Trendsport Jobblogging

Aus dem Leben von Hausmeistern, Kurieren und Taxifahrern.

Dass längst nicht nur Journalisten, Journalistenhasser, Informatiker und Studenten bloggen, ist bekannt. Aber das bewusste Jobbloggen hat deutlich zugenommen, scheint mir — sicherlich nicht zuletzt dank Shopblogger Björn Harste.

Ein paar Kostproben:
Hausverwaltungsblog – Aufregende Abenteuer in einer Hausverwaltung
Hausmeister blog – Geschichten aus dem Leben eines Hausmeisters mit Verwaltungsaufgaben
hostblogger.de – Aus dem Leben eines Hosting-Unternehmers
Kurierdienst – Geschichten aus dem Leben eines Kuriers
packetblogger.de – Blog eines Paketzustellers
Taxiblog.de (Paderborn)
Taxiblogger – Straßenabenteuer in Frankfurt

Manche Professionen haben sich auch schon früher in die Blogosphäre gewagt. Mario Scheuermann hat in seinem drink tank eine Liste mit Weinbloggern, und eine Sammlung deutschsprachiger Juristenblogs umfasst bereits mehr als 100 Einträge.

Monde solide

Die erste Le Monde im neuen Look.

Schriften bei Le Monde

Le Monde ist — wie angekündigt — nun erstmals im neuen Kleid erschienen und hat eine PDF-Beilage zum Relaunch herausgegeben. Die Zeitung setzt als Textschrift Fenway ein, die der große Matthew Carter für Sports Illustrated entworfen hat und deren Namen daher an das Baseballstadion Bostons erinnert. Für die übrigen Überschriften hat sich die Zeitung spezielle Schnitte von Carters Rocky schneidern lassen. Rocky ist eigentlich ein Entwurf für die Rocky Mountain News. Die Überschriften des „Rendez-vous“-Teils sind in der Benton Sans light, die auf Morris Fuller Bentons News Gothic basiert.

Soweit es von der PDF-Titelseite und der Flash-Demo beurteilbar ist: Schön gestaltet, aber nicht Bahn brechend. Das Mehr an Infografik und Fotos mag für französische Leser eine Neuigkeit sein, anderswo ist es das nicht.

Nachtrag: Bertrand Pecquerie kritisiert die fehlende Verbindung zwischen Online- und Printversion: „I am not sure it is enough to prepare the future.“

Noch ein Nachtrag: Newsdesigner.com hat viele neue und alte Seiten zum Vergleichen.

Annan verteidigt WSIS

UN-Generalsekretär beklagt „Fehlinformationen“.

UN-Generalsekretär Kofi Annan

Dass der Streit um Internet Governance tatsächlich ziemlich weit oben angekommen ist, zeigt ein Artikel des UN-Generalsekretärs Kofi Annan in der Washington Post mit dem Titel The U.N. Isn’t a Threat to the Net. Annan beklagt, dass in der Berichterstattung über den Weltgipfel WSIS und die Vorschläge der Arbeitsgruppe WGIG Fehlinformationen herumgeistern. Er erwähnt explizit den Vorschlag eines Forums, in dem nicht nur Regierungen, sondern alle interessierten Akteure zusammenkommen — dieser Plan wird mit einiger Wahrscheinlichkeit umgesetzt.

Der Artikel enthält allerdings wenig Konkretes, sondern beleuchtet noch einmal alle Positionen. Ja, die USA haben ihre historische Sonderrolle bei der Netzverwaltung ehrenhaft erfüllt. Ja, eine Internationalisierung ist wichtig. Ja, Regierungen haben natürlich ein Interesse. Ja, andere Akteure müssen integriert werden. Ja, die Freiheit des Internets muss verteidigt werden. Ja, das Tagesgeschäft müssen die Techniker stemmen.

Der Adressat dieser Botschaft ist daher wohl eher die US-Öffentlichkeit, die angesichts einiger übertriebener Berichte teilweise den Eindruck bekommen haben muss, die Vereinten Nationen stünden kurz vor der Übernahme des Internets.

(Foto © Vereinte Nationen.)

Le Monde vor dem Relaunch

Ab Montag drei Zeitungsteile und ein neues Layout.

Ausschnitt aus Le-Monde-Schriftzug

Von Montag an will Frankreichs liberales Vorzeigeblatt Le Monde dem Auflagenschwund mit einer „nouvelle formule“ trotzen. Aus drei Teilen soll die Zeitung künftig bestehen: Nachrichten/Wirtschaft/Sport („actualités“), Analyse/Reportage („décryptage“) und Nutzwert/Kultur/Medien („rendez-vous“). Das Blatt erscheint bereits im Berliner Format, muss also nicht in die Schrumpfmaschine — aber natürlich bekommt „Le Monde“ auch einige optische Veränderungen verpasst: größere Schrift, mehr Bilder, mehr Farbe, Layout in fünf statt sechs Spalten. Es bleibt aber beim Druck am Vormittag, so dass „Le Monde“ nicht vor 12 Uhr in Paris und noch später im restlichen Frankreich erscheint.

Das kleine Vorschaubild, das der Mutterkonzern Prisa präsentiert, macht allerdings wenig Lust auf den Relaunch: Die beiden Probeseiten im neuen Design verströmen bleierne Langeweile, die womöglich vorhandenen typografischen Finessen verschwinden bei dieser schlechten Reproduktion, die Spalten sehen überbreit aus. Allerdings sah Le Monde noch 1994 fast so aus wie bei der Gründung 50 Jahre zuvor. Damals gönnte sich das Blatt eigene Hausschriften (Le Monde Journal und Sans), seit dem Relaunch 2002 zudem als Titelschrift Lucas im Einsatz. Der konservative Figaro hat seinen Relaunch übrigens gerade hinter sich, die Libération hat ihn noch vor sich. Und die Titelseite des investigativ-satirischen Canard enchaîné ist gestalterisch eine einzige Grausamkeit.

Nebenher: Wer glaubt, Zeitungs-Relaunches seien eine verschwenderische Angelegenheit oder neumodische Verspieltheit, hat die Augen noch nicht offen. Für die Zeitungen geht es darum, ob sie mit ihren Lesern aussterben. Da kann eine ganz praktische Frage wie die nach der U-Bahn-Verträglichkeit im Jahr 2005 entscheiden, ob es die Zeitung 2020 noch gibt.

Zum Weiterlesen:
Holger Alich (Handelsblatt): Le Monde verschönert sich
Palmer Watson (Relaunch-Beraterbüro)
Le-Monde-Selbstporträt von 2002 (in Flash)
Sonderbeilage zum Relaunch 2002 (als PDF)
Jochen Hehn (Die Welt): Gnadenfrist für France Soir
Chronologie zu France Soir

Onlinemedien tagen

Tagungen in Frankfurt, New York und Hamburg.

Anlässlich des Frankfurter Tags des Online-Journalismus: ein tagesschau.de-Dossier Online Medien – alte Träume neu geträumt, in dem es unter anderem um Weblogs, Podcasts, Wikipedia und Flickr geht. Dazu ein Überblicksartikel von Fiete Stegers darüber, was Google, DSL und Blogs für die Medien bedeuten .

Vor kurzem: Onlinejournalisten-Konferenz ONA 2005 in New York – ein paar Einstiege bei Fabian Mohr.

Demnächst: Jonet-Tag 2005 in Hamburg. Es wird geflickrt, gebloggt und getagged.