FoxNews und die Folgen

Erhebliche Fehlwahrnehmungen der Nahost-Lage und die Rolle der US-Medien.

Grafik zu Fehlwahrnehmungen - © PIPAEine Studie des Program on International Policy Attitudes (PIPA) kommt zu interessanten Ergebnissen: Je mehr ein US–Amerikaner seine Nachrichten aus dem kommerziellen Fernsehen bezieht, desto verzerrter ist sein Bild vom Irak-Krieg. Gefragt wurde, ob 1. klare Belege für eine Zusammenarbeit von Saddam Hussein und Al-Qaida gefunden wurden, 2. Massenvernichtungswaffen gefunden wurden und 3. es weltweit eher Zustimmung oder Ablehnung für den Irak-Krieg gab.

Das sind keine Meinungs-, sondern Wissensfragen (1. bislang nicht, 2. bislang nicht, 3. nachweislich eher Ablehnung). Die Bush-Anhänger sind der PIPA-Studie zufolge besonders schlecht informiert, und je mehr sie FoxNews sehen, desto mehr Fehlwahrnehmungen haben sie. Ein Artikel fasst die Ergebnisse zusammen.

Journalismus und Anrufbeantworter

Die englischsprachigen Medien vermerken, wenn die Gegenseite nicht erreicht wurde.

In englischsprachigen Medienberichten wird häufig am Ende vermerkt, dass die erwähnte Gegenseite erfolglos kontaktiert wurde:

X did not immediately return a call this morning. City officials did not return phone messages Saturday. Executive Director X did not return two phone calls this week. Deputy District Attorney X did not immediately return calls Friday. No Polish defence ministry official was available for comment on Saturday. A Wayne County assistant prosecutor handling her case did not return phone calls seeking comment. X did not immediately return a message left at his Jerusalem hotel, where it was Saturday, the Jewish Sabbath.

Sätze wie diese sind offenbar die Folge eines journalistischen Selbstverständnisses, das nicht nur verlangt, die Gegenseite zu hören, sondern diesen Versuch auch zu dokumentieren. Es ist allerdings traurig, wenn dieser lobenswerte Ansatz zu einem Strickmuster für Artikel ohne hinreichende Eigenrecherche degeneriert. Dave Winer hat dies bereits aufgespießt: „The earth, in fact, is round. To report it as a dispute, while technically accurate, is still a lie.“

Bei einigen Artikeln über VeriSigns Wildcard-Abenteuer werden verschiedene Ansichten ebenfalls nur hintereinander gestellt, ohne die Argumente auf Stichhaltigkeit zu prüfen. Natürlich soll der Leser die abschließende Bewertung vornehmen. Dazu muss der Journalist allerdings mindestens die wichtigsten Einwände kennen und nennen. Mir scheint allerdings, dass der dokumentierte Versuch, die Gegenseite zu sprechen, in den deutschen Medien seltener, jedenfalls nicht der Regelfall ist.

Zukunftswärts!

Gibt es einen Weg, wie MT Beiträge in der Zukunft publiziert?

E-Mails in die Zukunft schreiben: Kein Problem. Aber es gibt offenbar immer noch keine elegante Lösung, bei Movable Type Einträge zu schreiben, die erst zu einem festgesetzten Termin erscheinen. Scriptygoddess hat einen Trick, wie der Eintrag dank PHP nicht auf der Indexseite erscheint, aber im RSS-Feed taucht die Botschaft aus der Zukunft schon verfrüht auf.

Bräuchte man dazu nicht einfach 1. eine Eingabemaske, 2. ein Skript, das die Daten nicht sofort losschickt, sondern zwischenspeichert, und 3. einen Cronjob, der die Daten am gewünschten Termin per XML-RPC an das jeweilige Weblog sendet (evtl. ausgelagert)? Wenn es tatsächlich so geht, könnte man diesen Dienst sogar als Service auf anderen Seiten (wink!) bereithalten. Oder gibt es ein solches Skript doch schon irgendwo?

Update: Eine Möglichkeit ist, bei Mail to the Future eine Mail zu schreiben, die zur gewünschten Zeit an die Mail-to-Blog-Schnittstelle von Blogg.de geschickt wird. Nachteile: Doppelte Abhängigkeit, doppelte Werbe-Zusätze, Zeitangaben in pazifischer Zeit, Probleme mit HTML-Codes — keine Lösung auf Dauer.

VeriSign gibt vorerst nach

VeriSign hat sich ICANN gebeugt und Sitefinder vorläufig abgeschaltet

Die Chronologie der Ereignisse:

  • 15.9.2003: VeriSign gibt bekannt, dass Anfragen auf unregistrierte Domains unter .com und .net künftig auf VeriSigns Sitefinder umgeleitet werden.
  • 19.9.2003: ICANN bittet VeriSign, den Dienst vorläufig einzustellen.
  • 19.9.2003: Das Internet Architecture Board (IAB) nimmt Stellung zu Sitefinder und nennt eine Reihe technischer Probleme.
  • 21.9.2003: VeriSign lehnt ICANNs Bitte ab, stellt ein eigenes Technical Review Panel auf.
  • 22.9.2003: ICANNs Komitee für Sicherheit und Stabilität (SecSAC) empfiehlt ebenfalls eine vorläufige Einstellung von Sitefinder.
  • 26.9.2003: ICANN eröffnet die Möglichkeit, online Kommentare abzugeben. Eine Anti-Sitefinder-Petition wird über 17.000 Mal unterschrieben.
  • 30.9.2003: ICANN kündigt eine Sondersitzung des Sicherheitskomitees in Washington an.
  • 3.10.2003: ICANN setzt ein Ultimatum: Der bisherige Zustand muss bis zum 4.10.2003, 18:00 Uhr wieder hergestellt werden. VeriSign bittet um drei Tage Aufschub, ICANN lehnt ab. VeriSign gibt bekannt, dass man dem Ultimatum folgen wird.

Das könnte tatsächlich Episode I gewesen sein. ICANN hat in dieser Sache Unterstützung von weiten Teilen der Netzgemeinde — Technik, Wirtschaft und Nutzer –, Unterstützung durch US-Politiker kommt eventuell nach der Anhörung in Washington.

Spannend sind die rechtlichen Argumente in ICANNs Ultimatum:

  • violation of the Code of Conduct and equal access provisions
  • failure to comply with the obligation to act as a neutral registry service provider
  • failure to comply with the Registry Registrar Protocol
  • failure to comply with domain registration provisions, and
  • provision of an unauthorized Registry Service.

Update: Ist Sitefinder nun offline oder nicht? Jein. Die Sitefinder-Webseiten selbst sind nicht verschwunden, sondern nur die Wildcard-Weiterleitung in den A-Records. Bis diese Änderung aber zu allen Nameservern durchgedrungen ist, kann es noch dauern — an einigen Stellen ist die Umleitung schon nicht mehr sichtbar.

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