Future Media and Technology
Ein erster Blick auf die BBC-Umstrukturierung.
Eine Weile wurde gerätselt, was bei der BBC-Umstrukturierung aus der Direktion „New Media and Technology“ wird. Der Spagat: Einerseits ist das Internet ja schon kein Neues Medium mehr und soll ja gerade Teil des Alltag der BBC sein. Das spräche dafür, die Onliner in die normalen Redaktionen zu setzen. Andererseits hat diese Direktion in den letzten Jahren einfach Erstaunliches geleistet. Die BBC, mit 25.000 Beschäftigten nicht gerade ein kleines Start-up, gehört in der Verlagsbranche (laut Deloitte) zu den am meisten bewunderten „digitalen Unternehmen“. Früher als andere große Medienhäuser hat die BBC auf RSS-Feeds und Podcasts gesetzt; sehr vorzeigbar sind beispielsweise das Entwicklernetzwerk backstage.bbc.co.uk, die echten Blogs, die Pläne für persönliches Radio und vor allem die Überlegungen, wie die Medienrevolution zurückschlägt auf die Inhalte. Und diese NM&T-Abteilung soll zerschlagen werden?
Nun also doch nicht, im Gegenteil. Vorher gab es „New Media and Technology“ mit einem Budget von 250 Millionen Pfund (!), also etwa 360 Millionen Euro, und 650 Beschäftigten. Stattdessen gibt es nun „Future Media and Technology“ (FM&T) mit einem Budget von etwa 390 Millionen Pfund (!!), also 570 Millionen Euro, und bis zu 1.500 Mitarbeitern. Damit will die BBC unter anderem die Digitalisierung ihrer riesigen Archive vorantreiben: Die entsprechende Abteilung mit 450 Leuten ist nun Teil von „Future Media and Technology“.
Die Budget-Zahlen stammen aus einem Guardian-Artikel, in dem auch das bisherige Neue-Medien-Budget aufgeschlüsselt wird: Von den 360 Millionen Euro gehen über 100 Millionen Euro in die Website bbc.co.uk, gut 50 Millionen Euro in mobile Dienste und interaktives Fernsehen und gut 200 Millionen Euro in den Bereich Technologie. Nach dem neuen Modell soll FM&T zentral für die technologische Entwicklung bei der BBC zuständig sein. Im Pressemitteilungs-Jargon heißt das dann: „FM&T will manage all new media platforms and gateways like bbc.co.uk, the emerging i-player and web 2.0, as well as metadata, search and navigation and BBC Information & Archives which is vital to opening up the BBC’s archives.“
Die Zuständigkeit (und das Budget) für die Online-Sendungsbegleitung im engeren Sinne geht an die Produzenten der jeweiligen Programme. Aber auch dort hat BBC-Generaldirektor Mark Thompson die Strukturen kräftig verändert: Sport- und Nachrichten-Direktion kommen unter das gemeinsame Dach „Journalism“. Aus den drei Direktionen BBC Television, Factual & Learning sowie Drama, Entertainment & Children wird die Gruppe „BBC Vision“. Für Radio und Podcasts zuständig ist künftig „Audio & Music“.
So fernöstlich-harmonisch wie in diesem offiziellen Diagramm wird es natürlich niemals zugehen:
(Kommentare zum Diagramm bei Flickr.)
Kleiner Clou zum Schluss: „Future Media and Technology“ schickt in die drei neuen Gruppen Journalism, BBC Vision und Audio & Music jeweils einen Controller „who will make sure that each group gets the talent and support it needs, and who will help make sure that our key future media technology projects work in tandem with our editorial vision and plans“ (Thompson). Der BBC-Generaldirektor lädt übrigens am Ende seiner Ansprache an die Beschäftigten alle, die der Creative-Future-Vision nichts abgewinnen können, zum Gehen ein.
Nachtrag: Tom Coates, der eine Weile an spannenden BBC-Onlineprojekten (aber außerhalb der Neue-Medien-Abteilung) gearbeitet hat, ist sehr skeptisch — von großen Ankündigungen sei wenig geblieben. Jeff Jarvis fordert dagegen, Thompsons Rede in jeder Zeitungsredaktion in den USA zu halten.
Mehr zum Thema:
Guardian: Highfield’s spending power soars at BBC
Guardian: New BBC divisions at a glance
BBC News: BBC restructures for digital age
BBC-Pressestelle: BBC reorganises for an on-demand Creative Future
BBC-Generaldirektor Mark Thompson: Delivering Creative Future
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