VeriSign gibt vorerst nach

VeriSign hat sich ICANN gebeugt und Sitefinder vorläufig abgeschaltet

Die Chronologie der Ereignisse:

  • 15.9.2003: VeriSign gibt bekannt, dass Anfragen auf unregistrierte Domains unter .com und .net künftig auf VeriSigns Sitefinder umgeleitet werden.
  • 19.9.2003: ICANN bittet VeriSign, den Dienst vorläufig einzustellen.
  • 19.9.2003: Das Internet Architecture Board (IAB) nimmt Stellung zu Sitefinder und nennt eine Reihe technischer Probleme.
  • 21.9.2003: VeriSign lehnt ICANNs Bitte ab, stellt ein eigenes Technical Review Panel auf.
  • 22.9.2003: ICANNs Komitee für Sicherheit und Stabilität (SecSAC) empfiehlt ebenfalls eine vorläufige Einstellung von Sitefinder.
  • 26.9.2003: ICANN eröffnet die Möglichkeit, online Kommentare abzugeben. Eine Anti-Sitefinder-Petition wird über 17.000 Mal unterschrieben.
  • 30.9.2003: ICANN kündigt eine Sondersitzung des Sicherheitskomitees in Washington an.
  • 3.10.2003: ICANN setzt ein Ultimatum: Der bisherige Zustand muss bis zum 4.10.2003, 18:00 Uhr wieder hergestellt werden. VeriSign bittet um drei Tage Aufschub, ICANN lehnt ab. VeriSign gibt bekannt, dass man dem Ultimatum folgen wird.

Das könnte tatsächlich Episode I gewesen sein. ICANN hat in dieser Sache Unterstützung von weiten Teilen der Netzgemeinde — Technik, Wirtschaft und Nutzer –, Unterstützung durch US-Politiker kommt eventuell nach der Anhörung in Washington.

Spannend sind die rechtlichen Argumente in ICANNs Ultimatum:

  • violation of the Code of Conduct and equal access provisions
  • failure to comply with the obligation to act as a neutral registry service provider
  • failure to comply with the Registry Registrar Protocol
  • failure to comply with domain registration provisions, and
  • provision of an unauthorized Registry Service.

Update: Ist Sitefinder nun offline oder nicht? Jein. Die Sitefinder-Webseiten selbst sind nicht verschwunden, sondern nur die Wildcard-Weiterleitung in den A-Records. Bis diese Änderung aber zu allen Nameservern durchgedrungen ist, kann es noch dauern — an einigen Stellen ist die Umleitung schon nicht mehr sichtbar.