78¾ Jahre

Das Bundesarchiv nutzt CC-Lizenzen.


Foto oben (CC-by-sa) Bundesarchiv
Foto unten (CC-by) Adrià Ariste Santacreu

Das obere Bild zeigt das Brandenburger Tor am 28. April 1928. Eine Aufnahme der Fotoagentur A-B-C-Aktuelle-Bilder-Centrale des Fotografen Georg Pahl, das den Zweiten Weltkrieg überstanden hat und jetzt im Bundesarchiv liegt. Eines von mehr als 100.000 Bildern des Bundesarchivs, das jetzt unter einer Creative-Commons-Lizenz steht und bei Wikimedia Commons zu finden ist.

Das untere Bild zeigt das Tor am 10. Februar 2007. Eine Aufnahme von Adrià Ariste Santacreu, das zusammen mit drei Milliarden anderen Fotos bei Flickr zu finden ist. Eines von fast 90 Millionen Flickr-Bildern unter einer Creative-Commons-Lizenz.

Eine sehr feine Sache.

Kein Wunschkonzert

Sueddeutsche.de sucht das BBC-Archiv.

Bei sueddeutsche.de ist Marita Stocker auf die Suche nach dem „riesigen, kostenfreien Archiv an Fernseh- und Radiosendungen“ der BBC im Netz gegangen. Und beschreibt also eine Suche nach etwas, was es so gar nicht gibt. Gefunden hat sie zuerst Treasure Hunt — das ist kein Archiv, sondern eine längst abgeschlossene Initiative, mit der die BBC-Archivare an Sendungen kommen wollten, die im Archiv fehlen. (Die Autorin: „Kann das möglich sein? Das mit Eigenlob dekorierte Archiv verwaist und für die BBC nicht weiter von Interesse?“)

Zweiter Stopp ist die Seite des BBC Archive, und die Autorin entdeckt, dass das vorhandene Video-Material größtenteils außerhalb Großbritannien nicht abgespielt werden darf. Sehr bedauerlich, in der Tat, aber auch nicht völlig überraschend für eine Rundfunkanstalt, die vom britischen Gebührenzahler finanziert wurde und wird.

So schließt die Autorin mit einem Hinweis auf arte+7, wo „alle ausgestrahlten Sendungen der vergangenen sieben Tage“ zu finden seien. Das stimmt zwar nicht ganz, weil längst nicht alle Sendungen dort landen, ist aber trotzdem kein schlechter Linktipp. Aber jetzt wird die Autorin doch mit Sicherheit auch den BBC iPlayer erwähnen, der den Briten genau das für BBC-Sendungen liefert? Leider nicht.

(Da passt es ja ganz gut, dass turi2 als „Background“ einen Guardian-Artikel verlinkt, in dem es um etwas völlig anderes geht, nämlich um permanente Informationsseiten zu jeder Sendung.)

Altes Papier

Times-Archiv vorerst kostenlos zugänglich.

Execution of the Queen of France

Auf Seite eins Offerten für ein „bemerkenswert schönes“ Pferd und Werbung für Anchovis-Fischsaucen, erst auf Seite drei die mit aufrichtigem Bedauern vorgetragene Nachricht: Marie Antoinette, Ex-Königin von Frankreich, ist hingerichtet worden.

Es ist großartig, dass 200 Jahre The Times – die Ausgaben von 1785 bis 1985 – jetzt im Internet zu lesen sind. Schade, dass dafür eine Registrierung notwendig ist, bei der sogar nach einer Telefon- oder Handynummer gefragt wird. Bedauerlich, dass das Archiv womöglich nur in der Startphase kostenlos zugänglich ist. Aber der Guardian verlangt für den Zutritt zu seinem Archiv auch happige Preise.

Nachtrag: Die kostenlose Nutzung endet am 18. September 2008.

Bei der Gelegenheit:

Alte Neuigkeiten

Google durchsucht Zeitungsarchive.

Ein Spielzeug aus Mountain View, das schon ein halbes Jahr alt ist: Google News Archives. Diese Suche durchstöbert nicht die aktuellen englischsprachigen Nachrichten, sondern die Meldungen von früher — auch aus der Zeit, in der es überhaupt kein Internet gab. Die ältesten Artikel, die ich dort gefunden habe, stammen aus dem Jahr 1759.

Mehr als die Schlagzeile und einen kurzen Textauszug bekommt man aber meist nicht: Die Suchtreffer für ältere Zeitungen stammen fast ausschließlich aus kostenpflichtigen Archiven der einzelnen Zeitungen oder aus dem gigantischen, ebenfalls kostenpflichtigen NewspaperArchive.com. Selten gibt es kleinere Inseln kostenloser Artikel, etwa von der Washington Post über Watergate.

Statt bei Google in Links zu Bezahlarchiven zu versinken, lohnt sich vielleicht gleich der Weg zur einen Zeitschrift, die ihre seit 1923 erschienenen Artikel komplett online gestellt hat: Time Magazine.

Anglofrankreich

Akten aus dem britischen Nationalarchiv.

Eine erstaunliche Berichterstattungswelle lösen in Großbritannien regelmäßig die freigegebenen Dokumente aus den National Archives aus. Früher gab es im Regelfall nach 30 Jahren Einblick in die dort gelagerten Regierungsakten, allerdings konnte der Lordkanzler diese Frist im Einzelfall verlängern oder verkürzen (natürlich: verlängern!). Jetzt sind alle Dokumente dank Informationsfreiheitsgesetz im Prinzip zugänglich, wenn sie nicht unter die eine oder andere Ausnahme fallen.

Auf Grund solcher Aktenfreigaben berichtete die BBC etwa im Dezember 2005, was Großbritannien 1975 im Falle eines Nuklearkrieges vorhatte (Audio dazu: „This is the Wartime Broadcasting Service. This country has been attacked with nuclear weapons.“). Jetzt ist eine rosafarbene Akte mit dem Titel „Anglo-French Union“ aufgetaucht. Das war der radikale Vorschlag, mit dem der französische Premier Guy Mollet 1956 in London auftauchte: Großbritannien und Frankreich sollten sich zu einer Union zusammenschließen. Alternativ wollte Frankreich dem Commonwealth beitreten, mit der jungen Königin Elisabeth II. als Staatsoberhaupt.

Viel spannendes Material, das da in Archiven gehoben wird; hierzulande in Feuilleton-Serien wie „Wir vom Archiv“ (FAZ) weniger prominent als in Großbritannien.