Die grüne Halle

Das neue heute-Studio.

18:48 | Wie vermutlich jeder Deutsche habe ich mittlerweile drei der DIN-A4-Heftchen erhalten, in denen das ZDF sein neues Nachrichtenstudio in eine Reihe mit der Erfindung des Buchdrucks und des Internets stellt. Alles unterhalb eines einschwebenden Planeten, der anschließend im Studio explodiert, wäre somit eine Enttäuschung. Aber halt: Es soll ja auch kein Zuschauer glauben, in Mainz würden tatsächlich Planeten ins neue Studio gehievt.
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Tagesthemen interaktiv

Ein Testballon von ARD aktuell.

Die TV-Kollegen aus Hamburg-Lokstedt haben sich überlegt, wie eine Tagesthemen-Ausgabe um Hintergründe und Infografiken erweitert werden kann.
Normale Qualitäthöhere Qualität

Chefredakteur Kai Gniffke erläutert die Hintergründe bei blog.tagesschau.de. Es handelt sich explizit um einen Dummy — es geht also mehr um die Idee und Gestaltung als um die praktische Umsetzung in Flash und die Inhalte.

Ein paar Screenshots:

Es gibt zwar natürlich schon einige Versuche, Interaktivität ins Fernsehen zu bringen — in Großbritannien zum Beispiel der Red Button (Flash-Demo bei der BBC) oder hierzulande das ARD Digitalportal auf Basis von MHP. In Großbritannien wurde der rote Knopf auf der Fernbedienung konsequent beworben, zudem funktioniert er für alle Digital-TV-Zuschauer — Antenne, Satellit, Kabel, Breitband. Mit den Buchstaben MHP können dagegen in Deutschland höchstens ein paar Spezialisten etwas anfangen. Aber die Generation, die jetzt mit dem Breitband-Internet aufwächst, versteht unter Interaktivität ohnehin mehr als ein paar besser lesbare Teletext-Seiten. Sehr erfreulich also, dass ARD aktuell mit einem Dummy mal ausprobiert, wohin die Reise gehen könnte.

Feedback ist explizit gewünscht!

(Transparenzhinweis: Der NDR zählt zu meinen Arbeitgebern, dies ist mein privates Weblog.)

Karten, Hämmer, Nägel

Visualisierung und das Militär.

Das Weblog Information Aesthetics berichtet über einen Vortrag von Jake Kolojejchick auf der InfoVis, einer Konferenz über die Visualisierung von Informationen. Kolojejchik hat für das US-Militär an einem Projekt für den Gefechtsstand der Zukunft gearbeitet, bei dem Visualisierungen eine Schlüsselrolle für gemeinsame Entscheidungsprozesse spielen. Aus dem Information-Aesthetics-Beitrag über die Präsentation:

Military commanders have always loved maps. Jake speculated that this wasn’t just because maps convey information clearly, but they also convey possibilities for action. A bridge almost begs to be crossed, for example. Jake then showed a slide of various visualizations of the current financial meltdown. All of these charts showed how bad things are, but none held any hint of what to do next. (Alas!) Is there a way we can create visualizations with map-like „affordances for action?“

Affordances meint den Angebots- oder Aufforderungscharakter von Dingen. Natürlich birgt die Brücke-auf-einer-Karte-Perspektive einige Gefahren. Zum Beispiel einen Tunnelblick auf die Dinge, wie ihn der Psychologe Abraham Maslow (ja, der mit der Bedürfnispyramide) beschrieben hat: „I suppose it is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail.“

Variante C

Mario García geht unter die Videoblogger.

Nach der Arbeit an über 400 Printmedien — vom Philadelphia Inquirer über Die Zeit bis zum Wall Street Journal — ist Mario García inzwischen der bekannteste Zeitungs-Umgestalter seiner Zeit. Die Kunden von García Media sind in der ganzen Welt verteilt, er dürfte also viel Erfahrung mit unterschiedlichen Verlags- und Redaktionskulturen haben. Und wo sieht er den meisten Widerstand gegen eine multimediale Integration, das stärkste Beharren auf Papierzeitungen? In den USA: „I would distribute buttons to everyone in the newsroom to remind them that they are NEWS people, NOT newspaper people“, schreibt er.

Jetzt gibt es einen weiteren guten Grund, sein Weblog zu lesen: 3-Minuten-Lehrvideos für Design-Einsteiger, in denen er etwa für ein beherrschendes optisches Element auf jeder Seite wirbt. Wer mehr Zeit mitbringt, findet im TYPO Berlin Videoblog einen halbstündigen Vortrag aus dem Jahr 2000. García erzählt darin über das Redesign des Wall Street Journal Europe und über die seltenen Momente, in denen sich Verleger für „Variante C“ entscheiden.