Störsender im 21. Jahrhundert

Der Fall Sout Libya/Sowt Alamel.

Sender, die regimekritische Hörfunkprogramme in ein Knistermeer verwandeln — das klingt nach den vergangenen Tagen des Kalten Krieges. Wie der Guardian schreibt, ist das keineswegs der Fall. Aus London wollte der kommerzielle Radioanbieter Sout Libya via Satellit unter anderem über Menschenrechte in Libyen berichten. Minuten nach dem Sendestart wurde das Programm gestört — und zahlreiche andere ebenfalls. Auch die Umfirmierung zu Sowt Alamel, der Wechsel auf den Satelliten Telstar 12 und die Verwendung einer Erdstation in den USA für den Uplink nützte nichts: Wieder gab es Störsendungen. Die britische Regierung und das US-Außenministerium wollen nun aktiv werden, schreibt die Zeitung. Sowt Alamel hat derweil den Betrieb vorerst eingestellt.

Foren-Haftung: Fehlalarm?

Angeblich erhöhte Maßstäbe an Heise Online.

Ewald Riethmüller schreibt bei R-Archiv, das vieldiskutierte Hamburger Urteil zum Heise-Online-Forum habe keine grundsätzliche Auswirkungen auf Webforen. Er beruft sich dabei auf den Anwalt der klagenden Partei Universal Boards, Bernhard Syndikus. Laut R-Archiv hat das Gericht erhöhte Maßstäbe an Heise Online angelegt, weil es sich um gewerbliches und gewinnorientiertes, presseähnliches Erzeugnis handelt, dass durch Kommentare unmittelbar zum Artikel ein besonderes Publikum anlockt.

Ob es sich tatsächlich um eine „Zeitungsente“ handelt, wie R-Archiv behauptet, lässt sich vermutlich erst entscheiden, wenn die Urteilsbegründung da ist.

Roter Kristall beschlossen

70 Prozent Zustimmung für neues Symbol.

Nicht im erhofften Konsens, aber mit der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit haben die Unterzeichnerstaaten der Genfer Konventionen nun der erwähnten Roten Kristall als Zeichen neben Rotem Kreuz und Rotem Halbmond beschlossen. Laut swissinfo stimmten 98 Staaten zu, 27 dagegen — darunter vor allem arabische Staaten, aber auch Iran, China, Nordkorea und Kuba. 10 Staaten enthielten sich der Stimme.

ARD: Podcasts und Jahrbuch

Angebote auf einen Blick.

Für die Lexikographen vom New Oxford American Dictionary ist „Podcast“ das Wort des Jahres. Und wie es der Zufall will, hat ARD.de gerade zusammengetragen, was die Landesrundfunkanstalten, Deutsche Welle, Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur alles an Radio zum Mitnehmen anbieten: Unter ard.de/podcast ist eine Übersicht mit allen Links zu finden. Digiradio.ch hat ebenfalls eine lange Liste mit Podcast-Angeboten von Rundfunkstationen, nicht nur in der Bundesrepublik.

Ein wichtiger Nachtrag noch: Natürlich nicht nur Radio zum Mitnehmen, inzwischen auch Fernsehen. Die Tagesschau hat einen täglichen Video-Podcast und diesen Monat einen speziellen Advents-Video-Podcast mit den besten Versprechern. Der MDR bietet sein Wissenschaftsmagazin Echt! ebenfalls als Video-Podcast an (Feed, iTunes-Link).

Bei dieser Gelegenheit: Das ARD-Jahrbuch 2005 ist erschienen — und Artikel, Finanzberichte, aber auch Hörfunk- und Fernsehstatistiken sind fast komplett online als PDF-Dateien.

Schweizer Verleger verärgert

Unmut über verbessertes Onlineangebot der Tagesschau.

Ungeplant wird dies zur Schweizer Woche bei Wortfeld — angefangen mit den Einträgen vor und nach dem Start des neu gestalteten Onlineangebots des Schweizer Fernsehens samt seiner Tagesschau. Das Schweizer Online-Portal persoenlich.com vermeldet nun, dass sich der Verband Schweizer Presse, also die Zeitungs- und Zeitschriftenverleger sehr über das neue tagesschau.sf.tv ärgern und sich „massiert gegen die Online-Aktivitäten des Schweizer Fernsehens stellen“ wollen. In seinem lesenswerten Weblog schreibt Andreas Göldi, das sei merkwürdig, und nennt die privaten Schweizer Nachrichtenangebote im Netz bis auf wenige Leuchttürme „mehrheitlich eher traurig“. SF-Chefredaktor Ueli Haldemann verspricht unterdessen, das Angebot auszubauen.