Mahjong
Chinesische Gegenwartskunst in Hamburg.
Vorurteil eins: Chinesische Kunst ist das, was in China-Restaurants an der Wand hängt. Vorurteil zwei: Chinesische Gegenwartskunst sieht so aus wie Andy Warhols Mao-Porträts.
Ich war jetzt das dritte Mal in der Ausstellung mahjong, die noch bis zum 18. Februar in der Hamburger Kunsthalle (Galerie der Gegenwart) gezeigt wird. Ein dringender Rat — Besucher sollten Zeit mitbringen, weil es sich außerordentlich lohnt. Wer sich mit Audioguides versteht, bekommt übrigens einen kostenlosen an der Garderobe.
Mit den Originalgemälden für Propagandaposter startet die Ausstellung zwar chronologisch am Anfang, weiter geht es aber mit der Gruppierung nach Themen: etwa die Auseinandersetzung mit der Ein-Kind-Familie, mit dem Verhältnis von Individuum und Masse, der Konsumwelt oder der Verstädterung.
Die Bandbreite der von Uli Sigg gesammelten Werke ist enorm: von großflächigen, unscharfen, beunruhigenden Gemälden, die zugleich an Überwachungskameras und an Werke Gerhard Richters erinnern, bis zur in 2.200 kleinen Tonfiguren nachgestellten Militärparade auf dem Platz des Himmlischen Friedens, bei der am Anfang chinesische Soldaten aus dem Jahre 1949 marschieren und am Ende Außerirdische. Eine Sammlung chinesischer Avantgarde, die ihresgleichen sucht.
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