Die Deutschen haben angeblich weniger Vertrauen in die Medien als die Nigerianer, Indonesier, Inder, Ägypter, US-Amerikaner, Russen, Briten, Südkoreaner und Brasilianer. Nach der GlobeScan-Studie im Auftrag von BBC, Reuters und Media Center ist das Vertrauen seit der letzten Befragung im Jahr 2002 sogar noch gesunken in Deutschland, von 49 Prozent auf 43 Prozent. Erstaunlicherweise wird aber nicht abgeschaltet: Die Studie sieht die Deutschen als „exceptionally enthusiastic consumers of news“. In den zehn Ländern der Studie „Trust in the Media“ wurden gut 10.000 Menschen befragt, auch nach Weblogs: Fast überall gelten sie als am wenigsten vertrauenswürdig — Süd-Korea ist die Ausnahme.
Ein Blick in den Fragebogen-Teil macht mich allerdings skeptisch. Zunächst wird gefragt, ob Regierung oder Medien „im besten Interesse unserer Gesellschaft handeln“. Das Wort „vertrauen“ kommt zwar in der Fragestellung vor, aber nicht im Kern. Die zweite zentrale Frage lautet, ob die folgenden Medien den Befragten mit den gewünschten Nachrichten und Informationen über das Zeitgeschehen versorgen. Der Satz wird zwar wieder mit dem Wort „vertrauen“ gebildet — aber ob ich Weblogs grundsätzlich vertraue oder ob sie mich mit den gewünschten Nachrichten versorgen, sind doch zwei sehr unterschiedliche Dinge.
Statt auf die angeblichen Vertrauensfragen lohnt sich eher der Blick auf den Vergleich der Mediennutzung: Für jeden dritten Südkoreaner ist das Internet die wichtigste Nachrichtenquelle, in Deutschland sind es immerhin elf Prozent. Und dahinter verbergen sich deutliche Unterschiede zwischen den Generationen.