Auntie Beebs Zukunft

Der Guardian will die BBC retten.

Das Titelthema der Guardian-Medienbeilage lautet diesmal:

How to save the BBC

Retten? Aus dem Ausland betrachtet ist die BBC nicht nur journalistisch, sondern auch technologisch weit vorn und hat das Internet besser verstanden als viele andere. Politisch steht sie allerdings unter Druck. Der könnte drastisch zunehmen, wenn die Tories die nächste Wahl gewinnen, und danach sieht momentan alles aus.

„Top-slicing“ ist die Idee, der BBC Teile der Rundfunkgebühr wegzunehmen und anderen Anbietern zu geben, die eine Ausschreibung gewinnen. In der Diskussion geht es vor allem um Channel 4, einen TV-Sender, der nicht recht in eine Schublade passt: Rein kommerziell finanziert, aber mit Programmauftrag, hat er sich immer stärker auf den Mainstream konzentriert und unter anderem Big Brother nach Großbritannien gebracht. Die BBC – und auch ihr Aufsichtsgremium BBC Trust – wehrt sich vehement dagegen. Die Guardian-Autoren scheinen den „top-slicing“-Ansatz ebenfalls für den falschen Weg zu halten, fordern aber einen Mentalitätswandel. Gerade im Netz könnte die BBC für mehr Offenheit sorgen.

Zahlensender

Statistik in den Medien.

Im ersten Moment klingt es wie eine atemberaubend schlechte Idee: eine Radiosendung über Statistik.

More or Less bei BBC Radio 4 stellt aber spannende Fragen: Wie aussagekräftig sind Schulrankings, Inflationsraten oder klinische Studien zu Antidepressiva? Was sagen Studien zur Videoüberwachung aus, wie berechnet die Polizei den Straßenverkaufswert von Drogen? Stimmt es, dass heute mehr Menschen auf der Erde leben als je gelebt haben?*

Der Erfinder der Sendung, Michael Blastland, hat „The Tiger That Isn’t“ geschrieben, ein Buch über Zahlen in den Medien. Ein paar Aspekte daraus tauchen jetzt in einer Sommerserie bei BBC News im Netz auf. Online sind bislang die ersten drei Artikel: What the survey didn’t say…, The myth of counting und Putting percentages in context.

*Nein, es stimmt nicht.

Mehr zu More or Less:

Quittung

Strafe für Zuschauerbetrug bei BBC-Quizzen.

Nach der Millionenstrafe für ITV hat jetzt auch die BBC die Quittung für den britischen Anrufquiz-Skandal bekommen. Wenn Mitarbeiter der Produktionsfirma als Mitspieler oder Gewinner auftreten, Zuschauer sich an längst aufgezeichneten Sendungen beteiligen sollen oder fiktive Gewinnernamen verlesen werden, dann summiert sich das zu einer Geldbuße von 500.000 Pfund, also etwa 630.000 Euro, zahlbar an den Obersten Zahlmeister Ihrer Majestät. Der Kommunikations-Regulierer Ofcom hat bei der Strafhöhe berücksichtigt, dass niemand mit den Täuschungen in insgesamt acht Sendungen einen Gewinn erzielte und dass die Strafe aus Gebührenzahler-Geldern beglichen wird.

Kein Wunschkonzert

Sueddeutsche.de sucht das BBC-Archiv.

Bei sueddeutsche.de ist Marita Stocker auf die Suche nach dem „riesigen, kostenfreien Archiv an Fernseh- und Radiosendungen“ der BBC im Netz gegangen. Und beschreibt also eine Suche nach etwas, was es so gar nicht gibt. Gefunden hat sie zuerst Treasure Hunt — das ist kein Archiv, sondern eine längst abgeschlossene Initiative, mit der die BBC-Archivare an Sendungen kommen wollten, die im Archiv fehlen. (Die Autorin: „Kann das möglich sein? Das mit Eigenlob dekorierte Archiv verwaist und für die BBC nicht weiter von Interesse?“)

Zweiter Stopp ist die Seite des BBC Archive, und die Autorin entdeckt, dass das vorhandene Video-Material größtenteils außerhalb Großbritannien nicht abgespielt werden darf. Sehr bedauerlich, in der Tat, aber auch nicht völlig überraschend für eine Rundfunkanstalt, die vom britischen Gebührenzahler finanziert wurde und wird.

So schließt die Autorin mit einem Hinweis auf arte+7, wo „alle ausgestrahlten Sendungen der vergangenen sieben Tage“ zu finden seien. Das stimmt zwar nicht ganz, weil längst nicht alle Sendungen dort landen, ist aber trotzdem kein schlechter Linktipp. Aber jetzt wird die Autorin doch mit Sicherheit auch den BBC iPlayer erwähnen, der den Briten genau das für BBC-Sendungen liefert? Leider nicht.

(Da passt es ja ganz gut, dass turi2 als „Background“ einen Guardian-Artikel verlinkt, in dem es um etwas völlig anderes geht, nämlich um permanente Informationsseiten zu jeder Sendung.)

Gute Gäste

BBC-Leitlinien für Social Networking.

We should be sensitive to the expectations of existing users of the specific site. If we add a BBC presence, we are joining their site rather than the opposite.

Aus den BBC-Leitlinien zum Auftritt auf Social-Networking-Websites. In dem offen zugänglichen Dokument steht auch einer der Gründe, warum BBC sich auf andere Plattformen begibt:

The BBC Share strategy relies on the BBC engaging with users on the sites where they go, in the conversations they are having, as well as on bbc.co.uk. This is partly so that users who may consume little or no BBC content can discover for themselves more of what we have to offer.

(Nur ein paar Beispiele: BBC hat für Olympia Flickr- und YouTube-Gruppen gegründet, die BBC-Website Ouch twittert und hat ein Facebook-Profil, BBC Three ist auf Bebo vertreten.)