Echte BBC-Blogs

Politikchef Nick Robinson macht den Auftakt.

BBC-BlogIm Juli hat BBC-Chef-Onliner Pete Clifton einen „Blog Ban“ verkündet. Mit gutem Grund: „The site has called all manner of things blogs in recent months, even, briefly, this column. None of them have been blogs, and our publishing system does not currently have the tools to produce them properly. (…) So until our kit can produce a blog that behaves properly, I’ve banned us calling anything on the site a blog.“

Jetzt startet BBC-Politikchef Nick Robinson sein Newslog auf einer echten Blog-Plattform (nämlich TypePad von Six Apart) mit permanenten Links, Kommentarfunktion und RSS-Feed. Robinson kündigt mehr an: „The BBC is about to start a trial series of blogs, each of which will be built using the kind of software employed by millions of weblogs around the world. This is the first of that trial.“

Beim G8-Gipfel in Gleneagles gab es bereits ein TypePad-Weblog der Sendung Newsnight — allerdings hat sich die Redaktion dabei an den BBC-Regeln vorbeigemogelt, wie Newsnight-Korrespondent Paul Mason mit etwas Stolz zugibt.

Nachtrag: Übrigens hat die BBC auch gerade die internationale Version ihres Onlineangebots neu gestaltet.

Der Rote Kristall

Neues Symbol neben Kreuz und Halbmond?

Roter Kristall mit Pfeil auf die Innenfläche Symbolik ist Politik. Wer das nicht glaubt, mag die 76-seitige Abhandlung „Towards a comprehensive solution to the question of the emblem“, dritte überarbeitete Fassung, lesen. In den Genfer Konventionen wurden drei Symbole anerkannt, um medizinisches Personal, deren Gebäude und Ausrüstung in Kriegszeiten zu kennzeichen: rotes Kreuz, roter Halbmond und roter Löwe und Sonne. Das dritte Symbol wurde von Persien, später Iran benutzt, bis Chomeini es 1980 durch den roten Halbmond ersetzte. In Israel gibt es die 1930 gegründete Organisation Roter Davidstern (Magen David Adom), dessen Symbol die arabischen Staaten allerdings ablehnen.

Die Suche nach einem Kompromiss dauert bereits Jahrzehnte. Nun soll das Dritte Zusatzprotokoll zu den Genfer Konventionen (Entwurf) das Problem lösen — mit einem roten Kristall. Der Kristall soll völkerrechtlich den selben Schutz genießen und bieten wie Kreuz und Halbmond. Damit ist das Symbol eine Alternative zu den beiden Symbolen mit christlicher und muslimischer Konnotation. Darüber hinaus können Regierungen jedoch die Fläche innerhalb des Kristalls mit einem eigenen Symbol versehen (etwa dem Davidstern) und dieses auch außerhalb ihres Territoriums einsetzen — allerdings nicht als völkerrechtliches Schutzsymbol.

Mehr: Red Cross – Symbols of the Movement (Wikipedia)

Nachtrag: Auch am Mittwoch laufen die Verhandlungen noch.

Haftung ohne Kenntnis?

Landgericht Hamburg urteilt gegen Heise.

Die folgende Meldung ist Pflichtlektüre für alle, die nicht ausschließlich und allein eigene Inhalte ins Netz stellen und nicht sämtliche Inhalte anderer vorher prüfen. Ja, gemeint sind Webforen, aber ebenso auch Weblogs oder Wikis wie etwa die Wikipedia:

Urteil: Heise haftet auch ohne Kenntnis für Forenbeiträge

Die schriftliche Urteilsbegründung steht noch aus, und Heise Online will Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen. Panik ist also unangebracht, denn nach §11 TDG sind Anbieter „für fremde Informationen, die sie für einen Nutzer speichern, nicht verantwortlich, sofern 1. sie keine Kenntnis von der rechtswidrigen Handlung oder der Information haben und ihnen im Falle von Schadensersatzansprüchen auch keine Tatsachen oder Umstände bekannt sind, aus denen die rechtswidrige Handlung oder die Information offensichtlich wird, oder 2. sie unverzüglich tätig geworden sind, um die Information zu entfernen oder den Zugang zu ihr zu sperren, sobald sie diese Kenntnis erlangt haben.“ (via Udo Vetter)

Der CvD von Heise Online, Michael Wilde, kündigt aber schon Änderungen an, unter anderem ein „etwas ausgeklügelteres System für Rückmeldungen zu den Forenbeiträgen“.

Nachtrag: Fabian Mohr findet, eine solche Kontrolle könne man von einem Online-Publisher verlangen. Viele Blogs sind mittlerweile dazu übergegangen, Kommentare nur noch nachträglich freizuschalten — oder verzichten ganz darauf, etwa das Bildblog. Dafür habe ich Verständnis, möchte das aber gern selbst entscheiden und nicht für Kommentare anderer haften, bevor ich sie überhaupt kenne. Dass dieser Rechtsstreit die Foren von Heise Online trifft, die für viele IVW-Klicks sorgen, stimmt. Aber „Studenten holen“ können sich nur einigermaßen große Angebote. Wenn das Urteil so durchkommt, ist es zudem leicht, missliebigen Foren-, Blog- oder Wiki-Betreibern auf diese Weise Fallen zu stellen.

Konvergenzprobleme

Über Stammeskulturen in den Medien.

Nils Heldal, Ex-Radiochef beim norwegischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk NRK, berät jetzt Adressa dabei, von einer Trondheimer Zeitung zu einem Medienkonzern mit Print, Radio, TV und Netz zu werden. Im Radiointerview spricht er über die verschiedenen Stammeskulturen:

Du hast zum Beispiel die Zeitungsjournalisten, die von den anderen, die mit Netz, Radio oder Fernsehen zu tun haben, als Dinosaurier angesehen werden, die eigentlich bald aussterben. Die anderen sehen auf die Netzjournalisten als Journalisten zweiter Klasse, die die Medienethik-Richtlinie nicht beherrschen. Radiojournalisten sind hässliche Menschen, die eigentlich ins Fernsehen wollen (Dich ausgenommen natürlich) — während Fernsehleute überzahlte Schauspieler und eigentlich gar keine Journalisten sind.

Außerdem sagt er, dass von der Arbeitsweise her nicht Radio und Fernsehen, sondern Radio und Netz sowie Fernsehen und Zeitung zusammengehören. Lauter spannende Dinge, alle im NRK-Medienmagazin Kurer mit Line Gevelt Andersen, meinem derzeitigen Lieblings-Podcast — der aber leider norwegischen Sprachkenntnisse voraussetzt.

Schweizer Korrektheit

Die neue SF-Website ist online.

Das Schweizer Fernsehen hat seine neu gestaltete Website freigeschaltet, jetzt unter dem tuvaluischen Domainnamen sf.tv. Der erste Eindruck ist positiv: Insbesondere die Tagesschau präsentiert sich deutlich besser, und RSS-Feeds gibt es auch. Zudem ist ein CR-Weblog gestartet, geschrieben vom Chefredaktor.

Das Beste zum Schluss: Korrekt, eine schlichte Seite, um Fehler der Nachrichtenredaktion zu korrigieren. So etwas wird im deutschsprachigen Raum dringend gebraucht!

Wer von Deutschland aus einen Blick auf das neue TV-Design werfen will: 3sat wiederholt 10vor10 meist kurz nach Mitternacht.

Nachtrag: Am ihrem ersten Tag läuft sf.tv bislang etwas unrund, verschwindet und taucht wieder auf. Eventuell funktioniert www2.sfdrs.ch derzeit besser.