Video, nicht TV

Bewegtbild-Ästhetik im Netz.

Fernsehen machen kann lieber das Fernsehen machen — das ist eine ziemlich gute Devise für Online-Video. In Deutschland zeigt das vor allem die Zeit, beispielsweise mit der Serie über Video-Überwachung in Hamburg und Berlin (Teil 1 und Teil 2) von Stephan und Christoph Hartmann: erkennbar professionell, aber nicht unbedingt nach den Gesetzen des klassischen TV-Beitrags gedreht. (Gefunden via Surveillance Studies.)

Einen ähnlichen Ansatz wählt jetzt der Guardian, der sich „a distinct visual style and what’s hopefully a refreshing lack of TV news clichés“ vorgenommen hat, wie Neil McIntosh von Guardian Unlimited in seinem Blog schreibt. Wichtig sei, kein armseliger Abklatsch der Fernsehnachrichten zu werden: „We need to be able to do something that’s distinctively the Guardian, part of an ecosystem of web content that includes audio, text and photography, produced by our professionals and by our users.“ Ein Video-Beispiel dafür: Transportprobleme im überfluteten Tewkesbury, unterlegt mit klassischer Musik.

Während also ein Teil der Online-Video-Profis nach einer etwas anderen Ästhetik sucht, hat Jackson West bei NewTeeVee einmal gesammelt, was die Amateur-Ästhetik auf YouTube & Co. derzeit ausmacht. Die Vergleiche mit Cinéma vérité und Dogma sind streckenweise gewagt, aber spannend.

Newscopter-Crash

Zwei News-Hubschrauber kollidieren.

2004 habe ich schon mal darüber geschrieben, wie ein News-Hubschrauber in New York den Absturz eines filmenden News-Hubschraubers gefilmt hat. Jetzt sind in Phoenix zwei konkurrierende News-Hubschrauber kollidiert, während sie mit drei weiteren News-Hubschraubern eine Verfolgungsjagd verfolgten. Konsequenz: „Within moments of the collision, other TV news helicopters were broadcasting pictures of the burning wreckage.“ Vier Tote. Als wenn sich die Bilder ein und derselben Verfolgungsjagd aus dem Blickwinkel fünf verschiedener Hubschrauber unterschieden hätten.

Spielstart

On-Demand-Plattform der BBC in Beta-Phase.

Nach langem Warten ist es heute soweit: Der BBC iPlayer geht in den Beta-Betrieb, im Herbst soll dann der offizielle Start sein. Die Software ermöglicht es Nutzern in Großbritannien, bestimmte BBC-TV-Sendungen sieben Tage nach Ausstrahlung kostenlos herunterzuladen. Einige Serien sind auch später noch komplett im Angebot. Nutzer müssen ihre heruntergeladenen Inhalte binnen 30 Tagen erstmals ansehen, der Inhalt verschwindet 7 Tage nach dem ersten Ansehen. Um den Inhalt zu transportieren, schließt der iPlayer die Nutzer zu Peer-to-Peer-Netzen zusammen — nutzt also ähnliche Technik wie eDonkey, BitTorrent & Co.

BBC iPlayer

Ein großer Nachteil: Der iPlayer funktioniert ausschließlich mit Windows Media Player 10 auf Windows XP, auch wenn Versionen für Windows Vista und Mac OS X in Arbeit sind. Das BBC-Aufsichtsgremium, der BBC Trust, hat auf Plattform-Neutralität gedrängt und will alle sechs Monate nachhaken.

Warum der Inhalt wieder verschwindet? Die BBC argumentiert, dass sie einen Mittelweg finden muss zwischen freiem Zugang für britische Gebührenzahler und kommerzieller Zweitverwertung, deren Einnahmen ins Programm zurückfließen. Das betrifft aber natürlich nur die Produktionen, bei denen die BBC überhaupt alle Rechte hat — und das ist nur ein kleiner Teil der Programme. Das Hauptargument der BBC für digitale Rechtebeschränkungen ist, dass die BBC größtenteils gar nicht selbst über das Recht verfügt, die Programme unbegrenzt anzubieten.

Mehr dazu:
BBC iPlayer
BBC online video service launches (BBC News)
BBC-Trust-Entscheidung
BBC-Forum zum iPlayer

Gut aufgelegt

Fernsehkritik.TV über Call-in-Quizze.

Money Express - Falsche Antwort 5 -- Aufgelegt 6

Eine geballte Dosis Anrufquiz-Fernsehen: Die Klage gegen Marc Doehlers call-in-tv.de, eine Analyse von Money Express (Callactive/Endemol) und die Top Ten der Spiel-Lösungen gibt es in der sehenswerten dritten Folge von Fernsehkritik.TV (40 Minuten Quicktime oder Windows Media).

Da muss man erst Herrn Niggemeier lesen, um zu sehen, was Rupert Everett der Fernsehkritiker vom Nebenbüro so alles macht. Chapeau!