BBC-Streiks geplant

Gewerkschaften wollen die BBC-Live-Berichtersttaung stoppen.

In anderthalb Wochen beginnt der erste von drei 24-Stunden-Streiks der BBC-Beschäftigten, zu dem die Gewerkschaften NUJ, Bectu und Amicus aufrufen. Das Ziel, zumindest laut Luke Crawley von Bectu: „to shut live programming down, leading to blank screens and dead air“. Angesichts digitaler Technik, schreibt BBC News zu Recht, dürfte der Bildschirm allerdings wohl kaum schwarz, höchstens nachrichtenlos werden. Andererseits hat Großbritannien auf diesem Gebiet eine gewisse Tradition: Die besten Streiks der britischen Fernsehgeschichte, gesammelt von TV Cream.

Robust gratulieren

Paxman interviewt Galloway nach dessen Wahlsieg.

Ein Nachtrag zu den Beiträgen Robust interviewen und Wahl ohne Fieber: Der erwähnte Jeremy Paxman hat in der Wahlnacht George Galloway interviewt (dessen Wikipedia-Eintrag zur Einordnung sehr nützt), und die BBC nennt das Interview in ihrem Wahlblog „one of the highlights“.

(Auch wenn der Vergleich natürlich hinkt — wäre so ein Stil der bessere Ansatz für das NPD-Interview nach der sächsischen Landtagswahl gewesen?)

Robust interviewen

Über die BBC-Fragesteller Humphrys und Paxman.

Fabian Mohr hat in seinem Weblog auf eine Radio-Sternstunde hingewiesen: Am 25. April 2005 wurde der britische Außenminister Jack Straw von BBC Radio 4 nicht interviewt, sondern regelrecht verhört. Kern der Auseinandersetzung: Warum befürwortete der oberste Rechtsberater der Krone, Lord Goldsmith, am 7. März 2003 eine zweite UN-Resolution, um eine Invasion im Irak explizit zu erlauben, und erklärte zehn Tage später eine Invasion auch ohne zweite Resolution für zweifelsfrei völkerrechtskonform? (Details in den FAQ dazu bei BBC News.) Straw wird in dem Interview — als RealAudio online — wieder und wieder auf diesen Punkt gebracht, und der Reporter lässt sich nicht abschütteln. Fabian Mohr: „eine viertelstunde, die sich jeder journalist gönnen sollte“.

Der Fragesteller, John Humphrys, und sein Stil sind keineswegs unumstritten. Humphrys‘ TV-Kollege Jeremy Paxman pflegt einen ähnlich angriffslustigen Stil, und auch von ihm gibt es ein sehr unterhaltsames Interview, in dem er Ex-Innenminister Michael Howard die selbe Frage zwölf Mal stellt. Das kommt nicht bei allen Zuschauern an, wirkt bisweilen arrogant, egomanisch und schlecht erzogen. Anlässlich der Unterhauswahlen schreibt der Chef der BBC-Fernsehnachrichten, Roger Mosey, über das angebliche „Paxman and Humphrys problem“, und verteidigt die beiden dabei natürlich: Paxman und Humphrys sind Galionsfiguren für Newsnight (TV) und Today (Radio), und beide Sendungen sind wiederum Aushängeschilder der BBC.

Mosey merkt mit Recht an, dass es nicht der einzige Interview-Stil bei der BBC ist, und die Zuschauer und Zuhörer natürlich eine Wahl haben. Zudem braucht ein solcher Fragestil auch würdige Kontrahenten: „It’s a huge tribute to British politicians that they take part in robust interview programmes on television and radio, and many of them over the years have said they respond better to ‚fast bowling‘ than to patsy questions.“ In einem Video-Interview sagt John Humphrys: „The danger is not that persistent and robust interviewing can damage the political process, the danger is precisely the opposite. The danger is that if you stop doing it, politicians get away with things that they shouldn’t get away with.“ Das geht natürlich nur, wenn ein Fragesteller nicht vor einem wichtigen Interview ein Grundlagen-Briefing braucht und die Fragen von Karten ablesen muss.

Mehr Leser dank RSS

16,5 Millionen RSS-Zugriffe auf BBC News.

Pete Clifton, der Chef von BBC News, schreibt in seiner neuesten Kolumne: „In March, we registered 16.5 million click-throughs to reports from RSS feeds, and our target is 10% of our traffic driven by RSS by the end of this year.“ (via). Die New York Times vermeldete vor kurzem dies: „NYTimes.com’s RSS feeds generated 5.9 million pageviews on the site in March, which represents a 342% increase year over year and a 39% increase from February’s 4.3 million pageviews.“ Der Anteil der direkten Zugriffe aus RSS-Feeds liegt bei der New York Times damit noch knapp über einem Prozent, indirekte Effekte wie bessere Verlinkung in Blogs und bessere Google-Platzierung nicht mitgerechnet.

(Nebenbei wünscht sich Pete Clifton neue Tierbilder.)