E-Spiegel gestartet

Das Spiegel-E-Paper sieht gelungen aus.

Spiegel-E Glückwunsch an Spiegel Online und Evodion: Das E-Paper sieht gelungen aus. Im Vordergrund steht der Artikeltext, und nicht die blattgetreue Darstellung jeder einzelnen Seite: Das dürfte für die meisten Leser am praktischsten sein. Falls man die Originaldarstellung doch braucht, gibt es PDF-Seiten. Der Nutzer kann die interessanten Artikel auch sammeln und als gebündelte PDF-Datei bekommen (wie bei ftd.de „Meine Artikel“).

Die Navigation verzichtet auf die Spiegel-typischen kryptischen Überschriften wie „Die fremden Schwestern“ oder „Spritztour in den Klassenkampf“, stattdessen listet sie nach Ressorts geordnet die Artikelthemen auf. Mal sehen, wie viele Nutzer den Abo-Preis von 2,80 Euro pro Ausgabe (1 Euro für Print-Abonnenten) zahlen. Das Inhaltsverzeichnis erscheint samstags um 15.00 Uhr, die Artikel folgen sonntags um 0.00 Uhr.

Total retrodigital

Emerce: Fachverlag Springer vor einer Volldigitalisierung des Archivs.

Wenn ich diese niederländische Meldung richtig verstehe, will die Fachverlagsgruppe Springer für 15 Millionen Euro das Archiv von 1.250 wissenschaftlichen Zeitschriften vollständig digitalisieren — bis zurück ins Jahr 1886 (via EJC-Newsletter). Als Quelle gibt Emerce.nl Reuters an, ich bin allerdings nirgends anders fündig geworden.

Nachtrag: Tags darauf hat Springer eine Pressemitteilung herausgegeben: Ab Januar 2005 geht’s los, archiviert werden allerdings nur englischsprachige Zeitschriften. In Themenpaketen will der Verlag die Inhalte über SpringerLink zugänglich machen.

Nicht ganz richtig

Systematische Fehlerkorrekturen fehlen vielen Medien leider.

Wenn die Nachrichtenagenturen merken, dass sie ihre Kunden — also die Medien — mit fehlerhaften Meldungen beliefert haben, machen sie das relativ transparent. KORREKTUR schreit die Überschrift zumeist, und in Klammern stehen unter der Meldung die mitunter schmerzhaften Details:

(Berichtigt wurde die Überschrift. Es handelt sich um das erste Quartal; nicht das zweite.)
(Berichtigung: Im ersten Satz, erster Absatz, wurde berichtigt: Ende Juli (statt: Ende Juni))
(Berichtigt wurde im ersten Satz des zweiten Absatzes der Unternehmensname. IBM rpt. IBM wurden von Morgan Stanley herauf gestuft.)

Bei den Kunden sieht das zum Teil anders aus: In einigen US-Zeitungen haben Korrekturen ihren festen Platz, in Deutschland sucht man Berichtigungen oft vergebens. Christoph Keese, der nach längerer Zeit an der Spitze der FTD nun zur Welt am Sonntag gewechselt ist, hat sich dazu im Mai auf dem Jahrestreffen des Netzwerks Recherche geäußert: Beim Start habe auch die FTD eine solche Fehlerkolumne gehabt, diese habe jedoch den Eindruck erweckt, die FTD mache überproportional viel falsch. So bleibt es bei den meisten deutschen Medien bei sporadischen, unsystematischen Fehlerkorrekturen.

Links zum Thema:
New York Times Corrections
EUobserver.com Corrections & clarifications
CNNmoney Corrections
Reuters Corrections Archives
OJR: BBC plant Korrekturseite (05.07.2004)
Berliner Zeitung: Berichten und berichtigen (29.11.2000)

Alles war besser

Axel Springer und Spiegel kehren zur alten Rechtschreibung zurück.

Das Sommerloch zum Ausschneiden Die alten Mainzelmännchen müssen zurück? Die D-Mark auch? Dann muss natürlich auch die neue Rechtschreibung über Bord: „Die geschichtliche Erfahrung über Jahrhunderte zeigt, daß Sprache sich evolutionär weiterentwickelt. Die Rechtschreibung sollte diese Änderungen nachvollziehen und nicht vorschreiben“, verlangt Stefan Aust. Und fordert dann die Rückkehr zur Schreibweise, die 1902 durch staatlichen Beschluss festgelegt worden ist. Das sei ja die „klassische“. Ich rechne stündlich mit einer Sonderausgabe der FAZ, die sich ausschließlich mit dem Thema befasst.

Siehe auch: Ohne mich! und Alles alt macht das Sommerloch.

Tags darauf: Ausläufer des Sommerlochs über Frankfurt gesichtet. Zwölf Berichte, Leitartikel, Kurzmeldungen und Interviews zähle ich in der heutigen Ausgabe der FAZ. Statt „klassische“ heißt die alte Orthografie dort übrigens ganz unparteiisch „bewährte Rechtschreibung“.

Netzeitung und Niedergang

Die FAS über das ambitionierte Internetprojekt.

„Die Netzeitung ist ein Symbol für den Niedergang des Online-Journalismus“, schreibt Stefan Niggemeier heute ausführlich in der FAS (jetzt auch online). Niggemeier verweist auf Schwund und schlechte Bezahlung der Mitarbeiter, das drohende Ende der Medienkolumne Altpapier, fehlenden Zugriff auf die Agenturen dpa und AFP, die kritisierten PR-Texte im Bücherportal und den angeblichen Break-even.

Nachtrag: Netzeitungs-Chefredakteur Michael Maier hat auf den FAS-Artikel geantwortet. Dieser enthalte „jede Menge unwahre Tatsachenbehauptungen“; Maier nennt allerdings keine. Er zählt die abonnierten Nachrichtenagenturen auf (übliche minus dpa und AFP), verweist auf die Zitatzahlen (allerdings ohne Beleg) und scheint eine große Allianz der „Old Media“ von FAZ bis Spiegel zu wittern.