VeriSigns ICANN-Klage abgewiesen

Das Bundesgericht hat klar für die Netzverwaltung entschieden.

Ende Februar hat der .com- und .net-Domainverwalter VeriSign gegen die Netzverwaltung ICANN wegen angeblicher Wettbewerbsbehinderung geklagt (Details in einem früheren Posting). Vorgestern hat das Gericht diese Klage bindend abgewiesen, berichten unter anderem Heise, CircleID und News.com. Bret Fausett schreibt: „I can’t imagine an opinion that would have provided ICANN a more secure foundation on which to continue its work.“ Bret zitiert einen Kernsatz aus der Entscheidung: VeriSign könne nicht belegen, dass ICANNs Unterorganisationen, in denen auch VeriSigns Konkurrenten vertreten sind, das ICANN-Direktorium beherrschen. Damit brechen die weiteren Vorwürfe zusammen.

Im abgewiesenen Fall ging es vor einem Bezirksbundesgericht in Los Angeles um Verstöße gegen Bundeswettbewerbsrecht. Bundesrichter A. Howard Matz hat die Möglichkeit offen gelassen, einzelstaatliches Recht anzuwenden. VeriSign hat nun also die Wahl, vor das zuständige Bundesberufungsgericht zu ziehen oder es vor einem kalifornischen Gericht zu probieren.

.eu domain names: Gearing up

The commission has now published a registration regulation.

Slowly, the .eu domain name plans move towards implementation: The commission has now published its Regulation 874/2004 (English: PDF, German: PDF). Some quick notes:

  • Registrations take place directly under the .eu top level domain.
  • Governments may reserve geographical and geopolitical names.
  • In a four months sunrise phase, „prior rights“ holders and public bodies can register .eu domain names before the general public can.
  • Two months before the sunrise phase starts, technical and administrative measures are published in detail.
  • In the first two months of the sunrise phase, registered national and Community trademarks and geographical indications as well as names and acronyms of public bodies can be registered as .eu domain name by the holder/public body.
  • Two months later, other „prior rights“ holders can also register .eu domain names, but only as far as they are protected under national law in the member state where they are held. This concerns unregistered trademarks, trade names, business identifiers, company names, family names, and distinctive titles of protected literary and artistic works.
  • There is an alternative dispute resolution procedure in place (similar to ICANN’s UDRP).
  • After the sunrise phase, the domain names are registered according to the „first come, first served“ principle.

Further information from the .eu registry Eurid can be expected soon. Since there are no accredited registrars yet, don’t pay anyone any money for a „pre-registration“. Registrars are only allowed to process .eu domain name applications they received after their accreditation.

By the way: .eu domain holders must be an „undertaking having its registered office, central administration or principal place of business“ within the EU, an organisation established within the EU „without prejudice to the application of national law“ or a natural person resident within the EU — that was specified in the earlier Regulation 733/2002.

Monika Ermert reports that the sunrise phase is scheduled to start this year and that domain names are supposed to cost about 10 Euro (I guess that refers to the wholesale registry-to-registrar price).

Zehn Domain-Vorschläge bei ICANN

Einer kurzer Blick auf die Vorschläge für neue Top-Level-Domains.

Ein erster kurzer Blick auf die Vorschläge für neue Top-Level-Domains, die bei der Netzverwaltung ICANN eingegangen sind.

  • .asia – Eine Asien-Domain, die von vielen Länderdomain-Verwaltern aus der Region unterstützt wird.
  • .cat – Eine Domain für Katalonien. Der Antrag betont, dass die katalanische Gemeinschaft grenzübergreifend ist und daher für eine Länderdomain ungeeignet. Die Verwechslungsgefahr mit einer Katzendomain wird im Antrag natürlich auch gleich angesprochen: „Meow!! Yes 😉 But then .net means ‚clean‘ in Catalan, and .nu, ’naked‘.“
  • .jobs – Eine Domain vor allem für Firmen, die ihre Jobseiten unter dieser Domain anbieten sollen.
  • .mail – Eine Anti-Spam-Domain, hinter der vor allem Spamhaus steht. .mail soll hinter den Kulissen funktionieren und auf existierenden Domains aufsetzen: Der Betreiber des Mailservers example.com kann die Domain example.com.mail registrieren. Ein anderer Mailserver kann via example.com.mail nachschauen, ob es sich tatsächlich um die IP-Adresse des Mailservers handelt und ob der Mailserver als Spam-frei gilt.
  • .mobi – Eine Domain für mobile Geräte, hinter der in erster Linie Nokia, Vodafone und Microsoft stehen.
  • .post – Eine Post-Domain, mit der der Weltpostverein in der ersten Domain-Runde 2000 peinlich gescheitert ist. Ein ICANN-Report bemängelte damals, dass der .post-Antrag keinen „well-thought-out plan on how the proposed TLD would be used“ enthielt.
  • .tel (Pulver) – Eine Domain für Internet-Telefonie nach dem E.164-Standard.
  • .tel (Telnic) – Eine Telefon-Domain, die gerade keine nur-numerischen Domains zulässt.
  • .travel – Der zweite Versuch einer Domain für die Reisebranche. Bei der ersten Runde sorgten viele Negativ-Kommentare für Zweifel, ob der IATA-Vorschlag tatsächlich repräsentativ genug ist.
  • .xxx – Eine Nur-für-Erwachsene-Domain.

Die meisten Vorschläge sind nicht besonders originell oder nützlich: Beispielsweise sieht die .post-Struktur wie ein bürokratischer Albtraum aus. Über Sinn und Unsinn sollte aber nicht ICANN entscheiden. Einen Blick in die Wahrsagekugel kann ich mir aber nicht verkneifen — bei drei, möglicherweise fünf Domains wird sie vermutlich ablehnen: Den beiden .tels, .xxx und womöglich auch .cat und .mail.

Bei den Telefonie-Domains kommt ICANN der Weltfernmeldeunion ITU in die Quere, die sich um den E.164-Standard kümmert. Schon bei der ersten Domainrunde hat die ITU darum gebeten, telefoniebezogene Top-Level-Domains nicht einzurichten. Die .xxx-Domain ist ein Vorschlag, der ICANN jede Menge unerwünschte Kontroversen um Inhalte, Zensur und moralische Standards bescheren kann. Auch deswegen hat die Organisation solche Domains in der ersten Runde 2000 abgelehnt — und es gibt weiterhin technische Gegenargumente.

Die Katalonien-Domain .cat führt die Netzverwaltung schließlich in eine Hölle, die ICANNs Vorgänger Jon Postel bei den Länderdomains durch die Verwendung einer ISO-Liste umgangen hat: die Entscheidung, was eine kulturelle Gemeinschaft ist. Spätestens bei .tibet und .kurdistan wird die politische Sprengkraft dieser Frage deutlich. ICANN könnte daher versucht sein, diese Angelegenheit auf später zu verschieben.

.mail ist einer der wenigen Vorschläge, die mit dem Domainnamensystem etwas technisch Neues machen wollen — auch wenn aus technischer Sicht dafür eine Top-Level-Domain nicht notwendig wäre. Aber Domains auf oberster Stufe haben nun einmal auch symbolischen Charakter und können daher dem Ansatz die nötigen höheren Weihen verschaffen. Natürlich könnte ICANN viele Bonuspunkte sammeln, indem sie zur Lösung des Spam-Problems beiträgt — aber auch hier würde sich die Organisation indirekt auf ein politisches Minenfeld begeben.

Nachtrag – Eine nicht so schwierige Weissagung zum Abschluss: Etwa drei Viertel der Berichte in Blogs und Artikeln werden sich einen Spaß aus der .cat-Domain machen.

Eine Mobil-Domain?

Einige Blog-Äußerungen über Pläne für eine .mobile-Domain.

Derzeit fordern einige große Mobilfunk-Unternehmen eine Top-Level-Domain für mobile Geräte. Karl Auerbach schreibt, warum das eine schlechte Idee wäre. Thomas Roessler meint, dass darüber aber ICANN nicht entscheiden sollte. Karl Auerbach stimmt zu. Kristian Köhntopp findet, dass Top-Level-Domains zwar „coole Spoiler“ sind, aber keine Konzepte ersetzen. Auch Ed Felten sieht .mobile als schlechte Idee an. Lawrence Solum widerspricht: Als Experiment sollte eine solche Domain möglich sein und schadet niemandem. Ed Feltens Replik: ICANN lässt nun einmal gegenwärtig neue Domains nur sehr zögerlich zu, und für .mobile gäbe es kaum überzeugende Argumente. (Fast alle Links bei Thomas Roessler gepflückt.)