Anglofrankreich

Akten aus dem britischen Nationalarchiv.

Eine erstaunliche Berichterstattungswelle lösen in Großbritannien regelmäßig die freigegebenen Dokumente aus den National Archives aus. Früher gab es im Regelfall nach 30 Jahren Einblick in die dort gelagerten Regierungsakten, allerdings konnte der Lordkanzler diese Frist im Einzelfall verlängern oder verkürzen (natürlich: verlängern!). Jetzt sind alle Dokumente dank Informationsfreiheitsgesetz im Prinzip zugänglich, wenn sie nicht unter die eine oder andere Ausnahme fallen.

Auf Grund solcher Aktenfreigaben berichtete die BBC etwa im Dezember 2005, was Großbritannien 1975 im Falle eines Nuklearkrieges vorhatte (Audio dazu: „This is the Wartime Broadcasting Service. This country has been attacked with nuclear weapons.“). Jetzt ist eine rosafarbene Akte mit dem Titel „Anglo-French Union“ aufgetaucht. Das war der radikale Vorschlag, mit dem der französische Premier Guy Mollet 1956 in London auftauchte: Großbritannien und Frankreich sollten sich zu einer Union zusammenschließen. Alternativ wollte Frankreich dem Commonwealth beitreten, mit der jungen Königin Elisabeth II. als Staatsoberhaupt.

Viel spannendes Material, das da in Archiven gehoben wird; hierzulande in Feuilleton-Serien wie „Wir vom Archiv“ (FAZ) weniger prominent als in Großbritannien.