En direct

Livetickerer bekommt Tränengas ab.

Der sueddeutsche.de-Liveticker aus dem Café der Wahlverlierer an der Place de la Bastille endet sehr wild: Der Reporter Johannes Honsell gerät in eine Straßenschlacht, bekommt Tränengas ab, flüchtet zurück ins Café „Le Bastille“, von wo er jetzt eingeschlossen den Polizeieinsatz abwartet und sowohl die Medienberichterstattung als auch das Geschehen vor der Tür kommentiert:

23:13 Uhr Der Kontrast ist schwer auszuhalten. Draußen tobt ein Straßenkampf, auf dem Schirm im Inneren des Cafés spricht Sarkozy auf dem Platz der Concorde von einem geeinten Frankreich.

Premier tour

Präsidentschaftswahl in Frankreich.

Die französische Präsidentschaftswahl — für Menschen, die der französischen Sprache nicht hinreichend mächtig sind. Die ersten Prognosen gibt es, wenn die letzten Wahllokale in großen Städten schließen: um 20 Uhr.

Bei arte gibt es eine Sonderausgabe der Nachrichtensendung arte info (19.45 bis 20.40 Uhr), am späten Abend dann weitere Ergebnisse und Reaktionen, mit dem unvermeidlichen Daniel Cohn-Bendit (22.45 bis 23.15 Uhr).

Bei Phoenix gibt es eine lange Sondersendung (18.00 bis 22.00 Uhr) mit eingestreuten Porträts und Dokumentationen.

Für den Nachrichtenkanal France24 ist der Sonntag die erste große Bewährungsprobe. Die Dauerberichterstattung ist auch im Windows-Media-Livestream zu verfolgen. Sondersendungen stehen bei CNN und BBC World ebenfalls ab 20.00 Uhr auf dem Programm.

Im Netz gibt es (neben den üblichen Verdächtigen in Deutschland) viele Infos bei der Herald Tribune. Vielleicht reichen die Sprachkenntnisse ja, um auf den Seiten von Le Monde, Libération, Le Figaro oder France 2 wenigstens die aktuellen Zahlen zu finden.

(Und für die nächste Bundestagswahl möchte ich bitte so eine bunte Karte auch für die deutsche Blogosphäre haben. Was immer die genau tut und macht.)

Anglofrankreich

Akten aus dem britischen Nationalarchiv.

Eine erstaunliche Berichterstattungswelle lösen in Großbritannien regelmäßig die freigegebenen Dokumente aus den National Archives aus. Früher gab es im Regelfall nach 30 Jahren Einblick in die dort gelagerten Regierungsakten, allerdings konnte der Lordkanzler diese Frist im Einzelfall verlängern oder verkürzen (natürlich: verlängern!). Jetzt sind alle Dokumente dank Informationsfreiheitsgesetz im Prinzip zugänglich, wenn sie nicht unter die eine oder andere Ausnahme fallen.

Auf Grund solcher Aktenfreigaben berichtete die BBC etwa im Dezember 2005, was Großbritannien 1975 im Falle eines Nuklearkrieges vorhatte (Audio dazu: „This is the Wartime Broadcasting Service. This country has been attacked with nuclear weapons.“). Jetzt ist eine rosafarbene Akte mit dem Titel „Anglo-French Union“ aufgetaucht. Das war der radikale Vorschlag, mit dem der französische Premier Guy Mollet 1956 in London auftauchte: Großbritannien und Frankreich sollten sich zu einer Union zusammenschließen. Alternativ wollte Frankreich dem Commonwealth beitreten, mit der jungen Königin Elisabeth II. als Staatsoberhaupt.

Viel spannendes Material, das da in Archiven gehoben wird; hierzulande in Feuilleton-Serien wie „Wir vom Archiv“ (FAZ) weniger prominent als in Großbritannien.

Multimedial sein

France 24 mit wirrem Leitbild.

Unternehmensleitbilder sind eine tolle Sache. Auch France 24 hat sich eins gesetzt — France 24 ist die seit fast 20 Jahren geplante französische Antwort auf CNN. Am Anfang steht „Our Mission“:

To cover international news from a French perspective 24 hours/day, 7 days/week.
To convey the values of France throughout the world.

Darauf folgt unter der Überschrift „Our Goal“ eine grobe Übersicht der Mittel, um die Ziele zu erreichen. Und schließlich „Our Values“. Kostprobe: „Honesty – We remain impartial at all times“. Wie das in Bezug zur Vermittlung der Werte Frankreichs und zur französischen Perspektive steht, wird nicht einmal angesprochen.

Logo France 24 Schön ist auch der Leitbild-Satz „We are firmly committed to being multimedia“. In der PDF-Datei mit dem Leitbild sind die Seiten in der Reihenfolge 1-2-7-6-3-4-5-8 sortiert. Die PDF-Datei wiederum ist in einem ZIP-Paket von der in Flash programmierten Website zu laden. Aber das soll sich zum offiziellen Start noch ändern: France 24 sendet ab 6.12. im Netz, ab 8.12. auch via Satellit — auf Englisch und Französisch.

Mehr zum Thema:
Offizielle Website von France 24
Inoffizielles France-24-Watchblog
France-24-Trailer auf YouTube

Arte France macht Webradio

Kulturradio auf Französisch.

Da denkt man, man kenne Arte, und stolpert dann sehr über Arte Radio. Und stolpert noch mehr darüber, dass es das seit dem 20. März 2002 gibt — allerdings seulement en français.

Arte Radio ist ein Webradio-on-Demand, produziert von der französischen Seite von Arte, mit kurzen und langen Reportagen, Dokumentationen, Hörspielen. Mit Flash oder holpriger ohne zugänglich, lässt die Website die Wahl zwischen RealAudio, zwei MP3-Qualitäten und zumeist auch Ogg Vorbis. Es wird noch besser: Alles steht unter Creative-Commons-Lizenz. Und einen Podcast gibt es auch noch (RSS, iTunes). Aber, wie gesagt, alles auf Französisch.