Fremdblut

Prompte Reaktion auf neues Doping-Debakel.

Sat.1 bricht Tour de France ab -- Gute Nachricht für Radsport-Fans: Tour de France 2007 jetzt bei QVC

(Nein, natürlich nicht, alles falsch. Jan Ullrich muss weiterhin mit Mike Kluge telefonieren.)

Riesengroß

Riesenmaschine, das Buch.

Kathrin Passig nennt bereits vier unwiderlegbare Gründe, warum ein jeder das Riesenmaschine-Buch kostenlos als PDF herunterladen und dann zweimal in dreidimensional kaufen sollte.

Grund Nummer fünf ist der sagenhafte Anfang auf Seite sechs, der den Wettbewerb um den schönsten ersten Satz  supernovaesk gewinnen wird: „Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier München Super liefert Mochenwangen.“

Selbstversüchtig

Die Zeit experimentiert.

Ich mache mir etwas Sorgen um die Journalistenkollegen vom Speersort: Vor einem Monat hat sich Tobias Hürter Epo spritzen lassen, um Wirkung und Verlockung am eigenen Leib zu spüren. Jetzt hat Bas Kast mit einem Magnetstimulator Teile seines Gehirns lahmlegen lassen, um an den inneren Savant heranzukommen. Am kommenden Donnerstag ist also mindestens mit Helmut Schmidt schwerelos im Parabelflug zu rechnen.

Nachtrag: Auch die TR ist im Experimentierfieber, vermeldet die Zeit.

Wie wahr?

Britische Diskussion über TV-Authentizität.

Es klang zunächst wie der aufgeblasenste Medienskandal des britischen Sommerlochs: In einem Trailer für eine BBC-Dokumentation schien es, als würde die Königin aus einer Foto-Session mit Annie Leibovitz herausstürmen. In Wirklichkeit war die Reihenfolge zweier Szenen vertauscht, und die Königin war tatsächlich zur Fotografin unterwegs.

Aber in Kombination mit dem Anrufquiz-Skandal vom Frühjahr ist daraus eine kleine Lawine geworden. Die BBC hat weitere Sendungen überprüft und dabei eine Reihe von Fällen entdeckt, in denen Produktionsmitarbeiter so getan hatten, als seien sie Anrufer. Die Branche rechnet offenbar damit, dass weitere Fälle auftauchen. Reaktion der BBC: Keine Anrufquizze mehr, Schulungen für die Mitarbeiter und einige Beurlaubungen, die Medienberichten zufolge wohl bis in die mittlere Managementebene gehen.

Und jetzt geht es langsam ans Eingemachte: Wie viel Wirklichkeit verträgt das Fernsehen? Wie entsteht, um in Großbritannien zu bleiben, eine Sendung wie Holiday Showdown, in der zwei inkompatible Familien zusammen zwei Wochen Urlaub machen, und das von den entstehenden Konflikten lebt? Etwa, wie es im Observer heißt, durch Lügen beim Anwerben der Teilnehmer und zusätzliche Stressfaktoren „like leaving them hungry“? Was ist mit Zwischenschnitten in Nachrichtenbeiträgen, mit dem Politiker, der für die Kamera den Flur entlanggeht und mit Papier raschelt, mit dem abgefilmten Faxgerät, aus dem angeblich just eine Pressemitteilung quillt?

Ist das Publikum mittlerweile so medienerfahren, dass es gestellte Szenen und andere Schummeleien erkennt? Wenn ja, sehen die Zuschauer darüber hinweg oder ärgern sie sich? Welche Rolle spielen YouTube & Co.? Welchen Effekt haben die kleinen, handlichen, günstigen Digital-Video-Kameras — werden TV-Reporter damit wieder mehr Beobachter als Regisseure des Geschehens? Der bloggende Chef der BBC-Abteilung Global News, Richard Sambrook, erwartete schon vor dem Ärger um den Queen-Trailer einen baldigen Wandel im Nachrichtengeschäft: „I suspect that the current push towards transparency and openness, coupled with the raw authenticity of new video techniques, driven by cheap ubiquitous cameras and outlets like YouTube will mean before too long these techniques will start to look as dated as Walter Cronkite’s tweed suit.“

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Ins Archiv

Archive.org-Link statt Fehlerseite.

Am besten ist es natürlich, wenn Webadressen stets funktionieren und Links nie kaputtgehen: Cool URIs don’t change, wie es das World Wide Web Consortium empfiehlt. Am zweitbesten ist das, was die BBC macht: Wer auf einer entrümpelten Seite des Angebots landet — etwa hier –, der bekommt keine Fehlermeldung, sondern den entsprechenden Link zum Internet Archive.