Nicht einmal ansatzweise
Eine US-Ohrfeige für ICANN.
Von ICANN ist hier nicht mehr so viel zu lesen (warum das so sein könnte, habe ich kürzlich bei Matthias Spielkamp aufgeschrieben). Die US-Regierung bringt jetzt ein bisschen Feuer in die Angelegenheit: Die US-Kartellbehörde hat sich zu Wort gemeldet, und sie ist von den ICANN-Planungen für Unmengen neuer Top-Level-Domains nicht begeistert.
Eine kurze Stellungnahme der Wettbewerbshüter versteckt sich in einem Brief des US-Handelsministeriums an ICANN: Die Kartellbehörde zweifelt daran, dass sich neu eingeführte Top-Level-Domains signifikant auf die Macht des .com-Betreibers VeriSign auswirken. Für diejenigen, die einen Namen unter allen möglichen generischen Top-Level-Domains registrieren, bedeuten zusätzliche Domains höhere Kosten. Die Kartellbehörde empfiehlt daher stärkeren Verbraucherschutz: eine Marktstudie vor der Einführung weiterer Domains, die Betreiberauswahl nach dem niedrigstem Preis für den Endkunden oder zumindest Preis-Obergrenzen und Vorschriften gegen unfaire Praktiken. Zudem empfiehlt die Behörde, den Betrieb einer Top-Level-Domain regelmäßig neu auszuschreiben.
Der Schlusssatz ist nichts anderes als eine Ohrfeige: „To date, we believe that ICANN has not come close to fulfilling its obligations to employ competitive principles in its management of TLD registry operations.“ (Federführend für die USA ist allerdings nicht das Justiz-, sondern das Handelsministerium, das ICANN deutlich positiver sieht.)