Austrocknende Kanäle?

Wie die BBC die Zukunft des Fernsehens sieht.

Alle zehn Jahre steht bei den Briten eine königliche Satzung auf dem Prüfstand, die Ziele und Strukturen der BBC festlegt. Weil diese BBC-Charta Ende des Jahres ausläuft, macht sich BBC-Medienjournalist Torin Douglas Gedanken darüber, wie Rundfunk — insbesondere Fernsehen — am Ende der nächsten Charta-Laufzeit im Jahr 2016 aussehen könnte.

For older viewers, TV channels are still likely to play an important part in their viewing selection. Many people want an editor to help make their choices for them – and there will still be a need for experienced broadcasters to commission top-flight programming. (…) But the young are growing up in an entirely different world, expecting to find content which seeks them out on their mobile phone or computer. They’ll be creating their own programmes, videoing their friends on mobile phones and webcams, and swapping programmes among themselves.

Die britische Regierung hat ihre Pläne für die neue Charta übrigens vor kurzem vorgelegt. Die BBC soll demnach weiter durch Rundfunkgebühren finanziert werden, allerdings sollen Aufsicht und Management schärfer voneinander getrennt werden.

Einfach antworten

BBC und Slate pflegen den Frage-Antwort-Stil.

Manchmal ist es am einfachsten, die Fragen der Leser zu aktuellen Themen zu beantworten, indem man… sie als Fragen beantwortet. Den Streit um die Mohammed-Karikaturen erläutert BBC News etwa mit Q&A: The Muhammad cartoons row
und Q&A: Depicting the Prophet Muhammad. Aber auch etwas obskurere Themen werden auf diese Weise angepackt, etwa der mysteriöse Moskauer Spionage-Stein.

Jeweils einer Frage zu einem aktuellen Thema widmet sich die Explainer-Rubrik des Onlinemagazins Slate (neuerdings auch als Podcast): Wie stiehlt man Gas aus einer Pipeline? Muss man ein Formular ausfüllen, um bei al-Qaida einzutreten? Was passiert, wenn eine Regierung die andere nicht anerkennt?

BBC-Pilotprojekt Lokalfernsehen

Gemischte Reaktionen bei den Zeitungen.

Nein, BBC Black Country TV ist kein Musiksender für die Fans von Charley Pride. Das Schwarze Land ist eine englische Industrieregion westlich von Birmingham mit etwa einer Million Einwohnern, das seinen Namen den dortigen Kohlevorkommen verdankt. Hier und in fünf Nachbargebieten probiert die BBC Lokalfernsehen aus, später sollen es einmal 60 Gebiete sein.

Momentan gibt es BBC Scotland, BBC Cymru Wales, BBC Northern Ireland und 12 regionale Fernsehfenster in England. Aus den „Nations & Regions“, wie sie bei der BBC heißen, kommen dabei nicht nur Nachrichten: Die Waliser produzieren beispielsweise die bekannte Science-Fiction-Serie Doctor Who.

Nun soll es also noch lokaler werden. Die Zuschauer in den West Midlands können die Programme im Netz, aber auch via Digital-Satellitenfernsehen sehen: Dort läuft eine 24-Stunden-Schleife, bei der beispielsweise BBC Black Country TV zehn Minuten lang immer um X Uhr 30 sendet.

Nicht begeistert sind die Lokalzeitungen, die vor unfairem Wettbewerb warnen. „We have noted concerns about the potential market impact of such services, and the pilot will enable us to measure the public value created and the impact on other potential providers“, heißt es dazu im BBC-Jahresbericht 2004/05 (S. 51). Allerdings gibt es auch Zeitungen, die mit dem BBC-Pilotprojekt kooperieren wollen, etwa den Shropshire Star.

Echte BBC-Blogs

Politikchef Nick Robinson macht den Auftakt.

BBC-BlogIm Juli hat BBC-Chef-Onliner Pete Clifton einen „Blog Ban“ verkündet. Mit gutem Grund: „The site has called all manner of things blogs in recent months, even, briefly, this column. None of them have been blogs, and our publishing system does not currently have the tools to produce them properly. (…) So until our kit can produce a blog that behaves properly, I’ve banned us calling anything on the site a blog.“

Jetzt startet BBC-Politikchef Nick Robinson sein Newslog auf einer echten Blog-Plattform (nämlich TypePad von Six Apart) mit permanenten Links, Kommentarfunktion und RSS-Feed. Robinson kündigt mehr an: „The BBC is about to start a trial series of blogs, each of which will be built using the kind of software employed by millions of weblogs around the world. This is the first of that trial.“

Beim G8-Gipfel in Gleneagles gab es bereits ein TypePad-Weblog der Sendung Newsnight — allerdings hat sich die Redaktion dabei an den BBC-Regeln vorbeigemogelt, wie Newsnight-Korrespondent Paul Mason mit etwas Stolz zugibt.

Nachtrag: Übrigens hat die BBC auch gerade die internationale Version ihres Onlineangebots neu gestaltet.

Medienkonjunkturen

Der Tod einer Polizistin in Bradford.

Nicht immer kann man verstehen, warum in einem anderen Land ein bestimmtes Ereignis zum alles dominierenden Thema in den Medien wird. Das war vor kurzem in den US-Medien beim Fall Natalee Holloway so, einem auf Aruba verschwundenen Highschool-Teenager. Wegen der intensiven Berichterstattung wurde mehr als einen Monat nach ihrem Verschwinden mit drei niederländischen F16-Kampfjets nach ihr gesucht. (Kritiker sprachen vom Missing white woman syndrome.)

In Großbritannien sorgt zurzeit der Tod von police constable (Pc) Sharon Beshenivsky für Dauer-Schlagzeilen, auch bei der von mir sonst geschätzten BBC. Gestern lautete der BBC-News-Aufmacher zeitweise „Husband pays tribute to slain Pc“, dazu eine sehr grenzwertige Slideshow „In pictures: Bradford shooting“. Heute „Shot Pc’s father at murder scene“, dann „Pc shooting suspects held longer“. Der frühere Chef der Londoner Polizei fordert nun die Todesstrafe für Leute, die Polizisten umbringen. Woraufhin sich die Regierung dazu äußert (nein, keine Todesstrafe) und BBC News analysiert, ob das denn zu einer niedrigen Mordrate beitrüge.