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Keine E-Mails mehr für Barack Obama?

Es sieht so aus, als wenn auch Barack Obama im Weißen Haus auf E-Mail verzichten wird, weil er es muss — schreibt die New York Times. Schon absurd, zumal E-Mails keine so unwichtige Rolle in diesem Wahlkampf gespielt haben. „[A]ides said he hopes to have a laptop computer on his desk in the Oval Office, making him the first American president to do so.“

Wikigoliath

Fehlwahrnehmungen im Fall Heilmann.

Auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Noch einmal zu Lutz Heilmann.

In Blogs und Onlinemedien tauchen immer wieder drei Annahmen auf: 1. Es geht um Heilmanns Stasi-Vergangenheit. 2. Die Wikipedia ist im Recht. 3. Heilmann hat wohl nicht begriffen, was der Unterschied zwischen wikipedia.de und de.wikipedia.org ist. (Variante 3 ist bei Bloggern und Twitterern zu lesen, während zahlreiche Medien selbst nicht begriffen haben, was der Unterschied ist.)

Dass Punkt 1 so nicht stimmt, habe ich gestern geschrieben. Ob Punkt 2 letztendlich stimmt, kann ich schwer beurteilen; der derzeitige juristische Zwischenstand ist allerdings klar. Die angegriffenen Punkte scheinen inzwischen aus dem Wikipedia-Eintrag, den viele so stolz verlinken, verschwunden zu sein. Und bei Punkt 3 habe ich ebenfalls meine Zweifel: Juristisches Vorgehen gegen die Domain „wikipedia.de“ ist ein Holzhammer, mit dem man die volle Aufmerksamkeit der deutschsprachigen Wikipedianer bekommt, ohne die eigentliche Wikipedia, also de.wikipedia.org, zu gefährden. Wenn jemand also dringend möchte, dass Unwahrheiten in der deutschsprachigen Wikipedia korrigiert werden, kann er es entweder in den USA probieren (wo die Wikimedia Foundation ihren Sitz hat) — oder eben über den „wikipedia.de“-Trick in Deutschland.

(Die Außenwahrnehmung der Wikipedia ist immer noch die eines kleinen, stets unterstützenswerten Projekts, der David-gegen-Goliath-Reflexe auslöst. Wer sich die Zugriffszahlen anschaut, wer sich die Nutzung unter Multiplikatoren anschaut, sieht, dass die Wikipedia längst selbst ein Riese ist. Reflexe aus, selber nachdenken.)

Nachtrag: Nachdem die beanstandeten Inhalte jetzt aus dem Artikel verschwunden sind, hat Heilmann die juristische Auseinandersetzung für beendet erklärt.

Begründungslos

Berichte zum Fall Heilmann vs. Wikipedia.

Lutz Heilmann hat wikipedia.de sperren lassen — aber warum? Ein Blick auf die Berichterstattung bei Spiegel Online, heise online und Zoomer.de:

  • Spiegel Online garniert den Artikel mit viel Meinung („Servicewüste Deutschland“, „Negativ-PR“), schweigt aber zu den Hintergründen: „Da die Verbreitung der strittigen Passagen der einstweiligen Verfügung unterliegt, verzichtet SPIEGEL ONLINE auf eine detaillierte Widergabe.“ Stattdessen wird lang und breit über die Stasi-Vergangenheit Heilmanns berichtet. Wer Spiegel Online liest, muss also denken, dass es Heilmann beim Streit vor allem darum geht. Aber wieso ist dann die Spiegel-Berichterstattung zum selben Thema noch online?
  • Heise Online mutmaßt zumindest, dass es auch um etwas anderes geht: „In dem Streit geht es offenbar um in der Wikipedia zitierte Berichte, wonach die Immunität des Abgeordneten im Oktober aufgehoben worden sei, weil er einen Bekannten per SMS bedroht haben soll.“ Heilmanns Gegendarstellung zu einem Artikel in den Lübecker Nachrichten ist verlinkt. In einem Update am Ende kommt Heilmann selbst zu Wort.
  • Erstaunlich, aber wahr: Zoomer-Leser wissen mehr. Es gehe um den „Vorwurf, dass Heilmann an einem Online-Sex-Shop beteiligt sei“, dass Heilmann „einen Ex-Freund bedroht habe“, „dass er sein Jura-Studium abgebrochen habe“ und „dass er die Einsicht in seine Stasi-Akte verweigern würde“. Zoomer hat einfach mit Heilmann gesprochen.

(Warum Spiegel Online überhaupt über den Fall berichtet, wenn es nicht vorhat, die Hintergründe zu erklären, ist mir rätselhaft. Immerhin profitiert Wikimedia Deutschland.)

Nachtrag: Fortsetzung hier.

Wandelbar

Schnelle Änderungen bei change.gov.

Change.gov, die Amtsübergangs-Website von Barack Obama, sei wie sein Wahlkampf „casual, cool, interactive“, schwärmt die New York Times. Für deutsche Wähler sei die Site dagegen „vor allem ein Ort der Trauer“, befindet Felix Knoke bei Spiegel Online: „So professionell, gut und offen ist keine deutsche Partei- oder Politiker-Website.“

Der spannendste Unterbereich besteht allerdings derzeit nur noch aus zwei dürren Absätzen: Unter Agenda waren auf change.gov 25 Themen von Außenpolitik über Bürgerrechte bis zu den Veteranen aufgeführt, mit teils sehr detaillierten Plänen. Wer heute schaut, findet nur noch „The page you requested is not available right now.“ Vielleicht war die Idee, den Bereich Issues von der Wahlkampf-Website per Copy und Paste zu übernehmen, ein bisschen blauäugig.

Nachtrag vom 18. November: Der Bereich Agenda hat sich jetzt wieder gefüllt. Der Text ist jetzt nicht mehr ganz identisch mit dem Wahlprogramm — manchmal sind es Nuancen: Aus „tough, direct presidential diplomacy with Iran“ ist das Wörtchen „presidential“ herausgefallen. Anderswo fehlen ganze Textblöcke, zum Beispiel zu Russland (Wahlprogrammchange.gov).