Wochenspiegel

Neues Design auch für Guardian Weekly.

Guardian WeeklyFast zwei Jahre nach dem Guardian bekommt nun auch die Wochenausgabe einen neuen Look: Guardian Weekly ist seit diesem Freitag durchgehend farbig und misst handgestoppte 233 mal 313 mm. Schwerpunkte der ersten Weekly sind internationale Nachrichten (7 der 48 Seiten), Leitartikel und Kommentare (6 Seiten), der Review-Teil mit längeren Reportagen und Analysen (5 Seiten), während Nachrichten aus Großbritannien gerade einmal so viel Platz bekommen wie die Buchrezensionen (4 Seiten). Ein paar Artikel stammen aus dem Guardian-Sonntagsblatt Observer, je ein Kommentar und ein Artikel aus der Washington Post, diesmal nichts eine Reportage aus Le Monde.

Das Blatt erscheint also am Freitag, geht aber schon am Dienstag in Druck. Die Wechselkurstabelle stammt vom Montag. Wer liest so etwas im Internetzeitalter? Die Verkaufsauflage von 78.500 Exemplare geht zu 34 Prozent nach Afrika. Die Anzeigen stammen fast ausschließlich von Banken und Bildungseinrichtungen oder bieten Jobs in der Entwicklungshilfe. Wenn die Daten aus der Leserumfrage 2004 noch stimmen, erreicht das Blatt vor allem die Eliten im Bildungs- und Regierungssektor.

Leider ist Guardian Weekly auch im neuen Design vergleichsweise tot — ein Ein-Zeitungs-Pressespiegel eben, zusammengestellt für die bedauernswerten Menschen, die den echten Guardian nicht täglich bekommen können. (Noch schlimmer ist übrigens das Magazin Guardian Monthly.) Aber die Zahl der Menschen, die lieber mindestens drei Tage alte Artikel gedruckt lesen wollen als dafür das Internet zu nutzen, reicht 2007 offenbar noch aus, um das Konstrukt am Leben zu erhalten.

Foto-Kopie

BBC lässt David-Cameron-Foto nachmalen.

Nicht jeder sieht gern ein 20 Jahre altes Foto von sich in der Zeitung. Erst recht nicht ein Gruppenbild mit anderen Mitgliedern eines Clubs superreicher britischer Studenten, der gezielt Lokale zerstört und den Schaden anschließend cash bezahlt. Jedenfalls dann nicht, wenn man wie David Cameron der nächste Premierminister von Großbritannien werden will.

Darauf nahmen die britischen Medien aber selbstverständlich keine Rücksicht — angeblich sollte das Gruppenbild der reichen jungen Herren sogar auf einem Labour-Wahlplakat landen. Die Inhaber des Copyrights, die Fotografen Gillman & Soame, haben eine weitere Veröffentlichung aber untersagt. Und natürlich ist es etwas anderes, von einem Bild nur zu erzählen, als es zu zeigen: Cameron mit der rechten Hand lässig in der Hosentasche, den Oberkörper leicht zur Kamera gedreht, aber mit einem superb-arroganten Blick in die Ferne, und dazu der königsblaue Frack im Wert von 1.000 Pfund Sterling. Die BBC-Sendung Newsnight hat daraufhin die Künstlerin Rona damit beauftragt, das peinliche Foto monochrom in Öl auf Leinwand festzuhalten. Statt der Fotografie zeigte Newsnight also The Bullingdon painting.

Originell, aber zumindest nach deutschem Urheberrecht nicht hieb- und stichfest: Die genaue Grenze zwischen selbstständigem Werk (auch ohne Einwilligung des Urhebers erlaubt) und bloßer Umgestaltung eines bestehenden Werks (nicht erlaubt) ist zwar häufig schwierig zu finden. In diesem Fall wirkt das Auftragsgemälde aber eher wie eine monochrome Kopie, Frackknopf für Frackknopf.

Das Spiel ist aus

Anrufquiz-Sender ITV Play eingestellt.

Der britische Privatsender ITV hat sich entschieden, seinen Quizkanal ITV Play im Digitalfernsehen aufzugeben, meldet der Guardian (Registrierung erforderlich). Allerdings soll es weiterhin ITV-Play-Inhalte – von den Moderatorentypen, Ton- und Bildeffekten wie deutsches Quiz-Fernsehen – auf den beiden großen Kanälen ITV1 und ITV2 geben. Prophetische Gaben bewies damit die BBC-Satiresendung Dead Ringers, die allerdings ein noch dramatischeres Ende vorhergesehen hatte.

Im Zuge des britischen Quiz-TV-Skandals hatten Prüfer im Auftrag von ITV untersucht, ob der Sender die Vorschriften der beiden Regulierer Icstis und Ofcom einhält. Dass ITV den Quizkanal trotz positiv verlaufener Prüfung aufgibt, könnte damit zusammenhängen, dass laut Guardian der Digitalkanal allein nicht profitabel war, sondern nur die Programme auf den großen Kanälen. Im vergangenen Jahr lag der ITV-Play-Umsatz bei fast 80 Millionen Euro. Falls die britischen Regeln für solche Anrufquizze und Anrufspiele in Zukunft strenger würden, könnte das allerdings auch zur Wachstumsbremse werden.

Und in Deutschland? Nach der Lektüre von Stefan Niggemeiers Zusammenstellung Die deutschen Anrufsender und das Gesetz bleibt zumindest die eine oder andere Frage offen.

Nachtrag: Die BBC hat sich bei Erwachsenen und Kindern dafür entschuldigt, in der fast 50 Jahre alten Kindersendung „Blue Peter“ einen falschen Gewinner bei einer Anrufaktion präsentiert zu haben. Als aus technischen Gründen kein Gewinner gezogen werden konnte, habe jemand „in Panik“ ein zufällig im Studio anwesendes Mädchen gebeten, die richtige Antwort zu nennen.

Quizpolizei

Britisches Anruf-TV in der Krise.

Am Dienstag hat der britische Privatsender ITV alle „interaktiven Premiumdienste“ wie Anruf-Quizze und Abstimmungen per Telefon oder Digital-TV-Knopfdruck vorerst eingestellt, am Donnerstag ist Konkurrent Five diesem Vorbild gefolgt. Bei beiden Sendern sollen diese Formate erst nach einer Überprüfung wieder auf Sendung gehen. Die Pressemitteilung zur Five-Sendung Brainteaser, produziert von der Endemol-Tochter Cheetah Television, muss man sich auf der Zunge zergehen lassen:

Instead of informing viewers that no winning caller had been found in the time period available the production company put fictional names on screen as “winners” and on one occasion a member of the production team went on air as a “winning” contestant.

Brainteaser ist der bislang schlimmste bekannte Fall in einer ganzen Reihe. Laut Guardian werden fünf weitere Sendungen untersucht: Richard and Judy (Cactus TV für Channel 4), Saturday Kitchen (Cactus TV für BBC1), Ant and Dec’s Saturday Night Takeaway (ITV), Soapstar Superstar (Granada für ITV) and I’m a Celebrity, Get Me out of Here! (ITV).

Icstis, die britische Selbstregulierungs-Einrichtung für die teuren Telefonnummern, will nun mit einem Verhaltenskodex verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Der Vorsitzende des Unterhaus-Medienausschusses droht derweil damit, die Polizei einzuschalten.

Play-TV

Britische Fernseh-Scharmützel.

In der blauen Ecke: BSkyB. In der roten Ecke: Virgin Media.

Wie man BSkyB am Namen ansieht, ist es das Ergebnis einer Fusion (von BSB und Murdochs Sky TV). BSkyB sendet ein digitales Pay-TV-Programmbouquet über Satellit, und betreibt eigene Programme. Ein kleiner Teil davon ist derzeit noch über DVB-T (Freeview bei den Briten) kostenlos zu sehen, aber das will BSkyB ändern.

Wie man Virgin Media am Namen ansieht, gehört das Unternehmen zum Imperium Richard Bransons. Virgin Media ist unter anderem ein Kabelnetzbetreiber, zugleich Anbieter eines Pay-TV-Programmbouquets, und betreibt eigene Programme.

BSkyB ist Großbritanniens größter Pay-TV-Anbieter. Virgin Media ist der größte Pay-TV-Anbieter in den eigenen Kabelgebieten. BSkyB plant eine On-Demand-Plattform namens Sky Anytime. Virgin Media hat eine On-Demand-Plattform namens Virgin Central gestartet.

Zahlreiche attraktive Serien wie 24, Lost oder die Simpsons bekamen die Virgin-Abonnenten bislang über das Programm Sky One. Ende vergangenen Monats lief der Vertrag für die Basiskanäle wie Sky One, Sky Sports News und Sky News aus. Bis zuletzt verhandelten BSkyB und Virgin Media über die Konditionen einer Verlängerung. Sky schaltete Werbespots, die auf der Virgin-Plattform liefen und die Virgin-Kunden zum Protest aufforderten. Virgin Media kaufte die On-Demand-Rechte für Lost. Sky drohte damit, den Virgin-Kabelkunden den Zugang zu den Sky-Basiskanäle direkt zu verkaufen. Virgin antwortete, das sei gar nicht möglich.

Bislang letzte Runde: Virgin Media hat die Sky-Basiskanäle abgeschaltet und ihnen Namen wie „Old Sky Snooze“ (statt „Sky News“) gegeben.

Quadruple Play kann auch ohne Georg Kofler lustig sein.