eu-Domain: Nicht reinfallen

Die Zahl der akkreditierten Registrare wächst.

Allmählich wächst die Zahl der für die .eu-Domain akkreditierten Registrare. Somit ist es mal wieder Zeit für eine Warnung: Die Domains gibt es nur bei akkreditierten Registraren, und nach den EU-Vorschriften dürfen diese Vorregistrierungen erst annehmen, nachdem sie als Registrar akkreditiert sind.

Zum zweiten warnt .eu-Domainbetreiber EURid vor Registraren, die ihre Vorregistrierungen mit Partnerregistraren zusammenlegen und dann den ersten Platz versteigern wollen. Wer das tut, riskiert seine Akkreditierung zu verlieren. Ich bin mir nicht sicher, ob EURid damit nicht so vertrauenserweckende Angebote wie das der Registrare Aktualisierer (München), Aktualisierer (Aurolzmünster, Österreich) und Aktualisierer (Limassol, Zypern) meint: „Wir werden alleine in unserer Firmengruppe mindestens drei (3) Registrarverträge halten, über die wir Domainanträge für EU-Domains einreichen können. (…) Wir sind drei Registrare!“ Die haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, dafür drei unterschiedliche Webseiten zu gestalten.

Der Zeitplan für die .eu-Domain steht noch immer nicht genau fest. EURid schreibt: „We hope to launch the sunrise period (when only public bodies and holders of prior rights can register their names) in the 4th quarter of 2005.“

Die USA und die Domainnamen

Ein US-Dokument zu ICANN und Co.

Das US-Handelsministerium hat ein vier Absätze langes Dokument zum Domainnamensystem veröffentlicht, das für einigen Wirbel sorgt. Zum einen wird die ICANN gegen Versuche gestärkt, die Internetverwaltung unter UN-Kontrolle zu stellen. Zum anderen betont die US-Regierung, dass sie ihre historische Rolle bei der Verwaltung der Rootzonen-Datei fortführen will: Wenn also eine neue Top-Level-Domain eingerichtet wird oder sich der Verwalter einer Länderdomain ändert, muss die US-Behörde NTIA dem zustimmen. Das alles geschieht kurz vor Veröffentlichung des Berichts der WGIG (Arbeitsgruppe zu Internet Governance), die dem UN-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft WSIS zuarbeitet.

Erste Reaktionen:
Monika Ermert: „überraschend klare Kampfansage an die internationale Gemeinschaft“
Michael Froomkin: „This new statement is consistent with some of what Commerce has said to Congress in the past, but it is not consistent with much of what the US has been telling its allies.“
Thomas Roessler: „Much of the context we’re missing now will fall in place when [the WGIG report] becomes available.“

Nachtrag:
Paul Hoffman (IMC): „The short, careful wording appears to be more of a threat to ICANN than a power grab.“ (via)

Die .xxx-Domain

ICANN hat eine weitere neue Top-Level-Domain ausgewählt.

ICANN hat versucht, die Pressemitteilung so unauffällig wie möglich zu gestalten, aber vermelden musste sie die Überrschung doch: eine .xxx-Domain „to primarily serve the needs of the global responsible online adult-entertainment community“ steht vor dem Start. In der zweiten Runde neuer Top-Level-Domains sind .jobs und .travel bereits beschlossen, Vertragsverhandlungen laufen noch bei .cat, .post, .mobi und jetzt auch .xxx.

Ich hatte .xxx — offenbar zu Unrecht — als Verlierer unter den Domain-Vorschlägen vermutet. Schon bei der ersten Runde im Jahr 2000 gab es drei Unternehmen, die eine .xxx-Domain betreiben wollten. Schon damals war ICM Registry unter den Bewerbern (Antrag) — mit einer Doppelbewerbung für .kids und .xxx. Damals empfahl der ICANN-Stab eine Ablehnung „because of the controversy surrounding, and poor definition of the hoped-for benefits of, .xxx“.

Nun ist der (technische) Betreiber ICM Registry natürlich begeistert: „Among other things, creation of a top level domain for adult websites will help protect children from exposure to online pornography and also have a positive impact on online adult entertainment through voluntary efforts of the industry.“ Nach dem ICANN-Modell der so genannten „sponsored TLD“ gibt es neben dem technischen Betreiber auch eine Art ideellen Domainverwalter, in diesem Fall die International Foundation for Online Responsibility (IFFOR). Derzeit ist sie kaum mehr als eine Briefkastenfirma mit einer dreiseitigen Website. Das Direktorium besteht momentan aus ICM-Registry-Chef Stuart Lawley und zwei kanadischen Anwälten, die in Kürze zurücktreten wollen. Dann soll ein aus betroffenen Gruppen zusammengesetztes Nominierungskomitee das IFFOR-Direktorium bestimmen.

Die kontroverse Frage bleibt, ob eine solche .xxx-Domain tatsächlich hilfreich ist. Heise erinnert daran, dass das Internettechniker-Gremium IETF eine kritische Haltung zu einer solchen inhaltlichen Abgrenzung per Domainendung hat. Ganz so schlimm wird es wohl nicht werden, vermute ich mit Blick auf .kids.us. Auch dies ist eine politisch gewollte Domain, die kläglich gescheitert ist (dazu mehrere Wortfeld-Beiträge). Sicherlich wird .xxx ein Verkaufserfolg für den Betreiber sein, wenn er sie nicht zu teuer anbietet. Aber letztlich wird sie vom Großteil der Internetnutzer unbemerkt bleiben und so gut wie nichts zum Schutz von Kindern im Internet beitragen. Da wiederhole ich mich gern — das Domainnamensystem kann technische Herausforderungen lösen, aber nicht die Erziehung übernehmen.

Nachtrag: BBC News berichtet über kritische Stimmen zu .xxx. Zum einen Karl Auerbach, der zumindest mich mit seiner ICANN-Dauer-Rundumkritik wie immer langweilt, zum anderen Lauren Weinstein, der auf Dave Farbers Mailingliste um die Redefreiheit bangt. Und Joi Ito spricht inzwischen bereits perfekt ICANNesisch.

.eu ist da

EU-Domain im Rootserver eingetragen

„Hot breaking news from the root server…“, schreibt Bret Fausett: Tatsächlich gibt es nach etwa sieben Jahren Vorbereitungszeit jetzt die Top-Level-Domain .eu. Um die wichtigste Frage vorwegzunehmen ein Zitat von www.eurid.eu:

PLEASE NOTE THAT IT IS NOT YET POSSIBLE TO REGISTER OR PRE-REGISTER A .EU DOMAIN NAME WITH EURid AND THERE ARE NO ACCREDITED REGISTRARS FOR .EU.

Nachtrag:: Vor fast einem Jahr habe ich hier die Verordnung zur .eu-Domain.kurz zusammengefasst.

Merkwürdig: Bei Google erscheinen bei einer Suche nach site:.eu derzeit mehr als 4.000 nicht existierende .eu-Domainnamen. Offenbar genügt es, eine angebliche Domain irgendwo auf einer Webseite zu erwähnen, damit sie bei Google zunächst gelistet wird.

Dies noch: Monika Ermert schreibt bei Heise Online mehr zum Thema.

Internet Governance, Folge 6354

Die WGIG legt einige Arbeitspapiere vor.

Was bisher geschah: Nachdem sich die Staaten auf dem Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS) beim Thema Internet Governance nicht einigen konnten, gründeten sie eine Arbeitsgruppe dazu (WGIG). Im Hintergrund sorgen sich die Internetverwaltung ICANN und die Weltfernmeldeunion ITU um ihren künftigen Einfluss.

Folge 6354: Die Arbeitsgruppe hat eine Reihe von Dokumenten vorgelegt. Dabei handelt es sich aber nicht einmal um Arbeitspapiere, sondern um vorläufige Entwürfe zu Arbeitspapieren. Unter anderem geht es in einem der Texte um Internet-(Domain)namen und IP-Adressen, also ICANNs bisherigen Beritt. Die Autoren erläutern zunächst kurz die bisherigen Akteure und Mechanismen und führen dann Schwächen, Stärken, Chancen und Gefahren auf.

Was nun passiert: Wenn dieses Papier tatsächlich die WGIG-Mehrheitsstimmung wiedergeben sollte, wird ICANN weiterhin am Ruder bleiben — vielleicht mit einem leichten Mehr an Regierungseinfluss oder zumindest dessen Anschein, vielleicht mit einer internationaleren Regelung an Stelle der US-Sonderrolle. Aber der ICANN-Prozess wird als multilateral, einigermaßen transparent und ziemlich demokratisch gelobt, während die ITU nicht einmal erwähnt wird. Gebannt warten wir also auf einen möglichen zweiten Entwurf eines Arbeitspapiers der Arbeitsgruppe.