Prepcom-3 ringt ums Internet

Bei der Vorbereitungskonferenz zum WSIS-Gipfel wird um die Netzverwaltung gestritten.

ITU überschattet ICANN
Den Weltgipfel zur Informationsgesellschaft, WSIS, hatte ich anfangs für eine Angelegenheit gehalten, die nicht allzu viel Aufmerksamkeit verdient. Jetzt werden dort offenbar doch ein paar Entscheidungen von Bedeutung fallen. Für heise online berichtet Monika Ermert, die den ICANN-Prozess seit Jahren verfolgt: Ein Ringen um die Netzverwaltung ist offenbar im Gange.

Dabei ist die WSIS-Vorbereitungskonferenz in Genf selbst ein Beispiel, wie eine Netzverwaltung mit noch mehr Regierungseinfluss künftig aussehen könnte: IP-Registries, Länderdomain-Verwalter und Zivilgesellschaft stehen vor der Tür. Einfluss können sie nur indirekt nehmen, wenn sie „ihre“ Regierungsvertreter für sich gewinnen können.

Die derzeitige ICANN mag in der Netzgemeinde einen schlechten Ruf haben, wird von vielen aber als das kleinere Übel gegenüber der ITU angesehen.

Der Einfluss der Regierungen ist schon bei ICANN nicht ganz klein. ICANN ist aber weit entfernt von einer internationalen (Regierungs-)Organisation, bei der jeder Nationalstaat eine Stimme hat. Der Einfluss der Unternehmen ist auch bei der ITU deutlich. Auf gleicher Augenhöhe sind beide aber nicht, und die ITU-Strukturen verstärken den Einfluss großer, internationaler Unternehmen aus dem Telekommunikationsbereich. Die Zivilgesellschaft hat es bei beiden Modellen nicht leicht. ICANN ist aber deutlich zugänglicher für Einzelpersonen, was es kleineren Gruppen leicht macht, sich zumindest Gehör zu verschaffen.

Wie von der UN erwarten viele von ICANN Widersprüchliches: Sie soll sich aus allem heraushalten, was sie nichts angeht, aber zur Stelle sein, wenn es notwendig ist. Natürlich gibt es dabei unterschiedliche Vorstellungen, was zu welchem Bereich gehört. Bei VeriSigns Wildcard-Abenteuer fordern viele ein schnelles Einschreiten. Zwei ICANN-Kritiker haben gerade dargelegt, warum das nicht so leicht ist: Jonathan Weinberg hat sich bei ICANNwatch die Verträge angeschaut, Milton Mueller hat bei Politech davor gewarnt, die Aufgabe den Regierungen zu überlassen.

Update: Offenbar herrscht bei den WSIS-Verhandlungen derzeit Stillstand.