Domains: Es geht weiter

ICANN läutet endlich die zweite Domainrunde ein.

Der Gong für die nächste Domainrunde ist nun offiziell: Das ICANN-Direktorium hat in Karthago entschieden, bis spätestens 15. Dezember Vorschläge für neue sponsored top level domains (sTLDs) anzunehmen. Es geht dabei also nur um TLDs für bestimmte Inhalte oder Nutzergruppen, aber immerhin nicht beschränkt auf die Bewerber der ersten Domainrunde.

Zunächst schien es, als wenn sich alles noch weiter verzögert — heftige Kritik war die Folge. Jetzt wird zwar früher gestartet, allerdings unter Vorbehalt: Die Evaluation der sieben neuen Domainendungen soll einbezogen werden können. Monika Ermert bemerkt erstaunt: „Selten hat ICANN so vollständig den Forderungen seiner Community nachgegeben.“ Bret Fausett macht seine Meinung auf T-Shirts deutlich: I Want My New TLD!

VeriSign gibt nicht auf

Die Sondersitzung naht, und VeriSign beruft sich auf Innovation und Investitionen.

Wildcard-Joker
Ein Editorial von VeriSign-Vizepräsident Mark McLaughlin lässt ahnen, wie deren Angriffslinie bei der heutigen Sondersitzung des ICANN-Sicherheitskomitees vermutlich verläuft: Innovation und Investitionen gegen eine angeblich kleine Schar von technoreligiösen Puristen. Die freedom to innovate war auch bei Microsoft Leitmotiv, um sich gegen die Vorwürfe des Machtmissbrauchs zu verteidigen. Die letzten Briefe von VeriSign an ICANN sind in deutlich drohendem Unterton. Allerdings ist da noch der erwähnte Washington-Faktor. Der renommierte Direktor des CSIS wird die Sitzung einleiten, das Department of Homeland Security hat seine Teilnahme angekündigt. Die Sitzung findet heute von 16.00 bis 21.30 Uhr MESZ statt und wird per RealMedia übertragen (dazu ein Linux-Tipp).

Update: Dank Thomas Roessler gibt es ausführliche Notizen von der Sondersitzung!

Prepcom-3 ringt ums Internet

Bei der Vorbereitungskonferenz zum WSIS-Gipfel wird um die Netzverwaltung gestritten.

ITU überschattet ICANN
Den Weltgipfel zur Informationsgesellschaft, WSIS, hatte ich anfangs für eine Angelegenheit gehalten, die nicht allzu viel Aufmerksamkeit verdient. Jetzt werden dort offenbar doch ein paar Entscheidungen von Bedeutung fallen. Für heise online berichtet Monika Ermert, die den ICANN-Prozess seit Jahren verfolgt: Ein Ringen um die Netzverwaltung ist offenbar im Gange.

Dabei ist die WSIS-Vorbereitungskonferenz in Genf selbst ein Beispiel, wie eine Netzverwaltung mit noch mehr Regierungseinfluss künftig aussehen könnte: IP-Registries, Länderdomain-Verwalter und Zivilgesellschaft stehen vor der Tür. Einfluss können sie nur indirekt nehmen, wenn sie „ihre“ Regierungsvertreter für sich gewinnen können.

Die derzeitige ICANN mag in der Netzgemeinde einen schlechten Ruf haben, wird von vielen aber als das kleinere Übel gegenüber der ITU angesehen.

Der Einfluss der Regierungen ist schon bei ICANN nicht ganz klein. ICANN ist aber weit entfernt von einer internationalen (Regierungs-)Organisation, bei der jeder Nationalstaat eine Stimme hat. Der Einfluss der Unternehmen ist auch bei der ITU deutlich. Auf gleicher Augenhöhe sind beide aber nicht, und die ITU-Strukturen verstärken den Einfluss großer, internationaler Unternehmen aus dem Telekommunikationsbereich. Die Zivilgesellschaft hat es bei beiden Modellen nicht leicht. ICANN ist aber deutlich zugänglicher für Einzelpersonen, was es kleineren Gruppen leicht macht, sich zumindest Gehör zu verschaffen.

Wie von der UN erwarten viele von ICANN Widersprüchliches: Sie soll sich aus allem heraushalten, was sie nichts angeht, aber zur Stelle sein, wenn es notwendig ist. Natürlich gibt es dabei unterschiedliche Vorstellungen, was zu welchem Bereich gehört. Bei VeriSigns Wildcard-Abenteuer fordern viele ein schnelles Einschreiten. Zwei ICANN-Kritiker haben gerade dargelegt, warum das nicht so leicht ist: Jonathan Weinberg hat sich bei ICANNwatch die Verträge angeschaut, Milton Mueller hat bei Politech davor gewarnt, die Aufgabe den Regierungen zu überlassen.

Update: Offenbar herrscht bei den WSIS-Verhandlungen derzeit Stillstand.

VeriSign gefährdet Netzstabilität

ICANNs Sicherheitskomitee kritisiert Verisigns Sitefinder-Wildcards.

VeriSign’s change appears to have considerably weakened the stability of the Internet, introduced ambiguous and inaccurate responses in the DNS, and has caused an escalating chain reaction of measures and countermeasures that contribute to further instability.
(Message from Security and Stability Advisory Committee to ICANN Board)

ICANNs Komitee für Sicherheit und Stabilität (SecSAC) hat sich zum Thema Wildcards zu Wort gemeldet und die schwerste Keule ausgepackt: Die Stabilität des Netzes — heiliger Gral aller ICANN-Aktivitäten — ist in Gefahr. Zunächst waren sich SecSAC und Internet Architecture Board (IAB) offenbar uneins, doch die Argumente in der detaillierten IAB-Stellungnahme kann man nur schwer wegwischen. VeriSign spielt dagegen auf Zeit: Erst einmal soll noch ein unabhängiges Expertenkomitee die Fakten untersuchen; ein zeitweises Abschalten des umstrittenen Sitefinder-„Dienstes“ wird abgelehnt.

RegTP statt DENIC? Aktiv werden!

Eine Vorlage für Abgeordnetenbriefe, um behördliche Domainregulierung zu verhindern.

Wie erwähnt sehen die Pläne zur TKG-Novelle derzeit vor, dass Domainnamen in die Zuständigkeit der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post fallen. Ob damit das Ende von DENIC kommen soll oder die RegTP „nur“ eine Oberaufsicht bekommt, ist unklar — vor allem fehlt eine Begründung oder zumindest ein Anlass. Mit dem folgenden Formular kann man einen Brief an einen von neun Bundestagsabgeordneten erstellen, die in dieser Frage eine wichtige Rolle spielen. Die eingegebenen Daten werden weder gespeichert noch veröffentlicht, sondern nur zur PDF-Erzeugung benutzt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um einen Umschlag und 55 Cent Porto in die Zukunft des deutschen Internets zu investieren.
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