Wir haben Sie gewarnt

Katastrophenwarnungen über Rundfunk in den USA.

Wenn sich — natürlich in den USA — das Radio bei Tornados, Sturmfluten, Erdbeben, Waldbränden, Kindesentführungen und Atomunfällen selbst anschaltet, dann ist es ein offizielles Weather Radio: Diese Geräte, beispielsweise für 30 Dollar beim Radio Shack zu haben, empfangen ein Radioprogramm des nationalen Wetterdienstes für die jeweilige Region. Vorgetragen werden Wettervorschauen und Warnungen von Donna und Craig, zwei Computerstimmen.

Zivilschutz-Symbol Die Mutter der US-Warnsysteme war das 1951 eingeführte CONELRAD: Bei einem feindlichen Angriff hätten alle Radio- und TV-Sender den Betrieb einstellen müssen, damit der Feind sie nicht zur Ortung verwenden kann. Um die Bevölkerung dennoch zu erreichen, hätte die US-Regierung zwei Mittelwellen-Frequenzen mit geringer Leistung verwendet. Unter Kennedy entstand das Emergency Broadcast System (EBS), das CONELRAD ablöste: Nach einem schrillen Ton hätte sich der Präsident an das Volk wenden können — was er außer für Tests aber nie getan hat. Das EBS kam hauptsächlich für Wetterwarnungen zum Einsatz, und eine Station in Syracuse, New York kündigte die regelmäßigen Tests in den 70er-Jahren sogar mit einem eigenen Musik-Jingle an.

EAS-Logo Die heutige dritte Generation der Rundfunkwarnungen heißt Emergency Alert System (EAS). Während der Vorgänger EBS nur auf eine Quelle hörte und die Warnung nach dem Dominoprinzip weitertrug, können seit 1997 auch Wetterdienst, lokale Stellen oder der Bundesstaat das neue System direkt in Gang setzen. Höchste Priorität haben aber wie bisher die Botschaften des Präsidenten. Einen erheblichen Haken an der Sache gibt es jedoch: Sicherheit und Verschlüsselung standen auch bei EAS nicht auf der Prioritätenliste. Unbefugte könnten womöglich Falschmeldungen über das System verbreiten, meldet Heise.

Die amerikanische Bundes-Kommunikationskommission FCC überprüft nun das EAS — heraus kommt vermutlich das vierte System. Dabei überlegt die Behörde auch, ob sich künftig nicht auch normale Radios und Fernseher automatisch einschalten sollten.

Wetterradios gibt es in Deutschland zwar nicht, aber jede Menge Funkuhren, die auf den Langwellensender DCF77 hören. 2002/2003 gab es daher einen Feldversuch mit modifizierten Funkuhren. Auch über automatisches Einschalten von Radios und SMS-Warnungen denkt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe nach. Schon jetzt landen SatWaS-Warnmeldungen über das mecom-Satellitensystem der Nachrichtenagenturen bei den Medien.

Parteitagsblogging

Jay Rosen über die Berichterstattung zu political conventions.

Journalistik-Professor und Blogger Jay Rosen schreibt in aller Ausführlichkeit über die „political conventions“, die Nominierungsparteitage in den USA: Es geht ihm dabei um die Wirkung der Massenmedien auf dieses politische Ritual und um die Reaktion der Journalisten darauf. Beim Parteitag der Demokraten in Boston vom 26. bis 29. Juli sind 35 Blogger akkreditiert, darunter Rosen selbst und Dave Winer. Rosens Hoffnung, dass Weblogs dieses Ritual völlig neu beleuchten, scheint mir allerdings etwas überzogen.

Richard Clarke im Vorabdruck

Die FAZ druckt vier Passagen aus Against All Enemies.

In der heutigen Ausgabe und am 1. bis 3. Juni druckt die FAZ Auszüge aus dem Buch von Richard Clarke, dem früheren Antiterrorberater von vier US-Präsidenten. Clarke hatte das zögerliche Vorgehen der Bush-Regierung gegen Al-Kaida vor dem 11. September kritisiert. Außer einem einleitenden Porträt sind die Passagen allerdings online nur für Abonnenten zugänglich.

Diplomatie und Typografie

Das US-Außenministerium kombiniert Times New Roman und Bodoni.

Das US-Außenministerium schreibt laut AFP ab jetzt in Times New Roman, 14 Punkt, statt Courier, 12 Punkt (via Kottke). Keine sehr schöne Kombination mit der offiziellen Schrift des Ministeriums: „The type family used to formally identify the Department is Bodoni. This type has a classic serif face which is appropriate to the Department´s dignity and position as a senior cabinet-level department.“

Nebenbei bemerkt sind die Handbücher des US-Außenministeriums, die online zu finden sind, bürokratische Schatzkammern der Diplomatie. Vorschrift 5 FAH-1 H-435.2, Punkt c, für die korrekte Beschriftung von Briefumschlägen lautet: „Jerusalem is a special situation. Do not designate a country for Jerusalem. Direct specific questions regarding the correct name of a foreign city or country to the Department country desk or the Office of the Geographer (INR/GE).“