Das Spiel ist aus

Anrufquiz-Sender ITV Play eingestellt.

Der britische Privatsender ITV hat sich entschieden, seinen Quizkanal ITV Play im Digitalfernsehen aufzugeben, meldet der Guardian (Registrierung erforderlich). Allerdings soll es weiterhin ITV-Play-Inhalte – von den Moderatorentypen, Ton- und Bildeffekten wie deutsches Quiz-Fernsehen – auf den beiden großen Kanälen ITV1 und ITV2 geben. Prophetische Gaben bewies damit die BBC-Satiresendung Dead Ringers, die allerdings ein noch dramatischeres Ende vorhergesehen hatte.

Im Zuge des britischen Quiz-TV-Skandals hatten Prüfer im Auftrag von ITV untersucht, ob der Sender die Vorschriften der beiden Regulierer Icstis und Ofcom einhält. Dass ITV den Quizkanal trotz positiv verlaufener Prüfung aufgibt, könnte damit zusammenhängen, dass laut Guardian der Digitalkanal allein nicht profitabel war, sondern nur die Programme auf den großen Kanälen. Im vergangenen Jahr lag der ITV-Play-Umsatz bei fast 80 Millionen Euro. Falls die britischen Regeln für solche Anrufquizze und Anrufspiele in Zukunft strenger würden, könnte das allerdings auch zur Wachstumsbremse werden.

Und in Deutschland? Nach der Lektüre von Stefan Niggemeiers Zusammenstellung Die deutschen Anrufsender und das Gesetz bleibt zumindest die eine oder andere Frage offen.

Nachtrag: Die BBC hat sich bei Erwachsenen und Kindern dafür entschuldigt, in der fast 50 Jahre alten Kindersendung „Blue Peter“ einen falschen Gewinner bei einer Anrufaktion präsentiert zu haben. Als aus technischen Gründen kein Gewinner gezogen werden konnte, habe jemand „in Panik“ ein zufällig im Studio anwesendes Mädchen gebeten, die richtige Antwort zu nennen.

Quizpolizei

Britisches Anruf-TV in der Krise.

Am Dienstag hat der britische Privatsender ITV alle „interaktiven Premiumdienste“ wie Anruf-Quizze und Abstimmungen per Telefon oder Digital-TV-Knopfdruck vorerst eingestellt, am Donnerstag ist Konkurrent Five diesem Vorbild gefolgt. Bei beiden Sendern sollen diese Formate erst nach einer Überprüfung wieder auf Sendung gehen. Die Pressemitteilung zur Five-Sendung Brainteaser, produziert von der Endemol-Tochter Cheetah Television, muss man sich auf der Zunge zergehen lassen:

Instead of informing viewers that no winning caller had been found in the time period available the production company put fictional names on screen as “winners” and on one occasion a member of the production team went on air as a “winning” contestant.

Brainteaser ist der bislang schlimmste bekannte Fall in einer ganzen Reihe. Laut Guardian werden fünf weitere Sendungen untersucht: Richard and Judy (Cactus TV für Channel 4), Saturday Kitchen (Cactus TV für BBC1), Ant and Dec’s Saturday Night Takeaway (ITV), Soapstar Superstar (Granada für ITV) and I’m a Celebrity, Get Me out of Here! (ITV).

Icstis, die britische Selbstregulierungs-Einrichtung für die teuren Telefonnummern, will nun mit einem Verhaltenskodex verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Der Vorsitzende des Unterhaus-Medienausschusses droht derweil damit, die Polizei einzuschalten.

Nachholbedarf

BBC iPlayer kommt langsam voran.

Das BBC-Aufsichtsgremium namens BBC Trust (ehemals Board of Governors) hat jetzt eine vorläufige Bewertung der geplanten Download-Plattform iPlayer (ehemals iMP) abgeliefert. Die BBC will mit dem iPlayer Nutzern unter anderem ermöglichen, Inhalte nach ihrer Fernseh-Ausstrahlung im Internet zu schauen. Das Ergebnis ist weitgehend positiv für die BBC, insgesamt erwartet der Trust „significant public value“ vom iPlayer.

Ein paar Abstriche sieht der vorläufige Bericht allerdings vor. Der Trust will beispielsweise den Zeitraum zum Nachholen einschränken. Die BBC wollte Inhalte bis 13 Wochen nach der Sendung anbieten, der Trust schlägt stattdessen 30 Tage vor. Auch das Sammeln von TV-Serienfolgen, solange die Serie läuft, soll nicht ohne Weiteres möglich sein. Der Trust unterscheidet streng zwischen verschiedenen Formaten. Bleak House (abgeschlossen) oder Doctor Who (abgeschlossene Staffeln) sollen die Nutzer komplett bekommen können, EastEnders (fast-tägliche Soap) dagegen nicht.

Die BBC will die Nachhol-TV-Inhalte mittels DRM schützen: „digitaler Rechteminderung“, wie die FAS das vor kurzem so schön griffig bezeichnet hat. Nach sieben Tagen muss der Nutzer die Sendung geschaut haben, sonst löst sie sich in digitale Luft auf. Zu Recht kritisiert der Trust dabei die Pläne, ausschließlich auf Windows Media Player 10 für Windows XP zu setzen: Auch Apple- und Linux-Nutzer sollen in den Genuß des iPlayers kommen. Auch bei den Audio-Inhalten, die ohne DRM ins Netz kommen sollten, macht der Trust Einschränkungen: Komplette Lesungen und vollständige Aufführungen klassischer Musik sieht der Trust als Gefahr für den Markt der Hörbücher und Klassik-CDs.

Kleiner Exkurs: Der Genehmigungsprozess für solche neuen Projekte ist bei den Briten komplex.

  • Das BBC-Management legt den Vorschlag dem BBC Trust vor.
  • Ein Gremium des BBC Trust überprüft den Vorschlag auf seinen Wert für die Öffentlichkeit (Public Value Assessment).
  • Gleichzeitig prüft die Regulierungsbehörde Ofcom mögliche Auswirkungen auf den Markt (Market Impact Assessment).
  • Der BBC Trust prüft beide Berichte und fällt eine vorläufige Entscheidung (Public Value Test). Nach einem 28-tägigen Konsultationsprozess entscheidet der BBC Trust endgültig. Für den iPlayer ist dabei der 2. Mai anvisiert.

Nichts zu sehen

Geruchsberichterstattung im US-Fernsehen.

Der Albtraum aller Fernsehjournalisten wird wahr: Ein übler Geruch über Manhattan, nicht zu verorten, angeblich ungefährlich. Jedenfalls kein Gasleck, und damit fallen alle Aufnahmen von Gasleitungen auch noch weg. Wie soll man das denn illustrieren? (Zumeist mit einer regnerischen Hochhaus-Aufnahme von Manhattan, einer Gruppe von Leuten auf der Straße oder etwas Absperrband anscheinend. Oder mit der Kombination von regnerischen Bildern.)