Flugzeugdetektive

Auf der Spur der Präsidentschaftskandidaten.

Vor vier Jahren hat ein Webforum für Flugzeugfans herausgefunden, für wen sich John Kerry als Vizepräsidenten-Kandidat entschieden hat — dank einer verräterischen Klebefolie.

Diesmal waren es Flightblogger Jon Ostrower und seine Leser, die vorher ahnten, dass sich Barack Obama für Joe Biden entschieden hat: Ostrower entdeckte den eingereichten Flugplan für eine Privatmaschine, die von Chicago, wo Obama zu diesem Zeitpunkt war, in Bidens Heimatstadt Wilmington, Delaware fliegen sollte.

An der Boeing 737, die John McCains Vizepräsidenten-Kandidaten in nächster Zeit transportieren soll, wird übrigens zurzeit in einem Hangar in Arizona gearbeitet. Mal sehen, ob auch diesmal jemand vorzeitig herausbekommt, was auf der Klebefolie steht. (Gefunden via Kristine Løwe.)

Nachtrag: Und auch bei McCains Vize Sarah Palin waren die Flugbewegungen verräterisch.

I am root

USA wollen Domainnamen-Kontrolle behalten.

Wenn die Rootzone-Datei des Domainnamensystems geändert wird, verschwinden zwar keine Länder von der Karte, aber gegebenenfalls Länderendungen wie .de oder .me aus dem Domainnamensystem — mit gravierenden Folgen. Derzeit gilt: Keine Änderung dieser Datei ohne Genehmigung des US-Handelsministeriums. Und das gilt nach dem Willen des Ministeriums wohl auch in Zukunft: „[T]he Department (…) has no plans to transition management of the authoritative root zone file to ICANN as suggested in the PSC documents“, schrieb die zuständige Behörde am Mittwoch an die Internetverwaltung ICANN. Mit „PSC documents“ sind eine Reihe von Plänen einer ICANN-Arbeitsgruppe gemeint, mit denen das institutionelle Vertrauen in die Internetverwaltung gestärkt werden soll. Die Frist für öffentliches Feedback dazu läuft an diesem Donnerstag ab.

Gefunden bei Bret Fausett, einem der Veteranen der ICANN-Beobachtung. Er freut sich sichtlich, dass das Ministerium Klartext redet: „Here at Lextext Central, we’ve known this forever, and people close to the ICANN process have known it too.“

(Dass diese erst einmal dramatisch erscheinende Rolle der Root-Herrscher eine gezähmte Macht ist, war übrigens vor längerer Zeit einmal Thema bei Wortfeld.)

Obamaps

Die Macht über die Wahlkreisgrenzen.

Wahlsiege, bei denen sich die politische Landkarte zu den eigenen Gunsten färbt, sind einfacher, wenn man die Karte und ihre Wahlkreisgrenzen vorher selbst zeichnen darf — keine neue Erkenntnis. Sehr anschaulich wird das im Redistricting Game der University of South California: Spieler dürfen die Grenzen so lange verschieben, bis das Ergebnis passt. Das Zitat am Anfang — „As a mapmaker, I can have more of an impact on an election than a campaign, than a candidate“ — stammt von David Winston, einst Redistricting-Spezialist für das Republican National Committee.

Bundesstaats-Wahlkreis in Chicago 1991 und 2001
Bundesstaats-Wahlkreis in Chicago 1991 und 2001

Was das mit Barack Obama zu tun hat? Der Washington-Korresponent des New Yorkers, Ryan Lizza, hat in aller Ausführlichkeit über Obamas politischen Start in Chicago geschrieben, also ausgerechnet in der Stadt der Political Machine schlechthin. Lizza erzählt keine schockierende Enthüllungsgeschichte, aber er zeichnet das Porträt eines Obama, der sehr zielstrebig arbeitet — eben nach den Spielregeln für Politiker. Dazu zählt auch die Szene, in der er als Bundesstaatssenator an der politischen Landkarte von Illinois arbeitet: „On the screens that spring day were detailed maps of Chicago, and Obama and a Democratic consultant named John Corrigan sat in front of a terminal to draw Obama a new district.“

Seine Hochburg, Hyde Park, blieb, aber sein Wahlkreis wuchs nach Norden, in die reicheren, weißeren Gegenden Chicagos, und wurde damit zu einem besseren Sprungbrett für ihn. Dabei haben die Illinois-Demokraten nur das gemacht, was zehn Jahre zuvor die Illinois-Republikaner  gemacht haben: „Incumbents drawing their own maps will inevitably try to advantage themselves“, schrieb Obama selbst.

Für Wahlstrategen

Seminar-Podcast aus Berkeley.

Das Seminar „American Politics: Campaign Strategy“, das Dan Schnur gerade an der UC Berkeley hält, gibt es auch als Podcast. Schnur war 2000 der Communications Director der McCain-Kampagne gegen Bush. Zu verstehen ist leider nur er, kaum die Studenten, aber vielleicht will es ja noch jemand mithören.

Superlive

Die US-Vorwahlen in TV und Netz.

Der Super-Tuesday-Zeitplan von Slate.com, umgerechnet auf Mittwochnacht bis Mittwochmorgen deutscher Zeit:

  • 1.00 Uhr: Georgia
  • 2.00 Uhr: Alabama, Connecticut, Delaware, Illinois, Massachusetts, Missouri, New Jersey, Oklahoma, Tennessee
  • 2.30 Uhr: Arkansas
  • 3.00 Uhr: Minnesota*, New Mexico*, New York, Rhode Island
  • 4.00 Uhr: Arizona, Colorado*, Kansas*, Utah
  • 5.00 Uhr: Kalifornien
  • 6.00 Uhr: Idaho*, Montana*, North Dakota*
  • 6.30 Uhr: Alaska*

Zu diesen Zeiten enden die Vorwahlen in den Staaten, die primaries abhalten. In den mit Sternchen versehenen Staaten finden caucusses (Video) statt, daher sind es dort nur ungefähre Zeitangaben.

Sendungen im deutschen Fernsehen zum Thema:

Und überall im amerikanischen Netz natürlich. Diesmal wird es Livestreams nicht nur von Fernsehsendern wie C-SPAN geben (Windows Media + Real), auch die Washington Post plant eine stundenlange Live-Sendung namens Post Politics TV (Mittwoch früh, 0.00 bis 6.00 Uhr).

Mehr zum Thema:

  • Zur Einstimmung bei USA Erklärt — warum es in den USA Vorwahlen gibt, was die Ausgaben im US-Wahlkampf mit Störchen zu tun haben und wie die Vorwahlen ablaufen.
  • CJR hat mit Mike Silverman von der Nachrichtenagentur Associated Press über die Vorbereitungen gesprochen. Für AP sind am Super Tuesday etwa so viele Mitarbeiter im Einsatz wie am eigentlichen Wahltag. Die Agentur finanziert gemeinsam mit CNN, CBS, MSNBC, ABC und FOX die Exit Polls, also die Wahltagsbefragungen. Zudem bekommen alle, auch die Networks, die eigentlichen Wahlergebnisse von AP.
  • Noch mehr exzellente Einstimmung bei Dichtheit & Wahrung vom Kutter, einschließlich mobilfunkendgerätfähiger Linkliste zu allen möglichen Umfragen, Tickern, Blogs, Karten, Guides.