Eine geht, eine bleibt

Das Ende der Rocky Mountain News.

„Ein eindrucksvolles und sehr trauriges Video“, schreibt Jens Schröder auf Retromedia über den Film der US-Zeitung Rocky Mountain News über ihr eigenes Ende: Am Freitag erschien das Blatt zum letzten Mal, nach 149,9 Jahren. Dass die Zeitung 30 Tage zum Verkauf stand und das Ende damit einen Monat lang weitgehend absehbar war, war natürlich für die Mitarbeiter hart. Allerdings gab sie dem Blatt auch die Zeit, formvollendet abzutreten: Sowohl die letzte gedruckte Ausgabe als auch die Webseite beeindrucken.

Titelseite der letzten Rocky Mountain News

Die Rocky Mountain News wird vom langjährigen Rivalen überlebt, der Denver Post, die werktäglich gerade einmal 304 Exemplare mehr verkaufte. Beide wurden im selben Haus publiziert: Die News residierte im fünften Stock, die Post im sechsten; Anzeigen- und Vertriebsabteilung teilten sie sich. Jetzt, wo es die Rocky Mountain News nicht mehr gibt, landen alle Einnahmen bei der Post. Grundlage dafür ist ein Gesetz von 1970, das Kooperationen zwischen Zeitungen einer Stadt wettbewerbsrechtlich erlaubt. Ob das wirklich geholfen hat, ist umstritten.

So viele amerikanische Städte sind es nicht mehr, in denen es noch zwei oder mehr bedeutende Zeitungen gibt: Boston, Chicago, Detroit, Minneapolis/St. Paul, New York, Philadelphia, Salt Lake City, Seattle, Tucson, Washington. Auf der Website des Seattle Post-Intelligencer ist zu lesen, dass die eigene Zeitung im März die nächste sein könnte, die verschwindet. In San Francisco steht der Chronicle auf der Kippe, dort bliebe dann nur das traurige Gratisblatt Examiner. Detroit News und Detroit Free Press sollen demnächst nur noch drei Mal in der Woche nach Hause geliefert werden. Philadelphia Inquirer und Philadelphia Daily News haben vor einer Woche Gläubigerschutz beantragt.

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Video: Final Edition von Matthew Roberts

Nachrichtenstifter

Der Non-Profit-Newsroom von ProPublica.

Die Titelstory der New York Times zum Untersuchungsbericht über den Wiederaufbau im Irak ist schon deswegen bemerkenswert, weil die Zeitung den 508 Seiten starken Bericht originell ins Netz gestellt hat: als annotiertes Dokument, bei dem die Highlights hervorgehoben sind.

Sie ist aber auch wegen ihrer Autoren bemerkenswert. James Glanz ist ein New-York-Times-Journalist, T. Christian Miller ist es nicht: Er ist einer von sieben senior reporters von ProPublica — einer nicht auf Gewinn ausgerichteten, aus Spendengeldern finanzierten Organisation, die investigativen Journalismus betreibt.

ProPublica veröffentlicht die Recherchen auch auf der eigenen Website, arbeitet aber vor allem mit anderen Medien zusammen, die dann die Geschichten publizieren. Zum Start Ende 2007 war Slate sehr skeptisch, was die Gründungsstifter Herbert und Marion Sandler angeht: „[P]hilanthropists, especially those who earned the fortune they’re giving away, tend not to distribute their money with a blind eye to the results.“ Andererseits haben viele Medien kaum eine Wahl, wenn sie selbst ihre Kapazitäten für investigativen Journalismus zusammensparen.

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Keine E-Mails mehr für Barack Obama?

Es sieht so aus, als wenn auch Barack Obama im Weißen Haus auf E-Mail verzichten wird, weil er es muss — schreibt die New York Times. Schon absurd, zumal E-Mails keine so unwichtige Rolle in diesem Wahlkampf gespielt haben. „[A]ides said he hopes to have a laptop computer on his desk in the Oval Office, making him the first American president to do so.“

Wandelbar

Schnelle Änderungen bei change.gov.

Change.gov, die Amtsübergangs-Website von Barack Obama, sei wie sein Wahlkampf „casual, cool, interactive“, schwärmt die New York Times. Für deutsche Wähler sei die Site dagegen „vor allem ein Ort der Trauer“, befindet Felix Knoke bei Spiegel Online: „So professionell, gut und offen ist keine deutsche Partei- oder Politiker-Website.“

Der spannendste Unterbereich besteht allerdings derzeit nur noch aus zwei dürren Absätzen: Unter Agenda waren auf change.gov 25 Themen von Außenpolitik über Bürgerrechte bis zu den Veteranen aufgeführt, mit teils sehr detaillierten Plänen. Wer heute schaut, findet nur noch „The page you requested is not available right now.“ Vielleicht war die Idee, den Bereich Issues von der Wahlkampf-Website per Copy und Paste zu übernehmen, ein bisschen blauäugig.

Nachtrag vom 18. November: Der Bereich Agenda hat sich jetzt wieder gefüllt. Der Text ist jetzt nicht mehr ganz identisch mit dem Wahlprogramm — manchmal sind es Nuancen: Aus „tough, direct presidential diplomacy with Iran“ ist das Wörtchen „presidential“ herausgefallen. Anderswo fehlen ganze Textblöcke, zum Beispiel zu Russland (Wahlprogrammchange.gov).