Fluchtpunkt

Über Stadtansichten im Saul-Steinberg-Stil.

Im Februar 2004 erschien in der Macwelt ein dreiseitiges Tutorial von Oliver Weiss, wie man in zehn Schritten mit Bleistift und Photoshop eine Variante von Saul Steinbergs berühmtem New-Yorker-Titelbild View of the World from 9th Avenue erstellen kann. Am Beispiel Berlins. Aus der Macwelt von damals:

Denn jeder bessere Posterladen vertreibt längst seine eigene Version von Steinbergs verschmitztem Blick auf die eigene Stadt, die augenzwinkernd als Nabel und Angelpunkt der restlichen Welt karikiert wird.

New-Yorker- und Spiegel-Titelbild Bei der Gestaltung des Spiegel-Titelbildes (Berlin – Comeback einer Weltstadt) kam nun „gleich die erste Idee“ zum Tragen, heißt es im Werbevideo. Richtig geraten: Ein verschmitzter Blick auf die Stadt Berlin, die augenzwinkernd als Nabel und Angelpunkt der restlichen Welt karikiert wird. Immerhin kommt der Name Saul Steinberg im Editorial vor – zusammen mit Preis und Bestelladresse des Titelbild-Posters.

Poster des Jahres

Der Taxi-Haltestellenplan für Hamburg.

Der Schnellbahn-Streckennetzplan des Hamburger Verkehrsverbunds ist in dieser Stadt ein bekannter Anblick:

Hamburger Schnellbahnplan

Heute habe ich erstmals dieses Poster gesehen:

Taxi-Schnellbahnplan

Was aussieht wie das Werk eines wahnsinnig gewordenen Verkehrsverbund-Grafikers, ist bei genauerem Hinsehen das fiktive „Streckennetz Öffentlicher Individualverkehr“ mit Hunderten von Straßennamen — und damit Werbung für die genossenschaftliche Taxizentrale Das Taxi.

Taxi-Schnellbahnplan (Detail)

Ganz großartig! Erinnert an die vielen Adaptionen des Meisterwerks, Harry Becks Londoner U-Bahn-Plan: Simon Pattersons The Great Bear (mit Humphrey Bogart statt Mornington Crescent und Pythagoras statt Paddington), die Musikgenre-Karte des Guardian (mit Blondie statt St. James’s Park) oder die Anagramm-Karte.

Nachtrag: Die Agentur, die dahintersteckt, ist Nordpol+.

Deep Blue

Relaunch bei Focus Online.

Focus Online hat den lange erwarteten Relaunch nun hinter sich. Der mittlerweile obligatorische Relaunch-Artikel enthält auch ein Video, in dem die Neuerungen präsentiert werden. Erster Eindruck: deutlich übersichtlicher und schöner, wozu nicht nur das zweispaltige Design, sondern auch die neue Farbe blau beiträgt. Auch in München ist die Navigation nach oben gewandert, die Struktur deutlich entschlackt. Statt Unterunterunterressorts gibt es nur noch zwei Navigationsebenen, auf Klappmenüs wie bei Spiegel Online wird verzichtet.

Nicht ganz klar ist mir, wann nur die Uhrzeit, wann keine Uhrzeit, wann nur die Zahl der Kommentare und wann Uhrzeit und die Zahl der Kommentare über einem Bildteaser erscheinen.

Noch sind nicht alle neuen Features gestartet, schreibt Heiko Hebig. Was noch kommen könnte: In einem Medium-Magazin-Artikel vom November 2006 (mehr bei Peter Turi) versprach Focus-Online-Chef Jochen Wegner Möglichkeiten zu Individualisierung (in Kürze), Feeds für beliebige Teile des Angebots, Verschlagwortung unter den Artikeln, noch mehr Community, Nutzwert-Tools und neue Videoformate.

Continue reading

25 Farbfotos

Die leise Auffrischung der FAZ.

FAZ-Feuilleton zum Klimawandel Visuelle Opulenz und Frankfurter Allgemeine Zeitung waren bislang nicht gerade Synonyme. Die Sonntagszeitung ist zwar gerade als eine der bestgestalteten Zeitungen der Welt prämiert worden, aber die Auffrischung der werktäglichen FAZ verläuft behutsam. Kein kompletter Relaunch mit Trommelwirbel (und Protestschreiben), stattdessen werden Teile erneuert, neue Seitengestaltungen probiert. Und mit einmaligen Sonderseiten lernen die Leser, die Farbrezeptoren ihrer Netzhaut zu trainieren. Etwa beim Feuilleton-Schwerpunkt zum Klimawandel (Ausgabe vom 2.3.2007), mit 25 farbigen Fotos auf einer Doppelseite.

Wahre Größe

Der grüne Logo-Streit.

Neues Grünen-Logo mit Text Wahre Größe

Neues Parteilogo nach Kritik zurückgezogen, schreibt tagesschau.de. Bei Spiegel Online schläft der Typografie-Beauftragte:

Die eigens entworfene Schrift „Gruene Syntax“ lobte Roth derweil dafür, „dass sie irritiert und nicht Mainstream ist – so wie wir“. Das Auffälligste an der Schrift ist, dass sie serifenlos ist und der Buchstabe „e“ jeweils in halben Schwung endet, was den Blick auf sich zieht.

Erstens: Die Schrift im Logo ist DIN Mittel mit verstümmeltem „e“. Syntax hat damit nichts zu tun — das ist die Schrift, die bei den Grünen für längere Texte eingesetzt werden soll. Zweitens: Entworfen wurde Syntax 1968, also vor den Grünen und nicht für die Grünen. Die Partei hat lediglich eine Lizenz für ein Schriftpaket erworben.

Typografisches zum neuen Logo-Entwurf gibt es beim Fontblog:

Noch gibt es bei den Grünen die Materialien zum Download:

Eigene Meinung: Das Logo selbst ist so übel nicht und erinnert weder an eines der anderen Partei-Logos noch an das Erscheinungsbild einer bestimmten Firma. Absolut erstaunlich finde ich aber die Annahme, dass eine 55-prozentige Reduktion von Bündnis 90 im Logo ohne längere Selbstverständnis-Diskussion ablaufen würde.