Netzwahlnacht

ZDF begleitet US-Wahl mit Onlinern.

Die Nacht, in der ein neuer US-Präsident gewählt wird, werde ich in einem Hotelzimmer in Nürnberg verbringen — Internetzugang war daher ein eher wichtiges Kriterium bei der Hotelwahl.

Und siehe da — das ZDF macht mit: Die Nacht im Netz mit Claus Kleber und Wolfgang Blau und Constanze Kurz und Felix Schwenzel und Christoph Bieber und Marcus Skelton und Julie Barko Germany.

(Vor dem Klick auf „Obama und McCain singen Ihnen was vor“ und vor allen Videos mit Gayle Tufts möchte ich allerdings ausdrücklich gewarnt haben.)

Nachtrag: Von der Berliner CNN-Wahlparty wird bei The Maastrix live gebloggt.

Stern.de hat einen Zeitplan zur US-Wahl, der freundlicherweise schon in Mitteleuropäische Zeit umgerechnet ist.

Glücklos

Eine Google-Anzeige für DerWesten.

Google-Anzeige: Merkel zeigt Dekolleté - Bundeskanzlerin über Interesse an Abendkleid überrascht. Fotosstrecke www.DerWesten.de/Merkel

Vorgefertigte Meinungsangebote:
a) DerWesten bewirbt Ende Oktober eine Fotostrecke vom April?!
b) DerWesten schreibt in einer Google-Anzeige „Fotostrecke“ falsch?!
c) DerWesten bewirbt eine nicht funktionierende URL?!
d) DerWesten bewirbt Fotos vom Dekolleté von Angela Merkel?!

(Gesehen auf Focus Online.)

Netzkodex

Die Global Network Initiative.

Eine erstaunliche Liste: Einerseits Google, Microsoft und Yahoo — andererseits Human Rights Watch und World Press Freedom Committee. Dazu ein paar übliche Verdächtige aus dem amerikanischen netzpolitischen Umfeld wie EFF und CDT. Das etwas zu lange Motto der Global Network Initiative: Protecting and Advancing Freedom of Expression and Privacy in Information and Communications Technologies.

Ein guter Startpunkt zum Verständnis: Bei einer Anhörung im US-Kongress 2007 wird Yahoo-Gründer Jerry Yang zusammengefaltet, weil Yahoo die Verhaftung mehrerer chinesischer Dissidenten ermöglicht hat (und den Kongress darüber auch noch falsch informiert hat). „It’s complicated“, sagte der Chef der Yahoo-Rechtsabteilung damals.

Googles Mitbegründer Sergey Brin hat einen ähnlichen Lernprozess hinter sich, nachdem der Internetkonzern eine zensierte Google-Suche für China startete. Nach heftiger Kritik von Menschenrechtsgruppen sagte Brin 2006: „Perhaps now the principled approach makes more sense.“

In der neuen Initiative geht es also mit Sicherheit auch darum, den angekratzten Ruf aufzupolieren. Aber mit etwas Optimismus kann daraus ein bisschen mehr werden. Die Auswirkungen des unternehmerischen Handelns auf freie Meinungsäußerung und Privatsphäre sollen systematisch mitbedacht werden, durch interne Beauftragte, externe Gutachter und Jahresberichte. Die beteiligten Firmen wollen genauer und kritischer hinsehen, wenn Regierungen Zensurmaßnahmen auferlegen oder die Herausgabe von Nutzerdaten verlangen. Immerhin gibt es damit eine Selbstverpflichtung, die sich mit der Realität vergleichen lässt. Auch wenn es beim Thema Privatsphäre nur um den Schutz der Daten vor Regierungsstellen geht, nicht vor den Unternehmen selbst.

Mehr zum Thema:

11d

Aus der Vorlage des Rundfunkstaatsvertrags.

Nach dem Entwurf vom 26. März 2008 und dem Entwurf vom 12. Juni 2008 kommt hier eine neue Fassung des § 11d des Rundfunkstaatsvertrags und der Telemedien-Negativliste: Dies ist der Text, auf den sich die Chefs der Staatskanzleien geeinigt und den die Ministerpräsidenten beschlossen haben (PDF-Dokument). Ein Warnhinweis steht allerdings gleich oben: „Redaktionelle Änderungen sind noch erforderlich“.

[Nachtrag: Diese Fassung ist überholt. Zur Fassung vom 15.12.2008.]

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Miteinander reden

Leserfragen an New-York-Times-Journalisten.

Talk to the Newsroom ist eine fabelhaft lesenswerte Serie, in der sich New-York-Times-Journalisten den Leserfragen stellen, vom Polizeireporter bis zum Verfasser von Nachrufen. Glücklicherweise nicht in Form eines Chats, sondern entspannt per Mail über ein paar Tage. Wer sich schon immer gefragt hat, ob Restaurantkritiker tatsächlich unter falschem Namen und bisweilen verkleidet auftreten, bekommt die Antwort von Frank Bruni. (Kurz gefasst: ja.)

Die beste Begründung für solche Dialoge gibt Linda Greenhouse, die fast drei Jahrzehnte über den Obersten Gerichtshof berichtet hat. Die Fragen hätten ihr einen Einblick in die Leserschaft ihrer Zeitung verschafft, schreibt Greenhouse an ihrem letzten Tag bei der Times:

I have been struck and touched by how passionately engaged so many readers are with the ongoing story of the United States Supreme Court, the story I have spent the past 30 years trying to tell. I feel very lucky. You are the readers I always liked to imagine that I had.

(Dazu passt übrigens ein Beitrag von Medienpirat Peer Schader, Gebührenzahlersprechstunde beim NDR. Transparenzhalber: Ich arbeite für den NDR.)