VeriSign gefährdet Netzstabilität

ICANNs Sicherheitskomitee kritisiert Verisigns Sitefinder-Wildcards.

VeriSign’s change appears to have considerably weakened the stability of the Internet, introduced ambiguous and inaccurate responses in the DNS, and has caused an escalating chain reaction of measures and countermeasures that contribute to further instability.
(Message from Security and Stability Advisory Committee to ICANN Board)

ICANNs Komitee für Sicherheit und Stabilität (SecSAC) hat sich zum Thema Wildcards zu Wort gemeldet und die schwerste Keule ausgepackt: Die Stabilität des Netzes — heiliger Gral aller ICANN-Aktivitäten — ist in Gefahr. Zunächst waren sich SecSAC und Internet Architecture Board (IAB) offenbar uneins, doch die Argumente in der detaillierten IAB-Stellungnahme kann man nur schwer wegwischen. VeriSign spielt dagegen auf Zeit: Erst einmal soll noch ein unabhängiges Expertenkomitee die Fakten untersuchen; ein zeitweises Abschalten des umstrittenen Sitefinder-„Dienstes“ wird abgelehnt.

Karl Klammer fürs Netz

VeriSign bringt alle nicht registrierten com/net-Seiten unter seine Kontrolle.

Typosquatter sind Leute, die Domains wie yaoo.com oder googl.com registrieren und auf Traffic durch Vertipper hoffen. Jetzt hat .com/.net-Betreiber VeriSign ein Verfahren namens „Sitefinder“ aktiviert, das daraus netzweit Profit schlägt. Eine nicht registrierte Domain wie irgendeinbeispiel.net führt nicht mehr zu einer Fehlermeldung im Browser, sondern zu einer VeriSign-Suchseite. Internet-Explorer-Nutzer kennen ein ähnliches Verhalten: MSIE leitet dann zu einer MSN-Suchseite weiter. Das VeriSign-System betrifft alle Browser gleichermaßen.

Thomas Roessler schreibt, dass damit Nutzern und Entwicklern die Wahl genommen wird, wie sie auf die Situation reagieren wollen, indem z.B. der Browser zur liebsten Suchmaschine umleitet. Netzpionier und ICANN-Direktor Vint Cerf scheint ebenfalls nicht begeistert. Erst recht verwirrend wird es, wenn das System ab und an ausfällt. Mehr bei Thomas Roessler und Jason Garman.

Update: Die Kommentare bei Slashdot sind ebenfalls wenig begeistert, zumal Spam-Check durch Kontrolle vorhandener Domains unmöglich wird.

.kids.us am Start

Die angeblich kindersichere Domain ist keine Lösung für Kinder im Netz.

Am 4. September ist es soweit: .kids.us startet. Eine Domain für ein kindersicheres Internet klingt wie ein Vorhaben, gegen das man einfach nichts einwenden kann. So ist der Netzwelt-Redakteur Frank Patalong von Spiegel Online ein großer Fan dieses Vorhabens und wirft der Netzverwaltung ICANN vor, dass sie nicht gleich .kids für die ganze Welt eingerichtet hat. Ich bin gespannt, ob er zum .kids.us-Start ähnliche Begeisterung aufbringt — nicht alles ist so wunderbar, wie die Pläne klingen.
Continue reading

Das E-Mail-Phantom

Auf der Spur des Internetphänomens Jeffrey A. Williams

131.000 Mitglieder für einen internationalen Verband von Netzwerk-Ingenieuren sind eine stolze Zahl. Dessen Sprecher, Jeffrey A. Williams, war an der Entwicklung des Internet-Vorgängers Arpanet beteiligt und arbeitet mit George Bushs Spezialisten für Cyber-Sicherheit zusammen. Außerdem war er Kampfpilot, Richter, Amateurboxer, Buchautor, Vietnamveteran, hat Jura und Informatik studiert und für die US-Regierung sowie die Welthandelsorganisation gearbeitet. Und alle wissen, dass das nicht stimmt.
Continue reading