammengefasst hat das Monika Ermert bei Heise Online.

Drei Aspekte finde ich daran besonders spannend.

  • Die Dokumente belegen, was jeder Beobachter sich gedacht hat: Die US-Regierung zieht sich bei Domainverwaltungs-Fragen gern auf den Standpunkt zurück, das sei ja alles ICANNs Angelegenheit, wenn es gerade passt — und ändert das, wenn es nicht anders geht.
  • Das US-Handelsministerium schafft es, eine Meldung von Associated Press auf der CNN-Website zu ändern und probiert das auch bei der Website der Washington Post.
  • All diese internen E-Mail-Wechsel innerhalb des US-Handelsministeriums sind durch eine Anfrage nach dem amerikanischen Informationsfreiheitsgesetz herausgekommen. Und natürlich wissen alle Mitarbeiter eines Ministeriums, dass alles, was sie mailen, veröffentlicht werden kann.

Grenzgooglen

Weblogs als Belastung bei Ein- und Ausreise.

Den Rat, sein Weblog so vorsichtig zu verfassen, als sei es an den nächsten Personalchef gerichtet, kannte ich schon. Demnächst werden die Übervorsichtigen wohl auch noch raten, darauf zu achten, wie die eigenen Einträge auf einen Grenzbeamten wirken könnten: Einer der bekanntesten iranischen Blogger sagt deswegen gerade Goodbye to America. (Via Club Volt.)

Medienkonjunkturen

Der Tod einer Polizistin in Bradford.

Nicht immer kann man verstehen, warum in einem anderen Land ein bestimmtes Ereignis zum alles dominierenden Thema in den Medien wird. Das war vor kurzem in den US-Medien beim Fall Natalee Holloway so, einem auf Aruba verschwundenen Highschool-Teenager. Wegen der intensiven Berichterstattung wurde mehr als einen Monat nach ihrem Verschwinden mit drei niederländischen F16-Kampfjets nach ihr gesucht. (Kritiker sprachen vom Missing white woman syndrome.)

In Großbritannien sorgt zurzeit der Tod von police constable (Pc) Sharon Beshenivsky für Dauer-Schlagzeilen, auch bei der von mir sonst geschätzten BBC. Gestern lautete der BBC-News-Aufmacher zeitweise „Husband pays tribute to slain Pc“, dazu eine sehr grenzwertige Slideshow „In pictures: Bradford shooting“. Heute „Shot Pc’s father at murder scene“, dann „Pc shooting suspects held longer“. Der frühere Chef der Londoner Polizei fordert nun die Todesstrafe für Leute, die Polizisten umbringen. Woraufhin sich die Regierung dazu äußert (nein, keine Todesstrafe) und BBC News analysiert, ob das denn zu einer niedrigen Mordrate beitrüge.

DARPA und die Blogger

Pentagon forscht zur Sprachanalyse.

Die Hightech-Forschungsbehörde DARPA des US-Verteidigungsministeriums verfolgt ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm namens Global Autonomous Language Exploitation (GALE). Ambitioniertes Ziel: Transkription gesprochener Sprache, Übersetzung und „Destillation“ von Textdokumenten — per Computer. Wired News berichtet über praktische Anwendungen von Spracherkennung, -übersetzung und -synthese in Kampfgebieten.

Dabei interessiert sich das Pentagon auch für Blogger:

Engines must be able to process naturally-occurring speech and text of all the following types: broadcast news, talk shows, newswire, newsgroups, weblogs and telephone conversations. The source languages will be English, Chinese and Arabic plus surprise languages to be announced later.

Das Linguistic Data Consortium sammelt bereits Material, mit dem Forscher arbeiten können — unter anderem Texte aus englischen, arabischen und chinesischen Weblogs.

Um die Größenordnung des GALE-Programms deutlich zu machen: Der Auftrag HR0011-06-C-0023 aus diesem Programm, den SRI International gewonnen hat, hat einen Wert von 73,4 Millionen US-Dollar.