Wie ein humorvolles, aber entschlossenes Watchblog Leser in Scharen anzieht, zeigt Bildblog. Seit einer Weile sieht nun der Netzwelt-Spiegel der Spiegel-Netzwelt auf die Finger. Ein bisschen angestrengt, wie ich finde.
Ein Beispiel aus jüngster Zeit: Wenn etwa SpOn schreibt, mehrere Torrent-Seiten seien „im Verlauf des Anti-Piraterie-Feldzuges“ geschlossen worden, dann ist das korrekt. Man kann es ausführlicher schreiben, falsch ist es nicht. Netzwelt-Spiegel dazu: „Dies suggeriert, dass die Filmindustrie die Schließung der Websites erwirkt habe.“ Hat sie natürlich, wenn auch nicht immer auf gerichtlichem Wege oder per außergerichtlicher Einigung — das hat SpOn aber auch gar nicht geschrieben.
Noch ein Beispiel: SpOn schreibt, dass „Googles code monkeys“ die Ideen von Startups weiterentwickeln. Netzwelt-Spiegel sieht das als Beleidigung und verweist auf den Eintrag code monkey in der Begriffssammlung Jargon File. Und wählt dann von den drei Definitionen diejenige aus, die zu dieser Ansicht passt.
Drittes Beispiel: Netzwelt-Spiegel beklagt sich über einen Artikel zu Widgets. Laut SpOn ist der Begriff eine Zusammenziehung von Windows und Gadget und stammt ursprünglich aus der X-Window-Welt. Netzwelt-Spiegel: „Ein Blick in die Wikipedia hätte hier nicht geschadet“. Dort steht allerdings: „Some say that the word ‚widget‘ is derived from the combination of ‚window‘ and ‚gadget‘.“ Auch dies: „Der Begriff wurde zunächst auf derartige Elemente im X-Window-System angewendet.“
Nein, natürlich ist die Spiegel-Netzwelt nicht fehlerfrei. Ja, der Netzwelt-Spiegel benennt auch eine ganze Reihe von echten Fehlern und steigert so womöglich die Qualität der Netzwelt. Nach meinem Geschmack sind die Kanonenkugeln aber manchmal etwas zu groß.
Nachtrag: Der Netzwelt-Spiegel hat zu meinen drei Beispielen Stellung bezogen.